trächtlicher, je mehr die Ausbeute der Amerika- nischen Minen an Silber den Markt von Euro- pa überschwemmte. Heut zu Tage wird das Gold in andern Europäischen Münzen noch hö- her taxirt; auch wechselt das Verhältniß in der- selben Zeit in verschiedenen Ländern sehr empfind- lich. --
Gegen die Schwankungen der ersten Art, nehmlich des Verhältnisses zwischen den edlen Metallen und den Waaren, in entlegenen Zeiten und Orten, giebt es kein Mittel. Der Handel mit entfernten Ländern, und der Verkehr mit entfernten Zeiten, dergleichen z. B. zwischen dem gegenwärtigen fideicommissarischen Erben und sei- nem Ahnherrn vor mehreren Jahrhunderten, wenn derselbe seine Gunst in Metallgeldsumme ausgedrückt hat, Statt findet, leidet dadurch sehr empfindlich; aber keine Münzkunst kann, wie sich von selbst versteht, diesem Mangel be- gegnen. Die Schwankungen der zweiten Art, nehmlich die in dem Werthverhältnisse der bei- den Metalle, werden auf eine verderbliche Weise fixirt, wenn, wie es oft geschehen ist, der Su- verän das Verhältniß dieser beiden Metalle ge- setzlich bestimmt. Der Wechsel dieses Verhält- nisses ist so leise und so wenig zu berechnen, daß der Marktpreis der Münze immer von der
traͤchtlicher, je mehr die Ausbeute der Amerika- niſchen Minen an Silber den Markt von Euro- pa uͤberſchwemmte. Heut zu Tage wird das Gold in andern Europaͤiſchen Muͤnzen noch hoͤ- her taxirt; auch wechſelt das Verhaͤltniß in der- ſelben Zeit in verſchiedenen Laͤndern ſehr empfind- lich. —
Gegen die Schwankungen der erſten Art, nehmlich des Verhaͤltniſſes zwiſchen den edlen Metallen und den Waaren, in entlegenen Zeiten und Orten, giebt es kein Mittel. Der Handel mit entfernten Laͤndern, und der Verkehr mit entfernten Zeiten, dergleichen z. B. zwiſchen dem gegenwaͤrtigen fideicommiſſariſchen Erben und ſei- nem Ahnherrn vor mehreren Jahrhunderten, wenn derſelbe ſeine Gunſt in Metallgeldſumme ausgedruͤckt hat, Statt findet, leidet dadurch ſehr empfindlich; aber keine Muͤnzkunſt kann, wie ſich von ſelbſt verſteht, dieſem Mangel be- gegnen. Die Schwankungen der zweiten Art, nehmlich die in dem Werthverhaͤltniſſe der bei- den Metalle, werden auf eine verderbliche Weiſe fixirt, wenn, wie es oft geſchehen iſt, der Su- veraͤn das Verhaͤltniß dieſer beiden Metalle ge- ſetzlich beſtimmt. Der Wechſel dieſes Verhaͤlt- niſſes iſt ſo leiſe und ſo wenig zu berechnen, daß der Marktpreis der Muͤnze immer von der
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traͤchtlicher, je mehr die Ausbeute der Amerika-
niſchen Minen an Silber den Markt von Euro-
pa uͤberſchwemmte. Heut zu Tage wird das
Gold in andern Europaͤiſchen Muͤnzen noch hoͤ-
her taxirt; auch wechſelt das Verhaͤltniß in der-
ſelben Zeit in verſchiedenen Laͤndern ſehr empfind-
lich. —
Gegen die Schwankungen der erſten Art,
nehmlich des Verhaͤltniſſes zwiſchen den edlen
Metallen und den Waaren, in entlegenen Zeiten
und Orten, giebt es kein Mittel. Der Handel
mit entfernten Laͤndern, und der Verkehr mit
entfernten Zeiten, dergleichen z. B. zwiſchen dem
gegenwaͤrtigen fideicommiſſariſchen Erben und ſei-
nem Ahnherrn vor mehreren Jahrhunderten,
wenn derſelbe ſeine Gunſt in Metallgeldſumme
ausgedruͤckt hat, Statt findet, leidet dadurch
ſehr empfindlich; aber keine Muͤnzkunſt kann,
wie ſich von ſelbſt verſteht, dieſem Mangel be-
gegnen. Die Schwankungen der zweiten Art,
nehmlich die in dem Werthverhaͤltniſſe der bei-
den Metalle, werden auf eine verderbliche Weiſe
fixirt, wenn, wie es oft geſchehen iſt, der Su-
veraͤn das Verhaͤltniß dieſer beiden Metalle ge-
ſetzlich beſtimmt. Der Wechſel dieſes Verhaͤlt-
niſſes iſt ſo leiſe und ſo wenig zu berechnen,
daß der Marktpreis der Muͤnze immer von der
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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/314>, abgerufen am 24.11.2024.
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