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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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Wissenschaft zuerst auf diesen wichtigen Unter-
schied aufmerksam gemacht, und ist dadurch die
Veranlassung einer ganz neuen Erwägung von
dem Wesen des Reichthumes, und auch von dem
Wesen der Production, geworden.

Produciren heißt, aus zwei Elemen-
ten etwas Drittes erzeugen, zwischen
zwei streitenden Dingen vermitteln, und
sie nöthigen, daß aus ihrem Streite ein
drittes hervorgehe
. Der Mensch läßt seine
körperlichen Kräfte nach ihren Gesetzen mit ir-
gend einem rohen Material, nach Maßgabe der
Natur und der Eigenschaften dieses Materials,
einen Streit beginnen, den er selbst mit Klug-
heit so lenkt, daß ein Drittes, welches wir
Product nennen, daraus entstehen muß. Der
Mensch benutzt irgend eine Naturkraft, Schwe-
re, Feuer, Wasser, Dampf, um, vermit-
test ihrer, andre Naturkräfte zu überwinden;
d. h. er führt einzelne Eigenheiten der Na-
tur mit andern Eigenheiten derselben auf eine
klage Weise in einen Streit, woraus das Pro-
duct sich entwickeln muß. Die einfachste Hand-
arbeit und die erhabenste Geistes- oder Kunst-
Production geschehen nach diesem Gesetze: nir-
ge[n]ds hat der Mensch ein einzelnes Object aus-
schießlich zur Bearbeitung vor sich; auf der

Wiſſenſchaft zuerſt auf dieſen wichtigen Unter-
ſchied aufmerkſam gemacht, und iſt dadurch die
Veranlaſſung einer ganz neuen Erwaͤgung von
dem Weſen des Reichthumes, und auch von dem
Weſen der Production, geworden.

Produciren heißt, aus zwei Elemen-
ten etwas Drittes erzeugen, zwiſchen
zwei ſtreitenden Dingen vermitteln, und
ſie noͤthigen, daß aus ihrem Streite ein
drittes hervorgehe
. Der Menſch laͤßt ſeine
koͤrperlichen Kraͤfte nach ihren Geſetzen mit ir-
gend einem rohen Material, nach Maßgabe der
Natur und der Eigenſchaften dieſes Materials,
einen Streit beginnen, den er ſelbſt mit Klug-
heit ſo lenkt, daß ein Drittes, welches wir
Product nennen, daraus entſtehen muß. Der
Menſch benutzt irgend eine Naturkraft, Schwe-
re, Feuer, Waſſer, Dampf, um, vermit-
teſt ihrer, andre Naturkraͤfte zu uͤberwinden;
d. h. er fuͤhrt einzelne Eigenheiten der Na-
tur mit andern Eigenheiten derſelben auf eine
klage Weiſe in einen Streit, woraus das Pro-
duct ſich entwickeln muß. Die einfachſte Hand-
arbeit und die erhabenſte Geiſtes- oder Kunſt-
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[249/0257] Wiſſenſchaft zuerſt auf dieſen wichtigen Unter- ſchied aufmerkſam gemacht, und iſt dadurch die Veranlaſſung einer ganz neuen Erwaͤgung von dem Weſen des Reichthumes, und auch von dem Weſen der Production, geworden. Produciren heißt, aus zwei Elemen- ten etwas Drittes erzeugen, zwiſchen zwei ſtreitenden Dingen vermitteln, und ſie noͤthigen, daß aus ihrem Streite ein drittes hervorgehe. Der Menſch laͤßt ſeine koͤrperlichen Kraͤfte nach ihren Geſetzen mit ir- gend einem rohen Material, nach Maßgabe der Natur und der Eigenſchaften dieſes Materials, einen Streit beginnen, den er ſelbſt mit Klug- heit ſo lenkt, daß ein Drittes, welches wir Product nennen, daraus entſtehen muß. Der Menſch benutzt irgend eine Naturkraft, Schwe- re, Feuer, Waſſer, Dampf, um, vermit- teſt ihrer, andre Naturkraͤfte zu uͤberwinden; d. h. er fuͤhrt einzelne Eigenheiten der Na- tur mit andern Eigenheiten derſelben auf eine klage Weiſe in einen Streit, woraus das Pro- duct ſich entwickeln muß. Die einfachſte Hand- arbeit und die erhabenſte Geiſtes- oder Kunſt- Production geſchehen nach dieſem Geſetze: nir- gends hat der Menſch ein einzelnes Object aus- ſchießlich zur Bearbeitung vor ſich; auf der

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/257>, abgerufen am 06.05.2024.