des Gebrauchs beider Metalle in fast allen Mün- zen von Europa, sich mehr als vorher fixirt hat. Dennoch folgen aus den so verschiedenar- tigen Bewegungen, Circulationen und Massen der beiden Metalle noch heut zu Tage unaufhör- liche, wenn auch weniger empfindliche, Schwan- kungen in dem Verhältnisse ihres beiderseitigen Marktpreises. In England verhielten sich unter dem Könige Heinrich III Gold zu Silber, wie 9 1/3 : 1; unter Eduard III, wie 12 3/5 : 1; unter Heinrich IV., wie 10 1/3 : 1; unter Elisabeth, wie 11 : 1; unter Karl II wie 141/2 : 1; jetzt, wie 15 1/5 : 1. In dieser Reihe ist sehr deutlich zu bemerken, daß das Silber in der frühesten ju- gendlichen Zeit von England, wo man es fast allein ausmünzte, wegen dieser wichtigen gesell- schaftlichen Bestimmung, nach Verhältniß mehr gesucht wurde, als das Gold; späterhin, in den unsicheren Zeiten der Kriege zwischen der rothen und der weißen Rose, und da ganz Europa für den Reitz des Goldes allmählich empfindlicher wurde, hob sich der Werth des Goldes, sank wieder unter Elisabeth und Jakob I, d. h. um die Zeit der Entdeckung von Amerika, als die Entdecker fast ausschließlich zuerst nach dem Golde griffen, und Europa augenblicklich mit Golde über- schwemmt wurde, und stieg späterhin um so be-
Müllers Elemente. II. [20]
des Gebrauchs beider Metalle in faſt allen Muͤn- zen von Europa, ſich mehr als vorher fixirt hat. Dennoch folgen aus den ſo verſchiedenar- tigen Bewegungen, Circulationen und Maſſen der beiden Metalle noch heut zu Tage unaufhoͤr- liche, wenn auch weniger empfindliche, Schwan- kungen in dem Verhaͤltniſſe ihres beiderſeitigen Marktpreiſes. In England verhielten ſich unter dem Koͤnige Heinrich III Gold zu Silber, wie 9⅓ : 1; unter Eduard III, wie 12⅗ : 1; unter Heinrich IV., wie 10⅓ : 1; unter Eliſabeth, wie 11 : 1; unter Karl II wie 14½ : 1; jetzt, wie 15⅕ : 1. In dieſer Reihe iſt ſehr deutlich zu bemerken, daß das Silber in der fruͤheſten ju- gendlichen Zeit von England, wo man es faſt allein ausmuͤnzte, wegen dieſer wichtigen geſell- ſchaftlichen Beſtimmung, nach Verhaͤltniß mehr geſucht wurde, als das Gold; ſpaͤterhin, in den unſicheren Zeiten der Kriege zwiſchen der rothen und der weißen Roſe, und da ganz Europa fuͤr den Reitz des Goldes allmaͤhlich empfindlicher wurde, hob ſich der Werth des Goldes, ſank wieder unter Eliſabeth und Jakob I, d. h. um die Zeit der Entdeckung von Amerika, als die Entdecker faſt ausſchließlich zuerſt nach dem Golde griffen, und Europa augenblicklich mit Golde uͤber- ſchwemmt wurde, und ſtieg ſpaͤterhin um ſo be-
Müllers Elemente. II. [20]
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des Gebrauchs beider Metalle in faſt allen Muͤn-
zen von Europa, ſich mehr als vorher fixirt
hat. Dennoch folgen aus den ſo verſchiedenar-
tigen Bewegungen, Circulationen und Maſſen
der beiden Metalle noch heut zu Tage unaufhoͤr-
liche, wenn auch weniger empfindliche, Schwan-
kungen in dem Verhaͤltniſſe ihres beiderſeitigen
Marktpreiſes. In England verhielten ſich unter
dem Koͤnige Heinrich III Gold zu Silber, wie
9⅓ : 1; unter Eduard III, wie 12⅗ : 1; unter
Heinrich IV., wie 10⅓ : 1; unter Eliſabeth, wie
11 : 1; unter Karl II wie 14½ : 1; jetzt, wie
15⅕ : 1. In dieſer Reihe iſt ſehr deutlich zu
bemerken, daß das Silber in der fruͤheſten ju-
gendlichen Zeit von England, wo man es faſt
allein ausmuͤnzte, wegen dieſer wichtigen geſell-
ſchaftlichen Beſtimmung, nach Verhaͤltniß mehr
geſucht wurde, als das Gold; ſpaͤterhin, in den
unſicheren Zeiten der Kriege zwiſchen der rothen
und der weißen Roſe, und da ganz Europa fuͤr
den Reitz des Goldes allmaͤhlich empfindlicher
wurde, hob ſich der Werth des Goldes, ſank
wieder unter Eliſabeth und Jakob I, d. h. um
die Zeit der Entdeckung von Amerika, als die
Entdecker faſt ausſchließlich zuerſt nach dem Golde
griffen, und Europa augenblicklich mit Golde uͤber-
ſchwemmt wurde, und ſtieg ſpaͤterhin um ſo be-
Müllers Elemente. II. [20]
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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/313>, abgerufen am 24.11.2024.
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