ches Hingeben [ - 3 Zeichen fehlen] Opfern der Persönlichkeit an die gemeinschaf[ - 3 Zeichen fehlen] Sache; und das ist der eigent- liche Sinn feudalistischer Dienste. Das Römi- sche Recht hingegen kennt, heidnischer Weise, nur ein Hingeben und Opfern von Sachen an eine wirkliche Zwangsgewalt, d. h. bürgerlichen Tri- but.
Die persönliche Hingebung des Einzelnen an das Ganze ward erst möglich, nachdem durch das innerlich lebendige christliche Gesetz das Ver- hältniß des Menschen zur Menschheit rein in seiner wahren unendlichen Gegenseitigkeit aufge- stellt und mit dem schönsten Tode, d. h. mit eig- ner vollständigster Hingebung, besiegelt; nachdem die absoluten Schranken, die unübersteiglichen Mauern zwischen den Nationen umgestürzt und die Hinfälligkeit und Zwecklosigkeit aller bloß irdischen Größe und Autorität, aller menschlichen Satzung gezeigt worden war; nachdem nun wor allen Völkern ein lebendiger, suveräner Gedamke aufgestellt worden, vor dem, aber vor keinem geringeren Gesetz, Alle gleich galten.
Es bedarf keines weiteren Beweises, daß Völkern, welche von dieser einfachen und doch so erhabenen Lehre durchdrungen waren, ihr gam- zes Verhältniß zu einander und zu allen Besitz- thümern des Lebens in einem neuen Lichte erschei-
ches Hingeben [ – 3 Zeichen fehlen] Opfern der Perſoͤnlichkeit an die gemeinſchaf[ – 3 Zeichen fehlen] Sache; und das iſt der eigent- liche Sinn feudaliſtiſcher Dienſte. Das Roͤmi- ſche Recht hingegen kennt, heidniſcher Weiſe, nur ein Hingeben und Opfern von Sachen an eine wirkliche Zwangsgewalt, d. h. buͤrgerlichen Tri- but.
Die perſoͤnliche Hingebung des Einzelnen an das Ganze ward erſt moͤglich, nachdem durch das innerlich lebendige chriſtliche Geſetz das Ver- haͤltniß des Menſchen zur Menſchheit rein in ſeiner wahren unendlichen Gegenſeitigkeit aufge- ſtellt und mit dem ſchoͤnſten Tode, d. h. mit eig- ner vollſtaͤndigſter Hingebung, beſiegelt; nachdem die abſoluten Schranken, die unuͤberſteiglichen Mauern zwiſchen den Nationen umgeſtuͤrzt und die Hinfaͤlligkeit und Zweckloſigkeit aller bloß irdiſchen Groͤße und Autoritaͤt, aller menſchlichen Satzung gezeigt worden war; nachdem nun wor allen Voͤlkern ein lebendiger, ſuveraͤner Gedamke aufgeſtellt worden, vor dem, aber vor keinem geringeren Geſetz, Alle gleich galten.
Es bedarf keines weiteren Beweiſes, daß Voͤlkern, welche von dieſer einfachen und doch ſo erhabenen Lehre durchdrungen waren, ihr gam- zes Verhaͤltniß zu einander und zu allen Beſitz- thuͤmern des Lebens in einem neuen Lichte erſchei-
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ches Hingeben ___ Opfern der Perſoͤnlichkeit an
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ſche Recht hingegen kennt, heidniſcher Weiſe, nur
ein Hingeben und Opfern von Sachen an eine
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but.
Die perſoͤnliche Hingebung des Einzelnen an
das Ganze ward erſt moͤglich, nachdem durch
das innerlich lebendige chriſtliche Geſetz das Ver-
haͤltniß des Menſchen zur Menſchheit rein in
ſeiner wahren unendlichen Gegenſeitigkeit aufge-
ſtellt und mit dem ſchoͤnſten Tode, d. h. mit eig-
ner vollſtaͤndigſter Hingebung, beſiegelt; nachdem
die abſoluten Schranken, die unuͤberſteiglichen
Mauern zwiſchen den Nationen umgeſtuͤrzt und
die Hinfaͤlligkeit und Zweckloſigkeit aller bloß
irdiſchen Groͤße und Autoritaͤt, aller menſchlichen
Satzung gezeigt worden war; nachdem nun wor
allen Voͤlkern ein lebendiger, ſuveraͤner Gedamke
aufgeſtellt worden, vor dem, aber vor keinem
geringeren Geſetz, Alle gleich galten.
Es bedarf keines weiteren Beweiſes, daß
Voͤlkern, welche von dieſer einfachen und doch
ſo erhabenen Lehre durchdrungen waren, ihr gam-
zes Verhaͤltniß zu einander und zu allen Beſitz-
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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/102>, abgerufen am 23.11.2024.
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