Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

giebt, diese Schwankungen eine Zeitlang auf-
zuheben. --

Um nun also den Real-Werth einer Münze
zu bestimmen, sind zuerst die Schwankungen zu
erwägen, denen das Verhältniß der Metalle zu
allen andern Waaren, und dann auch das
Verhältniß der beiden so wunderbar verschieden-
gearteten Metalle unter sich, unterworfen ist.
Also 1) das Verhältniß aller andern Waaren
zu diesen Metallen wechselt unaufhörlich; und
-- wie unendlich schwer ist es z. B., in einem
einzelnen Falle auszumachen, ob, wenn das
Volk über Theurung klagt, diese Veränderung
in einer Vermehrung des Geldes, oder in einer
Verminderung der übrigen Waaren, ihren Grund
habe! Beide Glieder dieses Verhältnisses sind
gleich-unbekannt. Das Verhältniß der Waaren
in einer früheren Zeit, zu denselben Waaren in
einer späteren Zeit, das Verhältniß des Getrei-
des vor, zu dem Getreide nach Einführung der
Branntweinbrennerei im Norden von Europa,
ferner das Verhältniß der edlen Metalle vor,
zu den edlen Metallen nach der Entdeckung von
Amerika, dient zum Beispiel. 2) Das Verhält-
niß der edlen Metalle unter sich ist ein höchst
veränderliches, wenn es auch seit den letzten bei-
den Jahrhunderten, d. h. seit der Einführung

des

giebt, dieſe Schwankungen eine Zeitlang auf-
zuheben. —

Um nun alſo den Real-Werth einer Muͤnze
zu beſtimmen, ſind zuerſt die Schwankungen zu
erwaͤgen, denen das Verhaͤltniß der Metalle zu
allen andern Waaren, und dann auch das
Verhaͤltniß der beiden ſo wunderbar verſchieden-
gearteten Metalle unter ſich, unterworfen iſt.
Alſo 1) das Verhaͤltniß aller andern Waaren
zu dieſen Metallen wechſelt unaufhoͤrlich; und
— wie unendlich ſchwer iſt es z. B., in einem
einzelnen Falle auszumachen, ob, wenn das
Volk uͤber Theurung klagt, dieſe Veraͤnderung
in einer Vermehrung des Geldes, oder in einer
Verminderung der uͤbrigen Waaren, ihren Grund
habe! Beide Glieder dieſes Verhaͤltniſſes ſind
gleich-unbekannt. Das Verhaͤltniß der Waaren
in einer fruͤheren Zeit, zu denſelben Waaren in
einer ſpaͤteren Zeit, das Verhaͤltniß des Getrei-
des vor, zu dem Getreide nach Einfuͤhrung der
Branntweinbrennerei im Norden von Europa,
ferner das Verhaͤltniß der edlen Metalle vor,
zu den edlen Metallen nach der Entdeckung von
Amerika, dient zum Beiſpiel. 2) Das Verhaͤlt-
niß der edlen Metalle unter ſich iſt ein hoͤchſt
veraͤnderliches, wenn es auch ſeit den letzten bei-
den Jahrhunderten, d. h. ſeit der Einfuͤhrung

des
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0312" n="304"/>
giebt, die&#x017F;e Schwankungen eine Zeitlang auf-<lb/>
zuheben. &#x2014;</p><lb/>
            <p>Um nun al&#x017F;o den Real-Werth einer Mu&#x0364;nze<lb/>
zu be&#x017F;timmen, &#x017F;ind zuer&#x017F;t die Schwankungen zu<lb/>
erwa&#x0364;gen, denen das Verha&#x0364;ltniß der Metalle zu<lb/>
allen andern Waaren, und dann auch das<lb/>
Verha&#x0364;ltniß der beiden &#x017F;o wunderbar ver&#x017F;chieden-<lb/>
gearteten Metalle unter &#x017F;ich, unterworfen i&#x017F;t.<lb/>
Al&#x017F;o 1) das Verha&#x0364;ltniß aller andern Waaren<lb/>
zu die&#x017F;en Metallen wech&#x017F;elt unaufho&#x0364;rlich; und<lb/>
&#x2014; wie unendlich &#x017F;chwer i&#x017F;t es z. B., in einem<lb/>
einzelnen Falle auszumachen, ob, wenn das<lb/>
Volk u&#x0364;ber Theurung klagt, die&#x017F;e Vera&#x0364;nderung<lb/>
in einer Vermehrung des Geldes, oder in einer<lb/>
Verminderung der u&#x0364;brigen Waaren, ihren Grund<lb/>
habe! Beide Glieder die&#x017F;es Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;es &#x017F;ind<lb/>
gleich-unbekannt. Das Verha&#x0364;ltniß der Waaren<lb/>
in einer fru&#x0364;heren Zeit, zu den&#x017F;elben Waaren in<lb/>
einer &#x017F;pa&#x0364;teren Zeit, das Verha&#x0364;ltniß des Getrei-<lb/>
des <hi rendition="#g">vor</hi>, zu dem Getreide <hi rendition="#g">nach</hi> Einfu&#x0364;hrung der<lb/>
Branntweinbrennerei im Norden von Europa,<lb/>
ferner das Verha&#x0364;ltniß der edlen Metalle <hi rendition="#g">vor</hi>,<lb/>
zu den edlen Metallen <hi rendition="#g">nach</hi> der Entdeckung von<lb/>
Amerika, dient zum Bei&#x017F;piel. 2) Das Verha&#x0364;lt-<lb/>
niß der edlen Metalle unter &#x017F;ich i&#x017F;t ein ho&#x0364;ch&#x017F;t<lb/>
vera&#x0364;nderliches, wenn es auch &#x017F;eit den letzten bei-<lb/>
den Jahrhunderten, d. h. &#x017F;eit der Einfu&#x0364;hrung<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">des</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[304/0312] giebt, dieſe Schwankungen eine Zeitlang auf- zuheben. — Um nun alſo den Real-Werth einer Muͤnze zu beſtimmen, ſind zuerſt die Schwankungen zu erwaͤgen, denen das Verhaͤltniß der Metalle zu allen andern Waaren, und dann auch das Verhaͤltniß der beiden ſo wunderbar verſchieden- gearteten Metalle unter ſich, unterworfen iſt. Alſo 1) das Verhaͤltniß aller andern Waaren zu dieſen Metallen wechſelt unaufhoͤrlich; und — wie unendlich ſchwer iſt es z. B., in einem einzelnen Falle auszumachen, ob, wenn das Volk uͤber Theurung klagt, dieſe Veraͤnderung in einer Vermehrung des Geldes, oder in einer Verminderung der uͤbrigen Waaren, ihren Grund habe! Beide Glieder dieſes Verhaͤltniſſes ſind gleich-unbekannt. Das Verhaͤltniß der Waaren in einer fruͤheren Zeit, zu denſelben Waaren in einer ſpaͤteren Zeit, das Verhaͤltniß des Getrei- des vor, zu dem Getreide nach Einfuͤhrung der Branntweinbrennerei im Norden von Europa, ferner das Verhaͤltniß der edlen Metalle vor, zu den edlen Metallen nach der Entdeckung von Amerika, dient zum Beiſpiel. 2) Das Verhaͤlt- niß der edlen Metalle unter ſich iſt ein hoͤchſt veraͤnderliches, wenn es auch ſeit den letzten bei- den Jahrhunderten, d. h. ſeit der Einfuͤhrung des

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/312
Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/312>, abgerufen am 24.11.2024.