ten. Wären sie für beides erzogen, wie sie jetzt bloß für den dumpfen, trägen, lebenslosen Be- sitz und für die Stube -- denn darin besteht ja ihr vielgerühmter Friede -- erzogen sind: so wür- den sie auch beides verlangen. Die Thierge- schlechter mag man eintheilen in wilde und zah- me; dem Menschen lasse man beides: was ihn groß macht, seine Kraft; und was ihn reit- zend macht, seine Milde. --
So viel über den Geist und die Natur des ganzen Geschäftes. -- Wie sich der wahre Staats- mann und der echte Staatsgelehrte zu einander verhalten, kann, nach diesen einleitenden Betrach- tungen, keine schwierige Frage seyn. Vor Gott sind sie einander gleich, wie auch die Welt sie unterscheiden möge: der eine regiert den Staat; der andre erzieht Staatsmänner. Aber sobald die Staatsgelehrsamkeit einzeln, und abgeson- dert und leblos, für sich auftritt, sehen wir einen von den gemeinen Handwerkern, welche wir im Leben Theoretiker zu nennen pflegen. Eben so hört die Staatskunst auf Kunst zu seyn, wenn sie sich von der Staatsgelehrsamkeit ab- sondert und nun in der Gestalt des bloßen dür- ren Praktikers auftritt.
Und diese beiden Figuren wollen wir nun näher betrachten. Vor allen Dingen bemerken
wir
ten. Waͤren ſie fuͤr beides erzogen, wie ſie jetzt bloß fuͤr den dumpfen, traͤgen, lebensloſen Be- ſitz und fuͤr die Stube — denn darin beſteht ja ihr vielgeruͤhmter Friede — erzogen ſind: ſo wuͤr- den ſie auch beides verlangen. Die Thierge- ſchlechter mag man eintheilen in wilde und zah- me; dem Menſchen laſſe man beides: was ihn groß macht, ſeine Kraft; und was ihn reit- zend macht, ſeine Milde. —
So viel uͤber den Geiſt und die Natur des ganzen Geſchaͤftes. — Wie ſich der wahre Staats- mann und der echte Staatsgelehrte zu einander verhalten, kann, nach dieſen einleitenden Betrach- tungen, keine ſchwierige Frage ſeyn. Vor Gott ſind ſie einander gleich, wie auch die Welt ſie unterſcheiden moͤge: der eine regiert den Staat; der andre erzieht Staatsmaͤnner. Aber ſobald die Staatsgelehrſamkeit einzeln, und abgeſon- dert und leblos, fuͤr ſich auftritt, ſehen wir einen von den gemeinen Handwerkern, welche wir im Leben Theoretiker zu nennen pflegen. Eben ſo hoͤrt die Staatskunſt auf Kunſt zu ſeyn, wenn ſie ſich von der Staatsgelehrſamkeit ab- ſondert und nun in der Geſtalt des bloßen duͤr- ren Praktikers auftritt.
Und dieſe beiden Figuren wollen wir nun naͤher betrachten. Vor allen Dingen bemerken
wir
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ten. Waͤren ſie fuͤr beides erzogen, wie ſie jetzt
bloß fuͤr den dumpfen, traͤgen, lebensloſen Be-
ſitz und fuͤr die Stube — denn darin beſteht ja
ihr vielgeruͤhmter Friede — erzogen ſind: ſo wuͤr-
den ſie auch beides verlangen. Die Thierge-
ſchlechter mag man eintheilen in wilde und zah-
me; dem Menſchen laſſe man beides: was ihn
groß macht, ſeine Kraft; und was ihn reit-
zend macht, ſeine Milde. —
So viel uͤber den Geiſt und die Natur des
ganzen Geſchaͤftes. — Wie ſich der wahre Staats-
mann und der echte Staatsgelehrte zu einander
verhalten, kann, nach dieſen einleitenden Betrach-
tungen, keine ſchwierige Frage ſeyn. Vor Gott
ſind ſie einander gleich, wie auch die Welt ſie
unterſcheiden moͤge: der eine regiert den Staat;
der andre erzieht Staatsmaͤnner. Aber ſobald
die Staatsgelehrſamkeit einzeln, und abgeſon-
dert und leblos, fuͤr ſich auftritt, ſehen wir
einen von den gemeinen Handwerkern, welche
wir im Leben Theoretiker zu nennen pflegen.
Eben ſo hoͤrt die Staatskunſt auf Kunſt zu ſeyn,
wenn ſie ſich von der Staatsgelehrſamkeit ab-
ſondert und nun in der Geſtalt des bloßen duͤr-
ren Praktikers auftritt.
Und dieſe beiden Figuren wollen wir nun
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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809/50>, abgerufen am 22.11.2024.
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