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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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II. Bildende Kunst. Gegenstände.
Canova u. P. Vivenzio; sonst Piranesi Statue, Herausg. Winck.
v. S. 463. vi, 2. S. 73. Meyer Horen I, ii. S. 42. Wag-
ner Kunstbl. 1824. N. 93 ff.; sehr ähnliche Figuren auf Gem-
men Raponi P. gr. t. 5, 9.) sind doch wohl wirkliche Dioskuren.
Die Diosk. mit Rossen, Chiaram. 9., haben fast Phrygische
Mützen. Die Athenischen Anakes als speerbewaffnete Jüng-
linge um einen Altar stehend, Cayl. vi, 47. Catal. de Chois.
Gouff. p.
34. vgl. C. I. n. 489. Aehnlich Mus. Nan. 234.
wo Halbmond über ihrem Altar. In Chlamyden mit Parazonien,
auf einem Sardonyx als Amulet, Eckhel P. gr. 28. Als ge-
harnischte Jünglinge oft auf Etr. Pateren; in der Heroengesell-
schaft Ingh. ii, 48. unterscheidet sich Kastor durch ritterlichen
Schmuck von dem nackten Faustkämpfer Polydeukes (vgl. §. 411,
3. Statue des Faustkämpfenden Pol. Bouill. ii, 1?). Auf
Lampen neben Hades, Bartoli ii, 8. Ihre Symbole zwei
schlangenumwundne Urnen auf Lakedämonischen M. M. Br. 8, 1.
Dank eines der Seegefahr Entronnenen bei einem Anakeion, auf
einem Relief ausgedrückt, welches 1710 bei Este gefunden, jetzt
in Verona (aus dem Museum Silvestrium) ist. Com. Cam.
Silvestrii Rhodigini in anaglyphum Gr. Interpretatio
posthuma. Rom.
1720. Vgl. Thiersch Reisen S. 70. Die
Diosk. werden durch Jünglinge mit Eihüten und zwei Dioten be-
zeichnet. Die sog. Kabiren, steife Figuren mit Eihüten, nennt
man auch besser Anakten, Ant. Erc. vi, 23.

415. Besonders beliebt war in der alten Kunst der1
Mythenkreis des Trojanischen Krieges, und größere Zu-
sammenfassungen kamen selbst an Fußböden, an Pokalen,
an Waffen, wie später auf Relieftafeln, die mit ihren
kleinen Figuren und beigeschriebnen Namen eine Art an-
tike Bilderfibel vorstellten, vor. Die Kyklischen Dichter,
welche die Ilias einleiteten und fortsetzten, wurden da-
bei eben so benutzt wie Homer selbst. Die alte Kunst2
charakterisirte einen jeden Haupthelden, indem sie die Züge
der Epik mit der Freiheit und Sicherheit, die ihr eigen war,
in eine Gestalt zusammendrängte; jetzt erkennt man an
solchen charakteristischen Zügen außer dem Achill beson-
ders noch den Telamonischen Aias; und doch konnte
grade in einer schon im Alterthum oft wiederholten, höchst
bewundenswürdigen Hauptgruppe der löwenartige, ge-

II. Bildende Kunſt. Gegenſtaͤnde.
Canova u. P. Vivenzio; ſonſt Piraneſi Statue, Herausg. Winck.
v. S. 463. vi, 2. S. 73. Meyer Horen I, ii. S. 42. Wag-
ner Kunſtbl. 1824. N. 93 ff.; ſehr ähnliche Figuren auf Gem-
men Raponi P. gr. t. 5, 9.) ſind doch wohl wirkliche Dioskuren.
Die Diosk. mit Roſſen, Chiaram. 9., haben faſt Phrygiſche
Mützen. Die Atheniſchen Anakes als ſpeerbewaffnete Jüng-
linge um einen Altar ſtehend, Cayl. vi, 47. Catal. de Chois.
Gouff. p.
34. vgl. C. I. n. 489. Aehnlich Mus. Nan. 234.
wo Halbmond über ihrem Altar. In Chlamyden mit Parazonien,
auf einem Sardonyx als Amulet, Eckhel P. gr. 28. Als ge-
harniſchte Jünglinge oft auf Etr. Pateren; in der Heroengeſell-
ſchaft Ingh. ii, 48. unterſcheidet ſich Kaſtor durch ritterlichen
Schmuck von dem nackten Fauſtkämpfer Polydeukes (vgl. §. 411,
3. Statue des Fauſtkämpfenden Pol. Bouill. ii, 1?). Auf
Lampen neben Hades, Bartoli ii, 8. Ihre Symbole zwei
ſchlangenumwundne Urnen auf Lakedämoniſchen M. M. Br. 8, 1.
Dank eines der Seegefahr Entronnenen bei einem Anakeion, auf
einem Relief ausgedrückt, welches 1710 bei Eſte gefunden, jetzt
in Verona (aus dem Museum Silvestrium) iſt. Com. Cam.
Silvestrii Rhodigini in anaglyphum Gr. Interpretatio
posthuma. Rom.
1720. Vgl. Thierſch Reiſen S. 70. Die
Diosk. werden durch Jünglinge mit Eihüten und zwei Dioten be-
zeichnet. Die ſog. Kabiren, ſteife Figuren mit Eihüten, nennt
man auch beſſer Anakten, Ant. Erc. vi, 23.

415. Beſonders beliebt war in der alten Kunſt der1
Mythenkreis des Trojaniſchen Krieges, und groͤßere Zu-
ſammenfaſſungen kamen ſelbſt an Fußboͤden, an Pokalen,
an Waffen, wie ſpaͤter auf Relieftafeln, die mit ihren
kleinen Figuren und beigeſchriebnen Namen eine Art an-
tike Bilderfibel vorſtellten, vor. Die Kykliſchen Dichter,
welche die Ilias einleiteten und fortſetzten, wurden da-
bei eben ſo benutzt wie Homer ſelbſt. Die alte Kunſt2
charakteriſirte einen jeden Haupthelden, indem ſie die Zuͤge
der Epik mit der Freiheit und Sicherheit, die ihr eigen war,
in eine Geſtalt zuſammendraͤngte; jetzt erkennt man an
ſolchen charakteriſtiſchen Zuͤgen außer dem Achill beſon-
ders noch den Telamoniſchen Aias; und doch konnte
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bewundenswuͤrdigen Hauptgruppe der loͤwenartige, ge-

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[573/0595] II. Bildende Kunſt. Gegenſtaͤnde. Canova u. P. Vivenzio; ſonſt Piraneſi Statue, Herausg. Winck. v. S. 463. vi, 2. S. 73. Meyer Horen I, ii. S. 42. Wag- ner Kunſtbl. 1824. N. 93 ff.; ſehr ähnliche Figuren auf Gem- men Raponi P. gr. t. 5, 9.) ſind doch wohl wirkliche Dioskuren. Die Diosk. mit Roſſen, Chiaram. 9., haben faſt Phrygiſche Mützen. Die Atheniſchen Anakes als ſpeerbewaffnete Jüng- linge um einen Altar ſtehend, Cayl. vi, 47. Catal. de Chois. Gouff. p. 34. vgl. C. I. n. 489. Aehnlich Mus. Nan. 234. wo Halbmond über ihrem Altar. In Chlamyden mit Parazonien, auf einem Sardonyx als Amulet, Eckhel P. gr. 28. Als ge- harniſchte Jünglinge oft auf Etr. Pateren; in der Heroengeſell- ſchaft Ingh. ii, 48. unterſcheidet ſich Kaſtor durch ritterlichen Schmuck von dem nackten Fauſtkämpfer Polydeukes (vgl. §. 411, 3. Statue des Fauſtkämpfenden Pol. Bouill. ii, 1?). Auf Lampen neben Hades, Bartoli ii, 8. Ihre Symbole zwei ſchlangenumwundne Urnen auf Lakedämoniſchen M. M. Br. 8, 1. Dank eines der Seegefahr Entronnenen bei einem Anakeion, auf einem Relief ausgedrückt, welches 1710 bei Eſte gefunden, jetzt in Verona (aus dem Museum Silvestrium) iſt. Com. Cam. Silvestrii Rhodigini in anaglyphum Gr. Interpretatio posthuma. Rom. 1720. Vgl. Thierſch Reiſen S. 70. Die Diosk. werden durch Jünglinge mit Eihüten und zwei Dioten be- zeichnet. Die ſog. Kabiren, ſteife Figuren mit Eihüten, nennt man auch beſſer Anakten, Ant. Erc. vi, 23. 415. Beſonders beliebt war in der alten Kunſt der Mythenkreis des Trojaniſchen Krieges, und groͤßere Zu- ſammenfaſſungen kamen ſelbſt an Fußboͤden, an Pokalen, an Waffen, wie ſpaͤter auf Relieftafeln, die mit ihren kleinen Figuren und beigeſchriebnen Namen eine Art an- tike Bilderfibel vorſtellten, vor. Die Kykliſchen Dichter, welche die Ilias einleiteten und fortſetzten, wurden da- bei eben ſo benutzt wie Homer ſelbſt. Die alte Kunſt charakteriſirte einen jeden Haupthelden, indem ſie die Zuͤge der Epik mit der Freiheit und Sicherheit, die ihr eigen war, in eine Geſtalt zuſammendraͤngte; jetzt erkennt man an ſolchen charakteriſtiſchen Zuͤgen außer dem Achill beſon- ders noch den Telamoniſchen Aias; und doch konnte grade in einer ſchon im Alterthum oft wiederholten, hoͤchſt bewundenswuͤrdigen Hauptgruppe der loͤwenartige, ge- 1 2

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 573. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/595>, abgerufen am 23.11.2024.