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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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Historischer Theil.
Der eigentliche Tempel 60 Ellen lang (20 davon das Chor), 20
breit (ohne die Kammern), 30 hoch. Die Steinwände verjüngen
sich nach oben, wie in Aegypten (§. 222), an ihnen liegen zunächst
drei Reihen Stockwerke kleiner Kammern mit Fenstern für allerlei
Zwecke. Vor dem Eingange ein thurmartiges Gebäude, eine
Halle (Ailam, ähnlich wie in Paphos), 20 Ellen breit, 10 dick,
120 hoch. Davor zwei mächtige Erzsäulen (Jachin und Boas)
mit schön verzierten Capitälern, welche Nichts zu tragen haben, 40
Ellen hoch. Diese arbeitet Hiram Abif aus Tyrus. Das
Dach und die innern Wände des Tempels und Chors (Dabir) aus
Cedernholz, mit Schnitzwerk von Cherubim, Palmen und Guirlan-
den, welches sich durch den dünnen Ueberzug von Gold ausdrückte.
Ein doppelter Vorhof, der Priester und des Volks, zu welchem
erst Herodes den äußern dritten Vorhof der Heiden hinzufügte.
Oben §. 190, 1, ii. Von eigentlichen Säulenhallen ist hier
nicht die Rede; doch kommen bei Salomons Pallaste drei Hallen
jede mit 15 Säulen vor. -- S. die Litteratur in Fabricius
Bibliogr. antiq. p. 388. u. in Becks Grundriß S. 30. Ugolini
Thes. Antiqq. Hebr. T. ix -- xi. Hirt: der Tempel Sa-
lomons. Berl. 1809.

5. S. i. B. der Könige, 22, 39 von Ahabs elfenbeinernem
Hause. Ebd. 10, 18 von Salomons thronos khruselephantinos
mit Löwen an beiden Lehnen (wie in Aegypten) und an den Sei-
ten der 6 Stufen. Vgl. Hesek. 27, 6. von Tyrus, nach den lxx:
ta iera sou epoiesan ex elephantos.


2. Bildende Kunst.

1240. Derselbe Geschmack durchdringt die bildende
Kunst. Abgesehn von den alten Bätylien-Bildern
2des einfachsten Idolen-Cultus, hatten die Phönicier und
Cananäer, wie die stammverwandten Babylonier, ge-
wöhnlich Holzbilder, über die gehämmertes Metallblech
geheftet wurde; für welche Art Arbeit sich eine sehr re-
gelmäßige und sorgfältige Technik ausgebildet zu haben
3scheint. Gegossne Statuen lassen sich dagegen nicht mit
Sicherheit nachweisen, obgleich das Verfahren, Metall-
massen in irdnen Formen eine bestimmte Gestalt zu ge-
4ben, den Phöniciern nicht ganz unbekannt war. Auch

Hiſtoriſcher Theil.
Der eigentliche Tempel 60 Ellen lang (20 davon das Chor), 20
breit (ohne die Kammern), 30 hoch. Die Steinwände verjüngen
ſich nach oben, wie in Aegypten (§. 222), an ihnen liegen zunächſt
drei Reihen Stockwerke kleiner Kammern mit Fenſtern für allerlei
Zwecke. Vor dem Eingange ein thurmartiges Gebäude, eine
Halle (Ailam, ähnlich wie in Paphos), 20 Ellen breit, 10 dick,
120 hoch. Davor zwei mächtige Erzſäulen (Jachin und Boas)
mit ſchön verzierten Capitälern, welche Nichts zu tragen haben, 40
Ellen hoch. Dieſe arbeitet Hiram Abif aus Tyrus. Das
Dach und die innern Wände des Tempels und Chors (Dabir) aus
Cedernholz, mit Schnitzwerk von Cherubim, Palmen und Guirlan-
den, welches ſich durch den dünnen Ueberzug von Gold ausdrückte.
Ein doppelter Vorhof, der Prieſter und des Volks, zu welchem
erſt Herodes den äußern dritten Vorhof der Heiden hinzufügte.
Oben §. 190, 1, ii. Von eigentlichen Säulenhallen iſt hier
nicht die Rede; doch kommen bei Salomons Pallaſte drei Hallen
jede mit 15 Säulen vor. — S. die Litteratur in Fabricius
Bibliogr. antiq. p. 388. u. in Becks Grundriß S. 30. Ugolini
Thes. Antiqq. Hebr. T. ix — xi. Hirt: der Tempel Sa-
lomons. Berl. 1809.

5. S. i. B. der Könige, 22, 39 von Ahabs elfenbeinernem
Hauſe. Ebd. 10, 18 von Salomons ϑρόνος χρυσελεφάντινος
mit Löwen an beiden Lehnen (wie in Aegypten) und an den Sei-
ten der 6 Stufen. Vgl. Heſek. 27, 6. von Tyrus, nach den lxx:
τὰ ἱερά σου ἐποίησαν ἐξ ἐλέφαντος.


2. Bildende Kunſt.

1240. Derſelbe Geſchmack durchdringt die bildende
Kunſt. Abgeſehn von den alten Baͤtylien-Bildern
2des einfachſten Idolen-Cultus, hatten die Phoͤnicier und
Cananaͤer, wie die ſtammverwandten Babylonier, ge-
woͤhnlich Holzbilder, uͤber die gehaͤmmertes Metallblech
geheftet wurde; fuͤr welche Art Arbeit ſich eine ſehr re-
gelmaͤßige und ſorgfaͤltige Technik ausgebildet zu haben
3ſcheint. Gegoſſne Statuen laſſen ſich dagegen nicht mit
Sicherheit nachweiſen, obgleich das Verfahren, Metall-
maſſen in irdnen Formen eine beſtimmte Geſtalt zu ge-
4ben, den Phoͤniciern nicht ganz unbekannt war. Auch

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[262/0284] Hiſtoriſcher Theil. Der eigentliche Tempel 60 Ellen lang (20 davon das Chor), 20 breit (ohne die Kammern), 30 hoch. Die Steinwände verjüngen ſich nach oben, wie in Aegypten (§. 222), an ihnen liegen zunächſt drei Reihen Stockwerke kleiner Kammern mit Fenſtern für allerlei Zwecke. Vor dem Eingange ein thurmartiges Gebäude, eine Halle (Ailam, ähnlich wie in Paphos), 20 Ellen breit, 10 dick, 120 hoch. Davor zwei mächtige Erzſäulen (Jachin und Boas) mit ſchön verzierten Capitälern, welche Nichts zu tragen haben, 40 Ellen hoch. Dieſe arbeitet Hiram Abif aus Tyrus. Das Dach und die innern Wände des Tempels und Chors (Dabir) aus Cedernholz, mit Schnitzwerk von Cherubim, Palmen und Guirlan- den, welches ſich durch den dünnen Ueberzug von Gold ausdrückte. Ein doppelter Vorhof, der Prieſter und des Volks, zu welchem erſt Herodes den äußern dritten Vorhof der Heiden hinzufügte. Oben §. 190, 1, ii. Von eigentlichen Säulenhallen iſt hier nicht die Rede; doch kommen bei Salomons Pallaſte drei Hallen jede mit 15 Säulen vor. — S. die Litteratur in Fabricius Bibliogr. antiq. p. 388. u. in Becks Grundriß S. 30. Ugolini Thes. Antiqq. Hebr. T. ix — xi. Hirt: der Tempel Sa- lomons. Berl. 1809. 5. S. i. B. der Könige, 22, 39 von Ahabs elfenbeinernem Hauſe. Ebd. 10, 18 von Salomons ϑρόνος χρυσελεφάντινος mit Löwen an beiden Lehnen (wie in Aegypten) und an den Sei- ten der 6 Stufen. Vgl. Heſek. 27, 6. von Tyrus, nach den lxx: τὰ ἱερά σου ἐποίησαν ἐξ ἐλέφαντος. 2. Bildende Kunſt. 240. Derſelbe Geſchmack durchdringt die bildende Kunſt. Abgeſehn von den alten Baͤtylien-Bildern des einfachſten Idolen-Cultus, hatten die Phoͤnicier und Cananaͤer, wie die ſtammverwandten Babylonier, ge- woͤhnlich Holzbilder, uͤber die gehaͤmmertes Metallblech geheftet wurde; fuͤr welche Art Arbeit ſich eine ſehr re- gelmaͤßige und ſorgfaͤltige Technik ausgebildet zu haben ſcheint. Gegoſſne Statuen laſſen ſich dagegen nicht mit Sicherheit nachweiſen, obgleich das Verfahren, Metall- maſſen in irdnen Formen eine beſtimmte Geſtalt zu ge- ben, den Phoͤniciern nicht ganz unbekannt war. Auch 1 2 3 4

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/284>, abgerufen am 24.11.2024.