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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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oder der so genannten Natur des Geldes, die
Kraft und Natur des Menschen. Was die
Ströme in Beziehung auf das Weltmeer an sich
sind, ist mir gleichgültiger; mir sind sie in der
Beziehung auf die bürgerliche Gesellschaft, und
auf die einzelnen nationalen Gruppen, welche ich
Europäische Völker oder Fünf-Reiche nenne,
wichtig.

Also, wenn es darauf ankommt, den Real-
Werth einer Münze zu bestimmen, so melden
sich dreierlei Nominal-Werthe: der landesherr-
liche, der nationale, und der universale. Der lan-
desherrliche Nominal-Werth ist einer allzu be-
schränkten Willkühr, der universale Nominal-
Werth ist den Schwankungen einer gewissen Na-
tur-Nothwendigkeit allzu sehr unterworfen. So
irrte man z. B. eben so sehr, wenn man sagen
wollte: der universale Nominal-Werth, der
Cours der Oestreichischen Papiere auf dem Welt-
markte, oder 33 pCt, ist der wahre Real-Werth
dieser Papiere; als wenn man sagen wollte: der
landesherrliche Nominal-Werth, oder 100 pCt.
wäre es. Zwischen diesen beiden liegt ein ge-
wisser nationaler Werth der Papiere, derjenige,
auf den es bei allen Calculn über die National-
Kraft eigentlich ankommt, und den auch jeder
bei dem Schicksale dieser Papiere vaterländisch

oder der ſo genannten Natur des Geldes, die
Kraft und Natur des Menſchen. Was die
Stroͤme in Beziehung auf das Weltmeer an ſich
ſind, iſt mir gleichguͤltiger; mir ſind ſie in der
Beziehung auf die buͤrgerliche Geſellſchaft, und
auf die einzelnen nationalen Gruppen, welche ich
Europaͤiſche Voͤlker oder Fuͤnf-Reiche nenne,
wichtig.

Alſo, wenn es darauf ankommt, den Real-
Werth einer Muͤnze zu beſtimmen, ſo melden
ſich dreierlei Nominal-Werthe: der landesherr-
liche, der nationale, und der univerſale. Der lan-
desherrliche Nominal-Werth iſt einer allzu be-
ſchraͤnkten Willkuͤhr, der univerſale Nominal-
Werth iſt den Schwankungen einer gewiſſen Na-
tur-Nothwendigkeit allzu ſehr unterworfen. So
irrte man z. B. eben ſo ſehr, wenn man ſagen
wollte: der univerſale Nominal-Werth, der
Cours der Oeſtreichiſchen Papiere auf dem Welt-
markte, oder 33 pCt, iſt der wahre Real-Werth
dieſer Papiere; als wenn man ſagen wollte: der
landesherrliche Nominal-Werth, oder 100 pCt.
waͤre es. Zwiſchen dieſen beiden liegt ein ge-
wiſſer nationaler Werth der Papiere, derjenige,
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[292/0300] oder der ſo genannten Natur des Geldes, die Kraft und Natur des Menſchen. Was die Stroͤme in Beziehung auf das Weltmeer an ſich ſind, iſt mir gleichguͤltiger; mir ſind ſie in der Beziehung auf die buͤrgerliche Geſellſchaft, und auf die einzelnen nationalen Gruppen, welche ich Europaͤiſche Voͤlker oder Fuͤnf-Reiche nenne, wichtig. Alſo, wenn es darauf ankommt, den Real- Werth einer Muͤnze zu beſtimmen, ſo melden ſich dreierlei Nominal-Werthe: der landesherr- liche, der nationale, und der univerſale. Der lan- desherrliche Nominal-Werth iſt einer allzu be- ſchraͤnkten Willkuͤhr, der univerſale Nominal- Werth iſt den Schwankungen einer gewiſſen Na- tur-Nothwendigkeit allzu ſehr unterworfen. So irrte man z. B. eben ſo ſehr, wenn man ſagen wollte: der univerſale Nominal-Werth, der Cours der Oeſtreichiſchen Papiere auf dem Welt- markte, oder 33 pCt, iſt der wahre Real-Werth dieſer Papiere; als wenn man ſagen wollte: der landesherrliche Nominal-Werth, oder 100 pCt. waͤre es. Zwiſchen dieſen beiden liegt ein ge- wiſſer nationaler Werth der Papiere, derjenige, auf den es bei allen Calculn uͤber die National- Kraft eigentlich ankommt, und den auch jeder bei dem Schickſale dieſer Papiere vaterlaͤndiſch

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/300>, abgerufen am 24.11.2024.