Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite


Jst es Jhnen von Herzen leid, daß Sie Gott
durch die wollüstigen Gedanken und Handlungen beleidigt
haben, deren Sie sich schuldig wissen? "Jch sehe das
an als eines meiner größten Verbrechen, und weiß, daß
ich dadurch immer mehr von der Wahrheit entfernt wor-
den bin, die ich in der Erkenntniß der Religion hätte
finden können, und ich halte davor, daß dieß die Haupt-
quelle aller meiner Vergehungen und Laster ist."

Denken Sie aus eben diesem Grunde mit Abscheu
an diejenigen Ausschweifungen zurück, die Jhnen nach
Jhrer ehemaligen verderbten Gesinnung die meiste Freude
gemacht haben? " Jch denke nicht bloß mit der größe-
sten Gleichgültigkeit an alle die Freuden, die ich im
Sinnlichen gesucht; und um so viel mehr, da ich itzt
empfinde, daß die wahre Glückseeligkeit in ganz entgegen-
gesetzten Gesinnungen besteht, hasse ich daher die ersten
eben so sehr, als ich wünsche die andern zu erhalten,
indem ich wünsche Gott durch die Berichtigung meiner
Gesinnungen gefällig zu werden."

Glauben Sie gewiß zu seyn, daß Sie künftig,
wenn Sie Gelegenheit zu diesen Sünden hätten, sie
aus Gehorsam gegen Gott vermeiden würden? "Jch
bin versichert, daß ich sie aus keiner andern Ursache zu
vermeiden im Stande seyn würde. Daher, da ich einen
lebhaften Vorschmack von der Glückseeligkeit der Tugend
habe, und ich gewiß versichert bin, daß ich diese nicht
anders, als durch die wahre Furcht Gottes und die Be-
gierde mich seinem Willen gemäß zu verhalten, erlangen
können würde, so habe ich auch den gewissen Vorsatz ge-
faßt, solche nie aus der Acht zu setzen, sondern alle meine
Gesinnungen und Handlungen durch den kräftigen Bey-
stand dieser Mittel, welche ich durch die wahre Erkennt-
niß Gottes und seiner Lehre habe kennen gelernt, zu
berichtigen."

Bekla-
M 5


Jſt es Jhnen von Herzen leid, daß Sie Gott
durch die wolluͤſtigen Gedanken und Handlungen beleidigt
haben, deren Sie ſich ſchuldig wiſſen? “Jch ſehe das
an als eines meiner groͤßten Verbrechen, und weiß, daß
ich dadurch immer mehr von der Wahrheit entfernt wor-
den bin, die ich in der Erkenntniß der Religion haͤtte
finden koͤnnen, und ich halte davor, daß dieß die Haupt-
quelle aller meiner Vergehungen und Laſter iſt.„

Denken Sie aus eben dieſem Grunde mit Abſcheu
an diejenigen Ausſchweifungen zuruͤck, die Jhnen nach
Jhrer ehemaligen verderbten Geſinnung die meiſte Freude
gemacht haben? “ Jch denke nicht bloß mit der groͤße-
ſten Gleichguͤltigkeit an alle die Freuden, die ich im
Sinnlichen geſucht; und um ſo viel mehr, da ich itzt
empfinde, daß die wahre Gluͤckſeeligkeit in ganz entgegen-
geſetzten Geſinnungen beſteht, haſſe ich daher die erſten
eben ſo ſehr, als ich wuͤnſche die andern zu erhalten,
indem ich wuͤnſche Gott durch die Berichtigung meiner
Geſinnungen gefaͤllig zu werden.„

Glauben Sie gewiß zu ſeyn, daß Sie kuͤnftig,
wenn Sie Gelegenheit zu dieſen Suͤnden haͤtten, ſie
aus Gehorſam gegen Gott vermeiden wuͤrden? “Jch
bin verſichert, daß ich ſie aus keiner andern Urſache zu
vermeiden im Stande ſeyn wuͤrde. Daher, da ich einen
lebhaften Vorſchmack von der Gluͤckſeeligkeit der Tugend
habe, und ich gewiß verſichert bin, daß ich dieſe nicht
anders, als durch die wahre Furcht Gottes und die Be-
gierde mich ſeinem Willen gemaͤß zu verhalten, erlangen
koͤnnen wuͤrde, ſo habe ich auch den gewiſſen Vorſatz ge-
faßt, ſolche nie aus der Acht zu ſetzen, ſondern alle meine
Geſinnungen und Handlungen durch den kraͤftigen Bey-
ſtand dieſer Mittel, welche ich durch die wahre Erkennt-
niß Gottes und ſeiner Lehre habe kennen gelernt, zu
berichtigen.„

Bekla-
M 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0197" n="185"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p>J&#x017F;t es Jhnen von Herzen leid, daß Sie Gott<lb/>
durch die wollu&#x0364;&#x017F;tigen Gedanken und Handlungen beleidigt<lb/>
haben, deren Sie &#x017F;ich &#x017F;chuldig wi&#x017F;&#x017F;en? &#x201C;Jch &#x017F;ehe das<lb/>
an als eines meiner gro&#x0364;ßten Verbrechen, und weiß, daß<lb/>
ich dadurch immer mehr von der Wahrheit entfernt wor-<lb/>
den bin, die ich in der Erkenntniß der Religion ha&#x0364;tte<lb/>
finden ko&#x0364;nnen, und ich halte davor, daß dieß die Haupt-<lb/>
quelle aller meiner Vergehungen und La&#x017F;ter i&#x017F;t.&#x201E;</p><lb/>
        <p>Denken Sie aus eben die&#x017F;em Grunde mit Ab&#x017F;cheu<lb/>
an diejenigen Aus&#x017F;chweifungen zuru&#x0364;ck, die Jhnen nach<lb/>
Jhrer ehemaligen verderbten Ge&#x017F;innung die mei&#x017F;te Freude<lb/>
gemacht haben? &#x201C; Jch denke nicht bloß mit der gro&#x0364;ße-<lb/>
&#x017F;ten Gleichgu&#x0364;ltigkeit an alle die Freuden, die ich im<lb/>
Sinnlichen ge&#x017F;ucht; und um &#x017F;o viel mehr, da ich itzt<lb/>
empfinde, daß die wahre Glu&#x0364;ck&#x017F;eeligkeit in ganz entgegen-<lb/>
ge&#x017F;etzten Ge&#x017F;innungen be&#x017F;teht, ha&#x017F;&#x017F;e ich daher die er&#x017F;ten<lb/>
eben &#x017F;o &#x017F;ehr, als ich wu&#x0364;n&#x017F;che die andern zu erhalten,<lb/>
indem ich wu&#x0364;n&#x017F;che Gott durch die Berichtigung meiner<lb/>
Ge&#x017F;innungen gefa&#x0364;llig zu werden.&#x201E;</p><lb/>
        <p>Glauben Sie gewiß zu &#x017F;eyn, daß Sie ku&#x0364;nftig,<lb/>
wenn Sie Gelegenheit zu die&#x017F;en Su&#x0364;nden ha&#x0364;tten, &#x017F;ie<lb/>
aus Gehor&#x017F;am gegen Gott vermeiden wu&#x0364;rden? &#x201C;Jch<lb/>
bin ver&#x017F;ichert, daß ich &#x017F;ie aus keiner andern Ur&#x017F;ache zu<lb/>
vermeiden im Stande &#x017F;eyn wu&#x0364;rde. Daher, da ich einen<lb/>
lebhaften Vor&#x017F;chmack von der Glu&#x0364;ck&#x017F;eeligkeit der Tugend<lb/>
habe, und ich gewiß ver&#x017F;ichert bin, daß ich die&#x017F;e nicht<lb/>
anders, als durch die wahre Furcht Gottes und die Be-<lb/>
gierde mich &#x017F;einem Willen gema&#x0364;ß zu verhalten, erlangen<lb/>
ko&#x0364;nnen wu&#x0364;rde, &#x017F;o habe ich auch den gewi&#x017F;&#x017F;en Vor&#x017F;atz ge-<lb/>
faßt, &#x017F;olche nie aus der Acht zu &#x017F;etzen, &#x017F;ondern alle meine<lb/>
Ge&#x017F;innungen und Handlungen durch den kra&#x0364;ftigen Bey-<lb/>
&#x017F;tand die&#x017F;er Mittel, welche ich durch die wahre Erkennt-<lb/>
niß Gottes und &#x017F;einer Lehre habe kennen gelernt, zu<lb/>
berichtigen.&#x201E;</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">M 5</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Bekla-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[185/0197] Jſt es Jhnen von Herzen leid, daß Sie Gott durch die wolluͤſtigen Gedanken und Handlungen beleidigt haben, deren Sie ſich ſchuldig wiſſen? “Jch ſehe das an als eines meiner groͤßten Verbrechen, und weiß, daß ich dadurch immer mehr von der Wahrheit entfernt wor- den bin, die ich in der Erkenntniß der Religion haͤtte finden koͤnnen, und ich halte davor, daß dieß die Haupt- quelle aller meiner Vergehungen und Laſter iſt.„ Denken Sie aus eben dieſem Grunde mit Abſcheu an diejenigen Ausſchweifungen zuruͤck, die Jhnen nach Jhrer ehemaligen verderbten Geſinnung die meiſte Freude gemacht haben? “ Jch denke nicht bloß mit der groͤße- ſten Gleichguͤltigkeit an alle die Freuden, die ich im Sinnlichen geſucht; und um ſo viel mehr, da ich itzt empfinde, daß die wahre Gluͤckſeeligkeit in ganz entgegen- geſetzten Geſinnungen beſteht, haſſe ich daher die erſten eben ſo ſehr, als ich wuͤnſche die andern zu erhalten, indem ich wuͤnſche Gott durch die Berichtigung meiner Geſinnungen gefaͤllig zu werden.„ Glauben Sie gewiß zu ſeyn, daß Sie kuͤnftig, wenn Sie Gelegenheit zu dieſen Suͤnden haͤtten, ſie aus Gehorſam gegen Gott vermeiden wuͤrden? “Jch bin verſichert, daß ich ſie aus keiner andern Urſache zu vermeiden im Stande ſeyn wuͤrde. Daher, da ich einen lebhaften Vorſchmack von der Gluͤckſeeligkeit der Tugend habe, und ich gewiß verſichert bin, daß ich dieſe nicht anders, als durch die wahre Furcht Gottes und die Be- gierde mich ſeinem Willen gemaͤß zu verhalten, erlangen koͤnnen wuͤrde, ſo habe ich auch den gewiſſen Vorſatz ge- faßt, ſolche nie aus der Acht zu ſetzen, ſondern alle meine Geſinnungen und Handlungen durch den kraͤftigen Bey- ſtand dieſer Mittel, welche ich durch die wahre Erkennt- niß Gottes und ſeiner Lehre habe kennen gelernt, zu berichtigen.„ Bekla- M 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/muenter_bekehren_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/muenter_bekehren_1772/197
Zitationshilfe: Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muenter_bekehren_1772/197>, abgerufen am 22.11.2024.