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Müller, Johann Bernhard: Leben und Gewohnheiten Der Ostiacken. Berlin, 1726.

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finden werde/ zeigen. Haben sie sich aber entweder
in die Hände geschnitten/ gehauen oder ein
Mahl im Gesichte/ so zeigen sie bey Schliessung
des Contracts die Wundmahlen auf/ und setzen
gleichsam dieselbe zum Unterpfande; Jmmit-
telst rühmt man sie, daß sie solche Verpflichtun-
gen fest halten/ und auf bestimmten Termin ent-
weder mit Fischen/ Rauchwercken/ oder auch
mit Gelde die gemachte Schuld bezahlen, und
alsdenn ihre Marquen wieder aufzeigen, als neh-
men sie ihre zu Pfande gesetzte Versicherung
wieder zurück/ und annullirten ihre Verbindung.
Die Weiber brauchen die Figuren auf den Hän-
den so sehr, daß sie es auch für eine Schönheit
und Zierlichkeit halten/ wann selbige überall
blau angelauffen und marquiret seyn.

§. 12. Ausser der hohen Landes-Obrigkeit/
welche die Volck mit Woiwoden regieret/ und
den aufgelegten tribut einfordern läst/ haben sie
unter sich keinen sonderlichen Unterscheid der
Stände; Etliche/ die was mehr seyn wollen
als die andern/ und wenig mehres einzubrocken
haben/ nennen sie Knesen. Sie massen sich ei-
ner Herrschafft über einen gewissen Strohm an/
werden aber von denen andern gar wenig und
bißweilen gar nicht respectiret/ weil sie weder
Urtheil noch Recht bey ihnen suchen, noch die-
se sie vermittelst einigen Statuten verbindlich ma-
chen dürffen/ und hat ein jeder Hauß-Vater die
Inspection über seine Haußhaltung. Woferne
aber enorme Excesse solten begangen werden/

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finden werde/ zeigen. Haben ſie ſich abeꝛ entweder
in die Haͤnde geſchnitten/ gehauen oder ein
Mahl im Geſichte/ ſo zeigen ſie bey Schlieſſung
des Contracts die Wundmahlen auf/ und ſetzen
gleichſam dieſelbe zum Unterpfande; Jmmit-
telſt ruͤhmt man ſie, daß ſie ſolche Verpflichtun-
gen feſt halten/ und auf beſtimmten Termin ent-
weder mit Fiſchen/ Rauchwercken/ oder auch
mit Gelde die gemachte Schuld bezahlen, und
alsdenn ihre Marquen wieder aufzeigen, als neh-
men ſie ihre zu Pfande geſetzte Verſicherung
wieder zuruͤck/ und annullirten ihre Verbindung.
Die Weiber brauchen die Figuren auf den Haͤn-
den ſo ſehr, daß ſie es auch fuͤr eine Schoͤnheit
und Zierlichkeit halten/ wann ſelbige uͤberall
blau angelauffen und marquiret ſeyn.

§. 12. Auſſer der hohen Landes-Obrigkeit/
welche die Volck mit Woiwoden regieret/ und
den aufgelegten tribut einfordern laͤſt/ haben ſie
unter ſich keinen ſonderlichen Unterſcheid der
Staͤnde; Etliche/ die was mehr ſeyn wollen
als die andern/ und wenig mehres einzubrocken
haben/ nennen ſie Kneſen. Sie maſſen ſich ei-
ner Herrſchafft uͤber einen gewiſſen Strohm an/
werden aber von denen andern gar wenig und
bißweilen gar nicht reſpectiret/ weil ſie weder
Urtheil noch Recht bey ihnen ſuchen, noch die-
ſe ſie vermittelſt einigen Statuten verbindlich ma-
chen duͤrffen/ und hat ein jeder Hauß-Vater die
Inſpection uͤber ſeine Haußhaltung. Woferne
aber enorme Exceſſe ſolten begangen werden/

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[33/0049] finden werde/ zeigen. Haben ſie ſich abeꝛ entweder in die Haͤnde geſchnitten/ gehauen oder ein Mahl im Geſichte/ ſo zeigen ſie bey Schlieſſung des Contracts die Wundmahlen auf/ und ſetzen gleichſam dieſelbe zum Unterpfande; Jmmit- telſt ruͤhmt man ſie, daß ſie ſolche Verpflichtun- gen feſt halten/ und auf beſtimmten Termin ent- weder mit Fiſchen/ Rauchwercken/ oder auch mit Gelde die gemachte Schuld bezahlen, und alsdenn ihre Marquen wieder aufzeigen, als neh- men ſie ihre zu Pfande geſetzte Verſicherung wieder zuruͤck/ und annullirten ihre Verbindung. Die Weiber brauchen die Figuren auf den Haͤn- den ſo ſehr, daß ſie es auch fuͤr eine Schoͤnheit und Zierlichkeit halten/ wann ſelbige uͤberall blau angelauffen und marquiret ſeyn. §. 12. Auſſer der hohen Landes-Obrigkeit/ welche die Volck mit Woiwoden regieret/ und den aufgelegten tribut einfordern laͤſt/ haben ſie unter ſich keinen ſonderlichen Unterſcheid der Staͤnde; Etliche/ die was mehr ſeyn wollen als die andern/ und wenig mehres einzubrocken haben/ nennen ſie Kneſen. Sie maſſen ſich ei- ner Herrſchafft uͤber einen gewiſſen Strohm an/ werden aber von denen andern gar wenig und bißweilen gar nicht reſpectiret/ weil ſie weder Urtheil noch Recht bey ihnen ſuchen, noch die- ſe ſie vermittelſt einigen Statuten verbindlich ma- chen duͤrffen/ und hat ein jeder Hauß-Vater die Inſpection uͤber ſeine Haußhaltung. Woferne aber enorme Exceſſe ſolten begangen werden/ ſu- C

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Zitationshilfe: Müller, Johann Bernhard: Leben und Gewohnheiten Der Ostiacken. Berlin, 1726, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_ostiacken_1726/49>, abgerufen am 21.11.2024.