Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

gesetzlichen Taxe abweichen muß. Sind demnach
zweierlei Münzen von verschiedenen Metallen
dem Handel gesetzlich aufgedrungen, so giebt es
zwei ganz verschiedene und unaufhörlich divergi-
rende Maßstäbe desselben zu messenden Eigen-
thums. Wenn z. B. bei uns die Goldmünzen
zu einem bestimmten Preise, der Louisd'or etwa
zu 5 Rthlr. 12 Gr., gesetzlichen Cours hätten:
so würde die in dieser gesetzlichen Bestimmung
überschätzte Münze, die Goldmünze nehmlich,
bei allen Zahlungen aufgedrungen, die unter-
schätzte Silbermünze hingegen durch alle Künste
und List gegen jene eingetauscht und eingeschmol-
zen werden. Deshalb, sagt Lord Leverpool, und
mit ihm alle guten Lehrer der Münzkunst, kann
nur Ein Metall der wahre Maßstab seyn, nicht
zwei: also Eine Rechenmünze (standard-mo-
ney
). Diese Rechenmünze muß gezwungenen
Coursohne Einschränkung
haben. Dennoch
erfordert der Verkehr Münzen aus mehreren
Metallen. Auch die subalternen Münzen kön-
nen gezwungenen Cours mit Einschränkung ha-
ben: sie sind Repräsentanten der Rechenmünze,
und es mag dem Markte überlassen seyn, ihr
Verhältniß zur Rechenmünze zu reguliren, wenn
größere Summen gezahlt werden sollen; bei klei-
neren mag gezwungener Cours gelten. Auf dem

geſetzlichen Taxe abweichen muß. Sind demnach
zweierlei Muͤnzen von verſchiedenen Metallen
dem Handel geſetzlich aufgedrungen, ſo giebt es
zwei ganz verſchiedene und unaufhoͤrlich divergi-
rende Maßſtaͤbe deſſelben zu meſſenden Eigen-
thums. Wenn z. B. bei uns die Goldmuͤnzen
zu einem beſtimmten Preiſe, der Louisd’or etwa
zu 5 Rthlr. 12 Gr., geſetzlichen Cours haͤtten:
ſo wuͤrde die in dieſer geſetzlichen Beſtimmung
uͤberſchaͤtzte Muͤnze, die Goldmuͤnze nehmlich,
bei allen Zahlungen aufgedrungen, die unter-
ſchaͤtzte Silbermuͤnze hingegen durch alle Kuͤnſte
und Liſt gegen jene eingetauſcht und eingeſchmol-
zen werden. Deshalb, ſagt Lord Leverpool, und
mit ihm alle guten Lehrer der Muͤnzkunſt, kann
nur Ein Metall der wahre Maßſtab ſeyn, nicht
zwei: alſo Eine Rechenmuͤnze (standard-mo-
ney
). Dieſe Rechenmuͤnze muß gezwungenen
Coursohne Einſchraͤnkung
haben. Dennoch
erfordert der Verkehr Muͤnzen aus mehreren
Metallen. Auch die ſubalternen Muͤnzen koͤn-
nen gezwungenen Cours mit Einſchraͤnkung ha-
ben: ſie ſind Repraͤſentanten der Rechenmuͤnze,
und es mag dem Markte uͤberlaſſen ſeyn, ihr
Verhaͤltniß zur Rechenmuͤnze zu reguliren, wenn
groͤßere Summen gezahlt werden ſollen; bei klei-
neren mag gezwungener Cours gelten. Auf dem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0315" n="307"/>
ge&#x017F;etzlichen Taxe abweichen muß. Sind demnach<lb/>
zweierlei Mu&#x0364;nzen von ver&#x017F;chiedenen Metallen<lb/>
dem Handel ge&#x017F;etzlich aufgedrungen, &#x017F;o giebt es<lb/>
zwei ganz ver&#x017F;chiedene und unaufho&#x0364;rlich divergi-<lb/>
rende Maß&#x017F;ta&#x0364;be de&#x017F;&#x017F;elben zu me&#x017F;&#x017F;enden Eigen-<lb/>
thums. Wenn z. B. bei uns die Goldmu&#x0364;nzen<lb/>
zu einem be&#x017F;timmten Prei&#x017F;e, der Louisd&#x2019;or etwa<lb/>
zu 5 Rthlr. 12 Gr., ge&#x017F;etzlichen Cours ha&#x0364;tten:<lb/>
&#x017F;o wu&#x0364;rde die in die&#x017F;er ge&#x017F;etzlichen Be&#x017F;timmung<lb/><hi rendition="#g">u&#x0364;ber</hi>&#x017F;cha&#x0364;tzte Mu&#x0364;nze, die Goldmu&#x0364;nze nehmlich,<lb/>
bei allen Zahlungen aufgedrungen, die <hi rendition="#g">unter</hi>-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;tzte Silbermu&#x0364;nze hingegen durch alle Ku&#x0364;n&#x017F;te<lb/>
und Li&#x017F;t gegen jene eingetau&#x017F;cht und einge&#x017F;chmol-<lb/>
zen werden. Deshalb, &#x017F;agt Lord Leverpool, und<lb/><hi rendition="#g">mit</hi> ihm alle guten Lehrer der Mu&#x0364;nzkun&#x017F;t, kann<lb/>
nur Ein Metall der wahre Maß&#x017F;tab &#x017F;eyn, nicht<lb/>
zwei: al&#x017F;o <hi rendition="#g">Eine</hi> Rechenmu&#x0364;nze (<hi rendition="#aq">standard-mo-<lb/>
ney</hi>). Die&#x017F;e Rechenmu&#x0364;nze muß <hi rendition="#g">gezwungenen<lb/>
Coursohne Ein&#x017F;chra&#x0364;nkung</hi> haben. Dennoch<lb/>
erfordert der Verkehr Mu&#x0364;nzen aus mehreren<lb/>
Metallen. Auch die &#x017F;ubalternen Mu&#x0364;nzen ko&#x0364;n-<lb/>
nen gezwungenen Cours mit Ein&#x017F;chra&#x0364;nkung ha-<lb/>
ben: &#x017F;ie &#x017F;ind Repra&#x0364;&#x017F;entanten der Rechenmu&#x0364;nze,<lb/>
und es mag dem Markte u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyn, ihr<lb/>
Verha&#x0364;ltniß zur Rechenmu&#x0364;nze zu reguliren, wenn<lb/>
gro&#x0364;ßere Summen gezahlt werden &#x017F;ollen; bei klei-<lb/>
neren mag gezwungener Cours gelten. Auf dem<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[307/0315] geſetzlichen Taxe abweichen muß. Sind demnach zweierlei Muͤnzen von verſchiedenen Metallen dem Handel geſetzlich aufgedrungen, ſo giebt es zwei ganz verſchiedene und unaufhoͤrlich divergi- rende Maßſtaͤbe deſſelben zu meſſenden Eigen- thums. Wenn z. B. bei uns die Goldmuͤnzen zu einem beſtimmten Preiſe, der Louisd’or etwa zu 5 Rthlr. 12 Gr., geſetzlichen Cours haͤtten: ſo wuͤrde die in dieſer geſetzlichen Beſtimmung uͤberſchaͤtzte Muͤnze, die Goldmuͤnze nehmlich, bei allen Zahlungen aufgedrungen, die unter- ſchaͤtzte Silbermuͤnze hingegen durch alle Kuͤnſte und Liſt gegen jene eingetauſcht und eingeſchmol- zen werden. Deshalb, ſagt Lord Leverpool, und mit ihm alle guten Lehrer der Muͤnzkunſt, kann nur Ein Metall der wahre Maßſtab ſeyn, nicht zwei: alſo Eine Rechenmuͤnze (standard-mo- ney). Dieſe Rechenmuͤnze muß gezwungenen Coursohne Einſchraͤnkung haben. Dennoch erfordert der Verkehr Muͤnzen aus mehreren Metallen. Auch die ſubalternen Muͤnzen koͤn- nen gezwungenen Cours mit Einſchraͤnkung ha- ben: ſie ſind Repraͤſentanten der Rechenmuͤnze, und es mag dem Markte uͤberlaſſen ſeyn, ihr Verhaͤltniß zur Rechenmuͤnze zu reguliren, wenn groͤßere Summen gezahlt werden ſollen; bei klei- neren mag gezwungener Cours gelten. Auf dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/315
Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/315>, abgerufen am 05.05.2024.