Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

und vollwichtige Silbergeld, welches bis dahin
auf dem Markte ein beträchtliches Agio gewon-
nen hatte, solle von nun an, bei Strafe, im
Handel und Wandel für nicht mehr als den No-
minal-Werth angenommen werden. Diese erste
Maßregel verfehlte sogleich ihren Zweck: Jeder-
mann behielt und sammelte das vollwichtige Geld;
es verschwand aus der Circulation. Ferner
wurde angekündigt, daß alle Taxen und Schul-
den, welche die Krone einzufordern hatte, in
schlechtem Gelde bezahlt werden könnten; eben so
die Parliaments-Anleihen. Diese zweite Maß-
regel verfehlte zwar nicht ihren Zweck: das
schlechte Geld strömte von allen Seiten in den
öffentlichen Schatz; aber abgesehen von dem un-
geheuren Verluste der Krone, war dies eine Auf-
forderung an den Wucher, die Münzen künstlich
noch mehr zu verderben. Drittens: die noch zu-
rückbleibenden schlechten Münzen sollte das Münz-
amt eine Zeitlang nach dem Gewichte, aber zu
einem, den Silberbarren-Marktpreis weit über-
steigenden, Münzpreise annehmen. Endlich soll-
te das gesammte, auf diese Weise zusammenströ-
mende schlechte Silbergeld, nach einem bleiben-
den, festen, dem Metallpreise angemessenen Fuß,
mit allen Vortheilen der neueren Münz-Fabrika-
tion, umgeprägt werden.

und vollwichtige Silbergeld, welches bis dahin
auf dem Markte ein betraͤchtliches Agio gewon-
nen hatte, ſolle von nun an, bei Strafe, im
Handel und Wandel fuͤr nicht mehr als den No-
minal-Werth angenommen werden. Dieſe erſte
Maßregel verfehlte ſogleich ihren Zweck: Jeder-
mann behielt und ſammelte das vollwichtige Geld;
es verſchwand aus der Circulation. Ferner
wurde angekuͤndigt, daß alle Taxen und Schul-
den, welche die Krone einzufordern hatte, in
ſchlechtem Gelde bezahlt werden koͤnnten; eben ſo
die Parliaments-Anleihen. Dieſe zweite Maß-
regel verfehlte zwar nicht ihren Zweck: das
ſchlechte Geld ſtroͤmte von allen Seiten in den
oͤffentlichen Schatz; aber abgeſehen von dem un-
geheuren Verluſte der Krone, war dies eine Auf-
forderung an den Wucher, die Muͤnzen kuͤnſtlich
noch mehr zu verderben. Drittens: die noch zu-
ruͤckbleibenden ſchlechten Muͤnzen ſollte das Muͤnz-
amt eine Zeitlang nach dem Gewichte, aber zu
einem, den Silberbarren-Marktpreis weit uͤber-
ſteigenden, Muͤnzpreiſe annehmen. Endlich ſoll-
te das geſammte, auf dieſe Weiſe zuſammenſtroͤ-
mende ſchlechte Silbergeld, nach einem bleiben-
den, feſten, dem Metallpreiſe angemeſſenen Fuß,
mit allen Vortheilen der neueren Muͤnz-Fabrika-
tion, umgepraͤgt werden.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0342" n="334"/>
und vollwichtige Silbergeld, welches bis dahin<lb/>
auf dem Markte ein betra&#x0364;chtliches Agio gewon-<lb/>
nen hatte, &#x017F;olle von nun an, bei Strafe, im<lb/>
Handel und Wandel fu&#x0364;r nicht mehr als den No-<lb/>
minal-Werth angenommen werden. Die&#x017F;e er&#x017F;te<lb/>
Maßregel verfehlte &#x017F;ogleich ihren Zweck: Jeder-<lb/>
mann behielt und &#x017F;ammelte das vollwichtige Geld;<lb/>
es ver&#x017F;chwand aus der Circulation. <hi rendition="#g">Ferner</hi><lb/>
wurde angeku&#x0364;ndigt, daß alle Taxen und Schul-<lb/>
den, welche die Krone einzufordern hatte, in<lb/>
&#x017F;chlechtem Gelde bezahlt werden ko&#x0364;nnten; eben &#x017F;o<lb/>
die Parliaments-Anleihen. Die&#x017F;e zweite Maß-<lb/>
regel verfehlte zwar nicht ihren Zweck: das<lb/>
&#x017F;chlechte Geld &#x017F;tro&#x0364;mte von allen Seiten in den<lb/>
o&#x0364;ffentlichen Schatz; aber abge&#x017F;ehen von dem un-<lb/>
geheuren Verlu&#x017F;te der Krone, war dies eine Auf-<lb/>
forderung an den Wucher, die Mu&#x0364;nzen ku&#x0364;n&#x017F;tlich<lb/>
noch mehr zu verderben. <hi rendition="#g">Drittens</hi>: die noch zu-<lb/>
ru&#x0364;ckbleibenden &#x017F;chlechten Mu&#x0364;nzen &#x017F;ollte das Mu&#x0364;nz-<lb/>
amt eine Zeitlang nach dem Gewichte, aber zu<lb/>
einem, den Silberbarren-Marktpreis weit u&#x0364;ber-<lb/>
&#x017F;teigenden, Mu&#x0364;nzprei&#x017F;e annehmen. <hi rendition="#g">Endlich</hi> &#x017F;oll-<lb/>
te das ge&#x017F;ammte, auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e zu&#x017F;ammen&#x017F;tro&#x0364;-<lb/>
mende &#x017F;chlechte Silbergeld, nach einem bleiben-<lb/>
den, fe&#x017F;ten, dem Metallprei&#x017F;e angeme&#x017F;&#x017F;enen Fuß,<lb/>
mit allen Vortheilen der neueren Mu&#x0364;nz-Fabrika-<lb/>
tion, umgepra&#x0364;gt werden.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[334/0342] und vollwichtige Silbergeld, welches bis dahin auf dem Markte ein betraͤchtliches Agio gewon- nen hatte, ſolle von nun an, bei Strafe, im Handel und Wandel fuͤr nicht mehr als den No- minal-Werth angenommen werden. Dieſe erſte Maßregel verfehlte ſogleich ihren Zweck: Jeder- mann behielt und ſammelte das vollwichtige Geld; es verſchwand aus der Circulation. Ferner wurde angekuͤndigt, daß alle Taxen und Schul- den, welche die Krone einzufordern hatte, in ſchlechtem Gelde bezahlt werden koͤnnten; eben ſo die Parliaments-Anleihen. Dieſe zweite Maß- regel verfehlte zwar nicht ihren Zweck: das ſchlechte Geld ſtroͤmte von allen Seiten in den oͤffentlichen Schatz; aber abgeſehen von dem un- geheuren Verluſte der Krone, war dies eine Auf- forderung an den Wucher, die Muͤnzen kuͤnſtlich noch mehr zu verderben. Drittens: die noch zu- ruͤckbleibenden ſchlechten Muͤnzen ſollte das Muͤnz- amt eine Zeitlang nach dem Gewichte, aber zu einem, den Silberbarren-Marktpreis weit uͤber- ſteigenden, Muͤnzpreiſe annehmen. Endlich ſoll- te das geſammte, auf dieſe Weiſe zuſammenſtroͤ- mende ſchlechte Silbergeld, nach einem bleiben- den, feſten, dem Metallpreiſe angemeſſenen Fuß, mit allen Vortheilen der neueren Muͤnz-Fabrika- tion, umgepraͤgt werden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/342
Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/342>, abgerufen am 27.11.2024.