Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829.Wahne, den ich gehegt! Er hat mich für seinen Mörder gehalten!" "Auch das nicht, Albus," fiel ich ein: "gewiß nicht! Erinnern Sie sich seiner letzten Worte! Sagte er nicht: "Dort - dort - der Räuber!" Ich wollte mein Leben wetten, daß er den Thäter gesehen hat, und daß es dieses war, was er Ihnen sagen wollte." Er sprang auf. "Es ist, so wahr ein Gott lebt, es ist! Mariane, ich bin unschuldig! Nicht unschuldig, ich habe mich schwer vergangen, mit dem tödtlichen Gewehr wie ein Rasender gefrevelt; aber Gott ist gnädig gewesen, ich bin nicht Mörder, kein Blut - kein Bruderblut klebt an meiner Hand. Oh Mariane, mein guter Engel, meine Retterin von den Foltern des Gewissens!" Er warf sich an ihre Brust. "Mein guter Ferdinand!" sagte sie sanft weinend. Wahne, den ich gehegt! Er hat mich für seinen Mörder gehalten!“ „Auch das nicht, Albus,“ fiel ich ein: „gewiß nicht! Erinnern Sie sich seiner letzten Worte! Sagte er nicht: „Dort – dort – der Räuber!“ Ich wollte mein Leben wetten, daß er den Thäter gesehen hat, und daß es dieses war, was er Ihnen sagen wollte.“ Er sprang auf. „Es ist, so wahr ein Gott lebt, es ist! Mariane, ich bin unschuldig! Nicht unschuldig, ich habe mich schwer vergangen, mit dem tödtlichen Gewehr wie ein Rasender gefrevelt; aber Gott ist gnädig gewesen, ich bin nicht Mörder, kein Blut – kein Bruderblut klebt an meiner Hand. Oh Mariane, mein guter Engel, meine Retterin von den Foltern des Gewissens!“ Er warf sich an ihre Brust. „Mein guter Ferdinand!“ sagte sie sanft weinend. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0225" n="205"/> Wahne, den <hi rendition="#g">ich</hi> gehegt! Er hat <hi rendition="#g">mich</hi> für seinen Mörder gehalten!“</p> <p>„Auch das nicht, Albus,“ fiel ich ein: „gewiß nicht! Erinnern Sie sich seiner letzten Worte! Sagte er nicht: „Dort – dort – der Räuber!“ Ich wollte mein Leben wetten, daß er den Thäter <hi rendition="#g">gesehen</hi> hat, und daß es dieses war, was er Ihnen sagen wollte.“</p> <p>Er sprang auf. „Es <hi rendition="#g">ist</hi>, so wahr ein Gott lebt, es ist! Mariane, ich bin unschuldig! <hi rendition="#g">Nicht</hi> unschuldig, ich habe mich schwer vergangen, mit dem tödtlichen Gewehr wie ein Rasender gefrevelt; aber Gott ist gnädig gewesen, ich bin nicht Mörder, kein Blut – kein Bruderblut klebt an meiner Hand. Oh Mariane, mein guter Engel, meine Retterin von den Foltern des Gewissens!“</p> <p>Er warf sich an ihre Brust. „Mein guter Ferdinand!“ sagte sie sanft weinend. </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [205/0225]
Wahne, den ich gehegt! Er hat mich für seinen Mörder gehalten!“
„Auch das nicht, Albus,“ fiel ich ein: „gewiß nicht! Erinnern Sie sich seiner letzten Worte! Sagte er nicht: „Dort – dort – der Räuber!“ Ich wollte mein Leben wetten, daß er den Thäter gesehen hat, und daß es dieses war, was er Ihnen sagen wollte.“
Er sprang auf. „Es ist, so wahr ein Gott lebt, es ist! Mariane, ich bin unschuldig! Nicht unschuldig, ich habe mich schwer vergangen, mit dem tödtlichen Gewehr wie ein Rasender gefrevelt; aber Gott ist gnädig gewesen, ich bin nicht Mörder, kein Blut – kein Bruderblut klebt an meiner Hand. Oh Mariane, mein guter Engel, meine Retterin von den Foltern des Gewissens!“
Er warf sich an ihre Brust. „Mein guter Ferdinand!“ sagte sie sanft weinend.
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Zitationshilfe: | Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/225>, abgerufen am 16.02.2025. |