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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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näher betrachten, bitte ich Sie, die Eigenheit
eines solchen riesenhaften Unternehmens genau
zu erwägen. Die Einzelnen sollen den Nominal-
Werth ihres schlechten Geldes von der Münze
in gutes Geld umgetauscht erhalten, und das
Volk den großen Verlust des Schatzes durch
eine Abgabe tragen. Hier sehen Sie ganz deut-
lich das ewige National-Interesse dem vorüber-
gehenden, augenblicklichen Interesse des Vol-
kes gegenüber. Der interet general zahlt die
Abgabe; der interet de tous gewinnt den Ueber-
schuß des Real-Werthes der neuen Münzen
über die in die Münze gelieferten alten. Je
weniger von den Individuen des Staates dabei
gewonnen wird, um so sicherer steht das Natio-
nal-Interesse, um so mehr gilt das National-
Wort, die National-Ernennung, oder der No-
minal-Werth der Münze. Dies war aber da-
mals der Fall in England noch nicht: die Par-
ticuliers gewannen ungeheuer dabei; und, trotz
dem großen National-Aufwande, trotz aller Vor-
sicht und allem Calcul, welchem man die ganze
Maßregel unterwarf, wurde dennoch der unmit-
telbare Zweck von keiner Seite erreicht.

Lassen Sie uns jetzt das ganze Verfahren in
seinem Umfange übersehen. Zuerst ward ver-
ordnet: das noch hier und dort circulirende gute

naͤher betrachten, bitte ich Sie, die Eigenheit
eines ſolchen rieſenhaften Unternehmens genau
zu erwaͤgen. Die Einzelnen ſollen den Nominal-
Werth ihres ſchlechten Geldes von der Muͤnze
in gutes Geld umgetauſcht erhalten, und das
Volk den großen Verluſt des Schatzes durch
eine Abgabe tragen. Hier ſehen Sie ganz deut-
lich das ewige National-Intereſſe dem voruͤber-
gehenden, augenblicklichen Intereſſe des Vol-
kes gegenuͤber. Der interêt général zahlt die
Abgabe; der interêt de tous gewinnt den Ueber-
ſchuß des Real-Werthes der neuen Muͤnzen
uͤber die in die Muͤnze gelieferten alten. Je
weniger von den Individuen des Staates dabei
gewonnen wird, um ſo ſicherer ſteht das Natio-
nal-Intereſſe, um ſo mehr gilt das National-
Wort, die National-Ernennung, oder der No-
minal-Werth der Muͤnze. Dies war aber da-
mals der Fall in England noch nicht: die Par-
ticuliers gewannen ungeheuer dabei; und, trotz
dem großen National-Aufwande, trotz aller Vor-
ſicht und allem Calcul, welchem man die ganze
Maßregel unterwarf, wurde dennoch der unmit-
telbare Zweck von keiner Seite erreicht.

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ſeinem Umfange uͤberſehen. Zuerſt ward ver-
ordnet: das noch hier und dort circulirende gute

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[333/0341] naͤher betrachten, bitte ich Sie, die Eigenheit eines ſolchen rieſenhaften Unternehmens genau zu erwaͤgen. Die Einzelnen ſollen den Nominal- Werth ihres ſchlechten Geldes von der Muͤnze in gutes Geld umgetauſcht erhalten, und das Volk den großen Verluſt des Schatzes durch eine Abgabe tragen. Hier ſehen Sie ganz deut- lich das ewige National-Intereſſe dem voruͤber- gehenden, augenblicklichen Intereſſe des Vol- kes gegenuͤber. Der interêt général zahlt die Abgabe; der interêt de tous gewinnt den Ueber- ſchuß des Real-Werthes der neuen Muͤnzen uͤber die in die Muͤnze gelieferten alten. Je weniger von den Individuen des Staates dabei gewonnen wird, um ſo ſicherer ſteht das Natio- nal-Intereſſe, um ſo mehr gilt das National- Wort, die National-Ernennung, oder der No- minal-Werth der Muͤnze. Dies war aber da- mals der Fall in England noch nicht: die Par- ticuliers gewannen ungeheuer dabei; und, trotz dem großen National-Aufwande, trotz aller Vor- ſicht und allem Calcul, welchem man die ganze Maßregel unterwarf, wurde dennoch der unmit- telbare Zweck von keiner Seite erreicht. Laſſen Sie uns jetzt das ganze Verfahren in ſeinem Umfange uͤberſehen. Zuerſt ward ver- ordnet: das noch hier und dort circulirende gute

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/341>, abgerufen am 06.05.2024.