gen Staat, und einer lebendigen Freiheit: das ist der wahre Mosaische Sinn bei allen Institu- ten, die er errichtet, um sein Volk vor der Ver- mischung, vor dem Verkehr und Handel mit fremden Völkern zu bewahren. Dieser Stolz auf erhabene Leiden, ist das erste, glänzendste und zugleich mildeste Gefühl des Lebens; auch die sicherste Grundlage des wahren Adels. --
Die Mosaische Stiftung hielt durch ein halbes Jahrtausend diese Idee fest; aber der überhand nehmende weltliche Verkehr mit den Nachbarn, der Einfluß der großen Welt-Monarchieen, des Cyrus, des Alexander und zuletzt der Römer, zer- störten auch den lebendigen Charakter dieser Idee. In sich selbst murrend gegen die Ungerechtigkeit des unsichtbaren Königs, der andern weniger auserwählten Völkern Glück und Ruhm, ihnen aber immer neue Leiden und neue Knechtschaft bereite, waren sie nicht mehr mächtig, nicht mehr kriegerisch, nicht mehr Mosaisch genug, um ihres hohen Vorzuges eingedenk zu bleiben. An dem Buchstaben, der Auserwähltheit und der Mosaischen Gesetze, und an dem Begriff eines einzigen Jehova, der nun zum National-Göt- zen geworden war, klebten sie allmählig immer fester; und so ward aus dem uralten gerechten und edlen Stolz nunmehr ein widerwärtiger, un- erträglicher Hochmuth.
gen Staat, und einer lebendigen Freiheit: das iſt der wahre Moſaiſche Sinn bei allen Inſtitu- ten, die er errichtet, um ſein Volk vor der Ver- miſchung, vor dem Verkehr und Handel mit fremden Voͤlkern zu bewahren. Dieſer Stolz auf erhabene Leiden, iſt das erſte, glaͤnzendſte und zugleich mildeſte Gefuͤhl des Lebens; auch die ſicherſte Grundlage des wahren Adels. —
Die Moſaiſche Stiftung hielt durch ein halbes Jahrtauſend dieſe Idee feſt; aber der uͤberhand nehmende weltliche Verkehr mit den Nachbarn, der Einfluß der großen Welt-Monarchieen, des Cyrus, des Alexander und zuletzt der Roͤmer, zer- ſtoͤrten auch den lebendigen Charakter dieſer Idee. In ſich ſelbſt murrend gegen die Ungerechtigkeit des unſichtbaren Koͤnigs, der andern weniger auserwaͤhlten Voͤlkern Gluͤck und Ruhm, ihnen aber immer neue Leiden und neue Knechtſchaft bereite, waren ſie nicht mehr maͤchtig, nicht mehr kriegeriſch, nicht mehr Moſaiſch genug, um ihres hohen Vorzuges eingedenk zu bleiben. An dem Buchſtaben, der Auserwaͤhltheit und der Moſaiſchen Geſetze, und an dem Begriff eines einzigen Jehova, der nun zum National-Goͤt- zen geworden war, klebten ſie allmaͤhlig immer feſter; und ſo ward aus dem uralten gerechten und edlen Stolz nunmehr ein widerwaͤrtiger, un- ertraͤglicher Hochmuth.
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gen Staat, und einer lebendigen Freiheit: das
iſt der wahre Moſaiſche Sinn bei allen Inſtitu-
ten, die er errichtet, um ſein Volk vor der Ver-
miſchung, vor dem Verkehr und Handel mit
fremden Voͤlkern zu bewahren. Dieſer Stolz auf
erhabene Leiden, iſt das erſte, glaͤnzendſte und
zugleich mildeſte Gefuͤhl des Lebens; auch die
ſicherſte Grundlage des wahren Adels. —
Die Moſaiſche Stiftung hielt durch ein halbes
Jahrtauſend dieſe Idee feſt; aber der uͤberhand
nehmende weltliche Verkehr mit den Nachbarn,
der Einfluß der großen Welt-Monarchieen, des
Cyrus, des Alexander und zuletzt der Roͤmer, zer-
ſtoͤrten auch den lebendigen Charakter dieſer Idee.
In ſich ſelbſt murrend gegen die Ungerechtigkeit
des unſichtbaren Koͤnigs, der andern weniger
auserwaͤhlten Voͤlkern Gluͤck und Ruhm, ihnen
aber immer neue Leiden und neue Knechtſchaft
bereite, waren ſie nicht mehr maͤchtig, nicht
mehr kriegeriſch, nicht mehr Moſaiſch genug,
um ihres hohen Vorzuges eingedenk zu bleiben.
An dem Buchſtaben, der Auserwaͤhltheit und der
Moſaiſchen Geſetze, und an dem Begriff eines
einzigen Jehova, der nun zum National-Goͤt-
zen geworden war, klebten ſie allmaͤhlig immer
feſter; und ſo ward aus dem uralten gerechten
und edlen Stolz nunmehr ein widerwaͤrtiger, un-
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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/32>, abgerufen am 23.11.2024.
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