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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809.

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Vergleiche, zumal die noch von Aeußerlichkeiten
und Einzelnheiten hergenommen werden, gänz-
lich verunglücken müssen. --

Die Theorie der Familie oder des ersten,
zur Erhaltung, Verbindung und Fortdauer des
menschlichen Geschlechtes nothwendigsten, Ver-
hältnisses muß am Eingang aller Staatslehre
stehen. Alle die schlaffen Nebenbegriffe, die wir
in Zeiten entarteter Sitten mit dem Worte
"Familie" verbinden, müssen an die Seite ge-
schafft und das Verhältniß mit Strenge so er-
wogen werden, wie die Natur es rein und noth-
wendig angeordnet hat.

Wie nothwendig diese Speculation zur Erör-
terung aller Staats-Ideen und zur ruhigen na-
türlichen Betrachtung der einfachsten, praktischen
Theile der Politik ist, wird der Verfolg und --
das verspreche ich dreist -- der glückliche Erfolg
meiner Darstellung zeigen. Wir leben nun ein-
mal in einem Zeitalter, wo man durch allge-
meine Verwirrung der Sprache und der Ansich-
ten der Dinge, sich zu der Natur und der
Wahrheit nicht anders hindurch arbeiten kann,
als auf dem Wege einer strengen, aber geschmei-
digen, nicht abstracten, aber lebendigen Specu-
lation.

Sir James Stewart, in seinen staats-

Vergleiche, zumal die noch von Aeußerlichkeiten
und Einzelnheiten hergenommen werden, gaͤnz-
lich verungluͤcken muͤſſen. —

Die Theorie der Familie oder des erſten,
zur Erhaltung, Verbindung und Fortdauer des
menſchlichen Geſchlechtes nothwendigſten, Ver-
haͤltniſſes muß am Eingang aller Staatslehre
ſtehen. Alle die ſchlaffen Nebenbegriffe, die wir
in Zeiten entarteter Sitten mit dem Worte
„Familie“ verbinden, muͤſſen an die Seite ge-
ſchafft und das Verhaͤltniß mit Strenge ſo er-
wogen werden, wie die Natur es rein und noth-
wendig angeordnet hat.

Wie nothwendig dieſe Speculation zur Eroͤr-
terung aller Staats-Ideen und zur ruhigen na-
tuͤrlichen Betrachtung der einfachſten, praktiſchen
Theile der Politik iſt, wird der Verfolg und —
das verſpreche ich dreiſt — der gluͤckliche Erfolg
meiner Darſtellung zeigen. Wir leben nun ein-
mal in einem Zeitalter, wo man durch allge-
meine Verwirrung der Sprache und der Anſich-
ten der Dinge, ſich zu der Natur und der
Wahrheit nicht anders hindurch arbeiten kann,
als auf dem Wege einer ſtrengen, aber geſchmei-
digen, nicht abſtracten, aber lebendigen Specu-
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[127/0161] Vergleiche, zumal die noch von Aeußerlichkeiten und Einzelnheiten hergenommen werden, gaͤnz- lich verungluͤcken muͤſſen. — Die Theorie der Familie oder des erſten, zur Erhaltung, Verbindung und Fortdauer des menſchlichen Geſchlechtes nothwendigſten, Ver- haͤltniſſes muß am Eingang aller Staatslehre ſtehen. Alle die ſchlaffen Nebenbegriffe, die wir in Zeiten entarteter Sitten mit dem Worte „Familie“ verbinden, muͤſſen an die Seite ge- ſchafft und das Verhaͤltniß mit Strenge ſo er- wogen werden, wie die Natur es rein und noth- wendig angeordnet hat. Wie nothwendig dieſe Speculation zur Eroͤr- terung aller Staats-Ideen und zur ruhigen na- tuͤrlichen Betrachtung der einfachſten, praktiſchen Theile der Politik iſt, wird der Verfolg und — das verſpreche ich dreiſt — der gluͤckliche Erfolg meiner Darſtellung zeigen. Wir leben nun ein- mal in einem Zeitalter, wo man durch allge- meine Verwirrung der Sprache und der Anſich- ten der Dinge, ſich zu der Natur und der Wahrheit nicht anders hindurch arbeiten kann, als auf dem Wege einer ſtrengen, aber geſchmei- digen, nicht abſtracten, aber lebendigen Specu- lation. Sir James Stewart, in ſeinen ſtaats-

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809/161>, abgerufen am 30.04.2024.