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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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zen Erde nach demselben allgemeinen level oder
niveau. Dies mag wahr seyn; da es aber nicht
so ausschließend wahr ist, wie die Mode-Oeko-
nomen behaupten, so wird es wieder falsch. Man
vergleicht die Bewegung der Waaren und des
Geldes mit den Flüssen und Bächen, die alle
ein Streben nach dem großen niveau des Welt-
meers haben; dabei übersieht man aber die Kraft
des Himmels, der sie aus dem großen niveau
auch wieder erhebt und bergaufwärts, in Wolken-
gestalt, an ihre Quellen zurückführt. Wenn man
mit einer solchen Naturerscheinung die gesell-
schaftlichen Dinge vergleicht, so muß man aus
dem, was ein Halb-Cirkel in der Natur ist,
nun nicht einen ganzen Cirkel für die Gesell-
schaft machen wollen.

Alle Waaren, wie nach meiner früheren Dar-
stellung alle Personen, haben ein Streben, aus
einander zu strömen und sich selbst nach allge-
meinen Naturgesetzen in's Gleichgewicht zu brin-
gen; alle Waaren haben auch wieder ein Stre-
ben nach nationalen Vereinigungspunkten hin,
wie die Personen: dies ist die Einrichtung der
Natur. -- Gold und Silber mögen, wie die
Ströme, ein Streben nach einem natürlichen
und allgemeinen niveau haben; nur übersehe
niemand aus allzu großer Abgötterei mit der Kraft

zen Erde nach demſelben allgemeinen level oder
niveau. Dies mag wahr ſeyn; da es aber nicht
ſo ausſchließend wahr iſt, wie die Mode-Oeko-
nomen behaupten, ſo wird es wieder falſch. Man
vergleicht die Bewegung der Waaren und des
Geldes mit den Fluͤſſen und Baͤchen, die alle
ein Streben nach dem großen niveau des Welt-
meers haben; dabei uͤberſieht man aber die Kraft
des Himmels, der ſie aus dem großen niveau
auch wieder erhebt und bergaufwaͤrts, in Wolken-
geſtalt, an ihre Quellen zuruͤckfuͤhrt. Wenn man
mit einer ſolchen Naturerſcheinung die geſell-
ſchaftlichen Dinge vergleicht, ſo muß man aus
dem, was ein Halb-Cirkel in der Natur iſt,
nun nicht einen ganzen Cirkel fuͤr die Geſell-
ſchaft machen wollen.

Alle Waaren, wie nach meiner fruͤheren Dar-
ſtellung alle Perſonen, haben ein Streben, aus
einander zu ſtroͤmen und ſich ſelbſt nach allge-
meinen Naturgeſetzen in’s Gleichgewicht zu brin-
gen; alle Waaren haben auch wieder ein Stre-
ben nach nationalen Vereinigungspunkten hin,
wie die Perſonen: dies iſt die Einrichtung der
Natur. — Gold und Silber moͤgen, wie die
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[291/0299] zen Erde nach demſelben allgemeinen level oder niveau. Dies mag wahr ſeyn; da es aber nicht ſo ausſchließend wahr iſt, wie die Mode-Oeko- nomen behaupten, ſo wird es wieder falſch. Man vergleicht die Bewegung der Waaren und des Geldes mit den Fluͤſſen und Baͤchen, die alle ein Streben nach dem großen niveau des Welt- meers haben; dabei uͤberſieht man aber die Kraft des Himmels, der ſie aus dem großen niveau auch wieder erhebt und bergaufwaͤrts, in Wolken- geſtalt, an ihre Quellen zuruͤckfuͤhrt. Wenn man mit einer ſolchen Naturerſcheinung die geſell- ſchaftlichen Dinge vergleicht, ſo muß man aus dem, was ein Halb-Cirkel in der Natur iſt, nun nicht einen ganzen Cirkel fuͤr die Geſell- ſchaft machen wollen. Alle Waaren, wie nach meiner fruͤheren Dar- ſtellung alle Perſonen, haben ein Streben, aus einander zu ſtroͤmen und ſich ſelbſt nach allge- meinen Naturgeſetzen in’s Gleichgewicht zu brin- gen; alle Waaren haben auch wieder ein Stre- ben nach nationalen Vereinigungspunkten hin, wie die Perſonen: dies iſt die Einrichtung der Natur. — Gold und Silber moͤgen, wie die Stroͤme, ein Streben nach einem natuͤrlichen und allgemeinen niveau haben; nur uͤberſehe niemand aus allzu großer Abgoͤtterei mit der Kraft

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/299>, abgerufen am 24.11.2024.