Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite
II. Bildende Kunst. Gegenstände.

Deus Lunus oder Men viel auf M. in Phrygischer
Tracht mit Halbmond hinter den Schultern. Hirt 11, 8. 9.
Der verwandte Pharnakes erscheint wahrscheinlich auf M. von
Pharnakes als ein Hermes-Bakchos mit Sonne, Mond und Blitz.

3. Sirius als Sternenhund auf M. von Keos (Bröndsted
Voy. i. pl. 27.), auf Gemmen, Bracci i. t. 45. Von den
übrigen Sternbildern, welche kaum in diesen Kreis gehören,
Hirt S. 135. Die ursprüngliche Volksvorstellung entwickelt oft
mit Glück Buttmann über die Entstehung der Sternbilder, Berl.
Akad. 1826.

4. Etrusk. Sarkophag bei Inghir. i, 5. Millin Vases de
Canosa 5. Vas. i, 15. ii,
37. Unten: Kephalos. Memnon.

5. Iris (?) die Waffenüberbringerin Tischb. i, 4. Böttiger
Vasengem. i, 2. S. 68.. Mit dem prokhous, wie bei Hesiod.
Theog. 784., Hirt 12, 2.

Hemera u. Nyx sind noch nirgends mit Sicherheit nach-
gewiesen, obgleich die letztre im Alterthum, besonders grade im
früheren, öfter gebildet worden ist. Hirt S. 196.


9. Winde.

401. In den Gestalten der Winde, besonders am1
Monumente des Andronikos Kyrrhestes (§. 153, 4), zeigt
die alte Kunst ihr Vermögen, fein und sicher zu charak-
terisiren, auf eine vorzügliche Weise. Von einzelnen läßt2
sich sonst nur Boreas als Räuber der Orithyia mit Si-
cherheit nachweisen. Die im Windsgebraus dahinraffen-3
den Harpyien (gefährliche Winde, welche von dem Ge-
schlecht des heilsamen Boreas überwunden werden) er-
scheinen bald als geflügelte Weiber, bald mehr Vögeln
ähnlich gebildet.

1. Boreas (rauh), Käkias (Hagel bringend), Apeliotes (warme
Luft), Euros (Gewitter), Notos (langen Regen), Lips (Hitze, die
Schiffe in den Hafen), Zephyros (schönes Frühlingswetter), Ski-
ron (Kälte). Typhoeus als geflügelter Gigant Hirt 18, 4.

2. Boreas dabei mit Schlangenfüßen am Kasten des Kypselos
Paus. v, 19, 1. Als doppelt geflügelter Mann Tischb. iii,
31. Chloris durch Zephyros geraubt? Hirt 48, 1.

35
II. Bildende Kunſt. Gegenſtaͤnde.

Deus Lunus oder Μὴν viel auf M. in Phrygiſcher
Tracht mit Halbmond hinter den Schultern. Hirt 11, 8. 9.
Der verwandte Pharnakes erſcheint wahrſcheinlich auf M. von
Pharnakes als ein Hermes-Bakchos mit Sonne, Mond und Blitz.

3. Sirius als Sternenhund auf M. von Keos (Bröndſted
Voy. i. pl. 27.), auf Gemmen, Bracci i. t. 45. Von den
übrigen Sternbildern, welche kaum in dieſen Kreis gehören,
Hirt S. 135. Die urſprüngliche Volksvorſtellung entwickelt oft
mit Glück Buttmann über die Entſtehung der Sternbilder, Berl.
Akad. 1826.

4. Etrusk. Sarkophag bei Inghir. i, 5. Millin Vases de
Canosa 5. Vas. i, 15. ii,
37. Unten: Kephalos. Memnon.

5. Iris (?) die Waffenüberbringerin Tiſchb. i, 4. Böttiger
Vaſengem. i, 2. S. 68.. Mit dem πρόχους, wie bei Heſiod.
Theog. 784., Hirt 12, 2.

Hemera u. Nyx ſind noch nirgends mit Sicherheit nach-
gewieſen, obgleich die letztre im Alterthum, beſonders grade im
früheren, öfter gebildet worden iſt. Hirt S. 196.


9. Winde.

401. In den Geſtalten der Winde, beſonders am1
Monumente des Andronikos Kyrrheſtes (§. 153, 4), zeigt
die alte Kunſt ihr Vermoͤgen, fein und ſicher zu charak-
teriſiren, auf eine vorzuͤgliche Weiſe. Von einzelnen laͤßt2
ſich ſonſt nur Boreas als Raͤuber der Orithyia mit Si-
cherheit nachweiſen. Die im Windsgebraus dahinraffen-3
den Harpyien (gefaͤhrliche Winde, welche von dem Ge-
ſchlecht des heilſamen Boreas uͤberwunden werden) er-
ſcheinen bald als gefluͤgelte Weiber, bald mehr Voͤgeln
aͤhnlich gebildet.

1. Boreas (rauh), Käkias (Hagel bringend), Apeliotes (warme
Luft), Euros (Gewitter), Notos (langen Regen), Lips (Hitze, die
Schiffe in den Hafen), Zephyros (ſchönes Frühlingswetter), Ski-
ron (Kälte). Typhoeus als geflügelter Gigant Hirt 18, 4.

2. Boreas dabei mit Schlangenfüßen am Kaſten des Kypſelos
Pauſ. v, 19, 1. Als doppelt geflügelter Mann Tiſchb. iii,
31. Chloris durch Zephyros geraubt? Hirt 48, 1.

35
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <pb facs="#f0567" n="545"/>
                    <fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">II.</hi> Bildende Kun&#x017F;t. Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde.</fw><lb/>
                    <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">Deus Lunus</hi></hi> oder &#x039C;&#x1F74;&#x03BD; viel auf M. in Phrygi&#x017F;cher<lb/>
Tracht mit Halbmond hinter den Schultern. Hirt 11, 8. 9.<lb/>
Der verwandte Pharnakes er&#x017F;cheint wahr&#x017F;cheinlich auf M. von<lb/>
Pharnakes als ein Hermes-Bakchos mit Sonne, Mond und Blitz.</p><lb/>
                    <p>3. Sirius als Sternenhund auf M. von Keos (Brönd&#x017F;ted<lb/><hi rendition="#aq">Voy. <hi rendition="#k">i.</hi> pl.</hi> 27.), auf Gemmen, Bracci <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">i.</hi> t.</hi> 45. Von den<lb/>
übrigen <hi rendition="#g">Sternbildern</hi>, welche kaum in die&#x017F;en Kreis gehören,<lb/>
Hirt S. 135. Die ur&#x017F;prüngliche Volksvor&#x017F;tellung entwickelt oft<lb/>
mit Glück Buttmann über die Ent&#x017F;tehung der Sternbilder, Berl.<lb/>
Akad. 1826.</p><lb/>
                    <p>4. Etrusk. Sarkophag bei Inghir. <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">i,</hi></hi> 5. Millin <hi rendition="#aq">Vases de<lb/>
Canosa 5. Vas. <hi rendition="#k">i,</hi> 15. <hi rendition="#k">ii,</hi></hi> 37. Unten: Kephalos. Memnon.</p><lb/>
                    <p>5. Iris (?) die Waffenüberbringerin Ti&#x017F;chb. <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">i,</hi></hi> 4. Böttiger<lb/>
Va&#x017F;engem. <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">i,</hi></hi> 2. S. 68.. Mit dem &#x03C0;&#x03C1;&#x03CC;&#x03C7;&#x03BF;&#x03C5;&#x03C2;, wie bei He&#x017F;iod.<lb/>
Theog. 784., Hirt 12, 2.</p><lb/>
                    <p><hi rendition="#g">Hemera u. Nyx</hi> &#x017F;ind noch nirgends mit Sicherheit nach-<lb/>
gewie&#x017F;en, obgleich die letztre im Alterthum, be&#x017F;onders grade im<lb/>
früheren, öfter gebildet worden i&#x017F;t. Hirt S. 196.</p>
                  </div><lb/>
                  <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
                  <div n="7">
                    <head>9. Winde.</head><lb/>
                    <p>401. In den Ge&#x017F;talten der <hi rendition="#g">Winde</hi>, be&#x017F;onders am<note place="right">1</note><lb/>
Monumente des Andronikos Kyrrhe&#x017F;tes (§. 153, 4), zeigt<lb/>
die alte Kun&#x017F;t ihr Vermo&#x0364;gen, fein und &#x017F;icher zu charak-<lb/>
teri&#x017F;iren, auf eine vorzu&#x0364;gliche Wei&#x017F;e. Von einzelnen la&#x0364;ßt<note place="right">2</note><lb/>
&#x017F;ich &#x017F;on&#x017F;t nur Boreas als Ra&#x0364;uber der Orithyia mit Si-<lb/>
cherheit nachwei&#x017F;en. Die im Windsgebraus dahinraffen-<note place="right">3</note><lb/>
den <hi rendition="#g">Harpyien</hi> (gefa&#x0364;hrliche Winde, welche von dem Ge-<lb/>
&#x017F;chlecht des heil&#x017F;amen Boreas u&#x0364;berwunden werden) er-<lb/>
&#x017F;cheinen bald als geflu&#x0364;gelte Weiber, bald mehr Vo&#x0364;geln<lb/>
a&#x0364;hnlich gebildet.</p><lb/>
                    <p>1. Boreas (rauh), Käkias (Hagel bringend), Apeliotes (warme<lb/>
Luft), Euros (Gewitter), Notos (langen Regen), Lips (Hitze, die<lb/>
Schiffe in den Hafen), Zephyros (&#x017F;chönes Frühlingswetter), Ski-<lb/>
ron (Kälte). Typhoeus als geflügelter Gigant Hirt 18, 4.</p><lb/>
                    <p>2. Boreas dabei mit Schlangenfüßen am Ka&#x017F;ten des Kyp&#x017F;elos<lb/>
Pau&#x017F;. <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">v,</hi></hi> 19, 1. Als doppelt geflügelter Mann Ti&#x017F;chb. <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">iii,</hi></hi><lb/>
31. Chloris durch Zephyros geraubt? Hirt 48, 1.</p><lb/>
                    <fw place="bottom" type="sig">35</fw><lb/>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[545/0567] II. Bildende Kunſt. Gegenſtaͤnde. Deus Lunus oder Μὴν viel auf M. in Phrygiſcher Tracht mit Halbmond hinter den Schultern. Hirt 11, 8. 9. Der verwandte Pharnakes erſcheint wahrſcheinlich auf M. von Pharnakes als ein Hermes-Bakchos mit Sonne, Mond und Blitz. 3. Sirius als Sternenhund auf M. von Keos (Bröndſted Voy. i. pl. 27.), auf Gemmen, Bracci i. t. 45. Von den übrigen Sternbildern, welche kaum in dieſen Kreis gehören, Hirt S. 135. Die urſprüngliche Volksvorſtellung entwickelt oft mit Glück Buttmann über die Entſtehung der Sternbilder, Berl. Akad. 1826. 4. Etrusk. Sarkophag bei Inghir. i, 5. Millin Vases de Canosa 5. Vas. i, 15. ii, 37. Unten: Kephalos. Memnon. 5. Iris (?) die Waffenüberbringerin Tiſchb. i, 4. Böttiger Vaſengem. i, 2. S. 68.. Mit dem πρόχους, wie bei Heſiod. Theog. 784., Hirt 12, 2. Hemera u. Nyx ſind noch nirgends mit Sicherheit nach- gewieſen, obgleich die letztre im Alterthum, beſonders grade im früheren, öfter gebildet worden iſt. Hirt S. 196. 9. Winde. 401. In den Geſtalten der Winde, beſonders am Monumente des Andronikos Kyrrheſtes (§. 153, 4), zeigt die alte Kunſt ihr Vermoͤgen, fein und ſicher zu charak- teriſiren, auf eine vorzuͤgliche Weiſe. Von einzelnen laͤßt ſich ſonſt nur Boreas als Raͤuber der Orithyia mit Si- cherheit nachweiſen. Die im Windsgebraus dahinraffen- den Harpyien (gefaͤhrliche Winde, welche von dem Ge- ſchlecht des heilſamen Boreas uͤberwunden werden) er- ſcheinen bald als gefluͤgelte Weiber, bald mehr Voͤgeln aͤhnlich gebildet. 1 2 3 1. Boreas (rauh), Käkias (Hagel bringend), Apeliotes (warme Luft), Euros (Gewitter), Notos (langen Regen), Lips (Hitze, die Schiffe in den Hafen), Zephyros (ſchönes Frühlingswetter), Ski- ron (Kälte). Typhoeus als geflügelter Gigant Hirt 18, 4. 2. Boreas dabei mit Schlangenfüßen am Kaſten des Kypſelos Pauſ. v, 19, 1. Als doppelt geflügelter Mann Tiſchb. iii, 31. Chloris durch Zephyros geraubt? Hirt 48, 1. 35

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/567
Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 545. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/567>, abgerufen am 23.11.2024.