rem Werthe gewinnt, kommt dem Staate nicht zu gute, indem genau eben so viele Producte von Grund und Boden als Lebensunterhalt des Fabrikanten consumirt werden, also dem Staate wieder verloren gehen; demnach producirt der fabricirende Arbeiter eigentlich nicht." --
Man sieht, daß dieser ganzen Ansicht der Dinge die Meinung zum Grunde liegt, der Na- tional-Reichthum sey der Inbegriff von dem physischen Lebensbedarf eines Volkes; ferner die andre Meinung, daß die Anzahl der Köpfe eigent- lich die Nation ausmache, und, wie die bei weitem größere Anzahl der Köpfe vorzüglich auf den bloßen Lebensunterhalt, d. h. auf die be- soins de premiere necessite, welche der Boden gewährt, angewiesen sey, so auch die Erzeugnisse des Bodens als einzig wesentliche Bedürfnisse des Staates angesehen werden müssen. So ge- schah es, daß den Oekonomisten die Begriffe, "den National-Reichthum befördern," und "den Acker- bau befördern" gleichbedeutende Dinge waren, daß sie vielmehr den salut de tous, als den salut general, im Auge halten, und daß ihnen National-Reichthum und die Summe aller ein- zelnen Reichthümer gleich-galt. --
Die Suveränetät, oder die den Staat ord- nende und seine Gesammtbedürfnisse regulirende
rem Werthe gewinnt, kommt dem Staate nicht zu gute, indem genau eben ſo viele Producte von Grund und Boden als Lebensunterhalt des Fabrikanten conſumirt werden, alſo dem Staate wieder verloren gehen; demnach producirt der fabricirende Arbeiter eigentlich nicht.” —
Man ſieht, daß dieſer ganzen Anſicht der Dinge die Meinung zum Grunde liegt, der Na- tional-Reichthum ſey der Inbegriff von dem phyſiſchen Lebensbedarf eines Volkes; ferner die andre Meinung, daß die Anzahl der Koͤpfe eigent- lich die Nation ausmache, und, wie die bei weitem groͤßere Anzahl der Koͤpfe vorzuͤglich auf den bloßen Lebensunterhalt, d. h. auf die be- soins de première necessité, welche der Boden gewaͤhrt, angewieſen ſey, ſo auch die Erzeugniſſe des Bodens als einzig weſentliche Beduͤrfniſſe des Staates angeſehen werden muͤſſen. So ge- ſchah es, daß den Oekonomiſten die Begriffe, „den National-Reichthum befoͤrdern,” und „den Acker- bau befoͤrdern” gleichbedeutende Dinge waren, daß ſie vielmehr den salut de tous, als den salut général, im Auge halten, und daß ihnen National-Reichthum und die Summe aller ein- zelnen Reichthuͤmer gleich-galt. —
Die Suveraͤnetaͤt, oder die den Staat ord- nende und ſeine Geſammtbeduͤrfniſſe regulirende
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rem Werthe gewinnt, kommt dem Staate nicht
zu gute, indem genau eben ſo viele Producte
von Grund und Boden als Lebensunterhalt des
Fabrikanten conſumirt werden, alſo dem Staate
wieder verloren gehen; demnach producirt der
fabricirende Arbeiter eigentlich nicht.” —
Man ſieht, daß dieſer ganzen Anſicht der
Dinge die Meinung zum Grunde liegt, der Na-
tional-Reichthum ſey der Inbegriff von dem
phyſiſchen Lebensbedarf eines Volkes; ferner die
andre Meinung, daß die Anzahl der Koͤpfe eigent-
lich die Nation ausmache, und, wie die bei
weitem groͤßere Anzahl der Koͤpfe vorzuͤglich auf
den bloßen Lebensunterhalt, d. h. auf die be-
soins de première necessité, welche der Boden
gewaͤhrt, angewieſen ſey, ſo auch die Erzeugniſſe
des Bodens als einzig weſentliche Beduͤrfniſſe
des Staates angeſehen werden muͤſſen. So ge-
ſchah es, daß den Oekonomiſten die Begriffe, „den
National-Reichthum befoͤrdern,” und „den Acker-
bau befoͤrdern” gleichbedeutende Dinge waren,
daß ſie vielmehr den salut de tous, als den
salut général, im Auge halten, und daß ihnen
National-Reichthum und die Summe aller ein-
zelnen Reichthuͤmer gleich-galt. —
Die Suveraͤnetaͤt, oder die den Staat ord-
nende und ſeine Geſammtbeduͤrfniſſe regulirende
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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/255>, abgerufen am 24.11.2024.
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