neue Generation, erzeugen und bilden helfen sollen! --
Diesen verderblichen Einfluß des Römischen Rechtes und seines Grundsatzes von absolut aus- schließendem Besitze, hat unser Zeitalter vornehm- lich erfahren, wo keine Sitte, keine Religion die abgemessenen, haarscharfen Gränzen, welche vornehmlich das Römische Recht um die einzel- nen Gebiete des Lebens und Wirkens gezogen, wieder verwäscht, verflößt, belebt. Den einsei- tigen Sieg dieses Rechtes über alle anders ge- stalteten, von der Religion befruchteten Rechts- Systeme noch wie einen Triumph der Humanität zu feiern, war der Gipfel des Wahnsinns, des- sen furchtbare Ausbrüche wir erlebt haben. Das war der gerühmte Sieg unsrer erleuchteten Ge- neration über die Kirche und den Feudalismus! --
Das Gesetz der strengsten Subordination, welches in dem heroischen Zeitalter der Römer bei ihnen so tiefe Wurzel gefaßt hat, und wel- ches einer absolut militärischen Republik auch unentbehrlich seyn mochte, verlor seine ursprüng- liche Erhabenheit, als an die Stelle der Idee der Freiheit nun die Römischen Imperatoren traten. Es wurde zu einem weltlichen Mecha- nismus, dessen traurige Spuren sich überall in den Römischen Gesetzbüchern wahrnehmen lassen.
neue Generation, erzeugen und bilden helfen ſollen! —
Dieſen verderblichen Einfluß des Roͤmiſchen Rechtes und ſeines Grundſatzes von abſolut aus- ſchließendem Beſitze, hat unſer Zeitalter vornehm- lich erfahren, wo keine Sitte, keine Religion die abgemeſſenen, haarſcharfen Graͤnzen, welche vornehmlich das Roͤmiſche Recht um die einzel- nen Gebiete des Lebens und Wirkens gezogen, wieder verwaͤſcht, verfloͤßt, belebt. Den einſei- tigen Sieg dieſes Rechtes uͤber alle anders ge- ſtalteten, von der Religion befruchteten Rechts- Syſteme noch wie einen Triumph der Humanitaͤt zu feiern, war der Gipfel des Wahnſinns, deſ- ſen furchtbare Ausbruͤche wir erlebt haben. Das war der geruͤhmte Sieg unſrer erleuchteten Ge- neration uͤber die Kirche und den Feudalismus! —
Das Geſetz der ſtrengſten Subordination, welches in dem heroiſchen Zeitalter der Roͤmer bei ihnen ſo tiefe Wurzel gefaßt hat, und wel- ches einer abſolut militaͤriſchen Republik auch unentbehrlich ſeyn mochte, verlor ſeine urſpruͤng- liche Erhabenheit, als an die Stelle der Idee der Freiheit nun die Roͤmiſchen Imperatoren traten. Es wurde zu einem weltlichen Mecha- nismus, deſſen traurige Spuren ſich uͤberall in den Roͤmiſchen Geſetzbuͤchern wahrnehmen laſſen.
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neue Generation, erzeugen und bilden helfen
ſollen! —
Dieſen verderblichen Einfluß des Roͤmiſchen
Rechtes und ſeines Grundſatzes von abſolut aus-
ſchließendem Beſitze, hat unſer Zeitalter vornehm-
lich erfahren, wo keine Sitte, keine Religion
die abgemeſſenen, haarſcharfen Graͤnzen, welche
vornehmlich das Roͤmiſche Recht um die einzel-
nen Gebiete des Lebens und Wirkens gezogen,
wieder verwaͤſcht, verfloͤßt, belebt. Den einſei-
tigen Sieg dieſes Rechtes uͤber alle anders ge-
ſtalteten, von der Religion befruchteten Rechts-
Syſteme noch wie einen Triumph der Humanitaͤt
zu feiern, war der Gipfel des Wahnſinns, deſ-
ſen furchtbare Ausbruͤche wir erlebt haben. Das
war der geruͤhmte Sieg unſrer erleuchteten Ge-
neration uͤber die Kirche und den Feudalismus! —
Das Geſetz der ſtrengſten Subordination,
welches in dem heroiſchen Zeitalter der Roͤmer
bei ihnen ſo tiefe Wurzel gefaßt hat, und wel-
ches einer abſolut militaͤriſchen Republik auch
unentbehrlich ſeyn mochte, verlor ſeine urſpruͤng-
liche Erhabenheit, als an die Stelle der Idee
der Freiheit nun die Roͤmiſchen Imperatoren
traten. Es wurde zu einem weltlichen Mecha-
nismus, deſſen traurige Spuren ſich uͤberall in
den Roͤmiſchen Geſetzbuͤchern wahrnehmen laſſen.
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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/68>, abgerufen am 23.11.2024.
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