ihre eigenthümliche Anlage kann wohl am besten aus dem Tempel des Jehova zu Jerusalem beurtheilt3 werden, auf den offenbar die Phönicische Kunst mehr ein- gewirkt als die entfernter stehende Aegyptische. Ueberall,4 an der Bundeslade, der alten Stiftshütte und in dem Salomonischen Tempel, finden wir den für diese Völker charakteristischen Gebrauch wieder, Bretterwände oder das Getäfel an Steinwänden mit Goldblech zu überziehen. Auch Elfenbein zur Verzierung von Architektur-Theilen,5 wie zur Auszierung von Thronen und andern Geräthen, zu brauchen, war bei den Syrischen Stämmen gewöhn- lich: dieser Luxus breitete sich über Kleinasien frühzeitig nach dem Westen aus (§. 47, 3. 56. 57).
2. Haupttempel: der des Melkarth zu Tyrus, zu Gades, der der Astarte auf der Byrsa in Karthago. Jenen soll nebst dem des Z. Olympios (Bel-Samen?) und der Astarte der Kö- nig Hiram gebaut, Cedern dazu vom Libanon gehauen, auch goldne Säulen hineingestellt haben. Dios und Menandros bei Joseph g. Apion i, 17. 18. Von keinem weiß man indeß etwas genaueres. Nur von dem Tempel zu Paphos, durch Ruinen (beschrieben von Ali-Bey und von Hammer) und Abbil- dungen auf geschnittnen Steinen und Münzen. S. Gemmae astri- ferae i, 16. 77. 78., auch die Darstellung von Paphos, Pitture di Ercol. iii. t. 52. Münter: der Tempel der himmlischen Göt- tin von Paphos. Zweite Beilage zur Rel. der Carthager. Der Tempelhof 150 x 100 Schritt; in zwei Hälften getheilt, in dem einen das kleine Tempelgebäude. Zwei Pfeiler oder Obelisken ste- hen davor, durch eine Kette verbunden. Ein halbkreisförmiges Ge- länder umgiebt einen Vorhof (Taubengehege). Der mittlere Theil erhebt sich hoch über die Nebenhallen. Im Adyton steht die Meta, von Candelabern umgeben. Von einem uralten T. des Apollo aus Cedern in Utica Plin xvi, 79. -- Die Einrichtung des Thalamos, an dem sonst Jonisch gebauten T. zu Hierapo- lis, war wohl von dem ältern Syrischen Heiligthum entlehnt. Lu- kian de dea Syria 31. Vgl. §. 153, 1.
3. Tempel auf Moriah. Tritt an die Stelle des alten Hirtentempels aus beweglichen Bretterwänden mit einem Ueberhange aus Teppichen, der die Bundeslade mit ihren Cherubim einschloß. -- Große Substructionen, welche ein Thal, 600 Fuß tief, ausfüllen.
Anhang. Syriſche Staͤmme.
ihre eigenthuͤmliche Anlage kann wohl am beſten aus dem Tempel des Jehova zu Jeruſalem beurtheilt3 werden, auf den offenbar die Phoͤniciſche Kunſt mehr ein- gewirkt als die entfernter ſtehende Aegyptiſche. Ueberall,4 an der Bundeslade, der alten Stiftshuͤtte und in dem Salomoniſchen Tempel, finden wir den fuͤr dieſe Voͤlker charakteriſtiſchen Gebrauch wieder, Bretterwaͤnde oder das Getaͤfel an Steinwaͤnden mit Goldblech zu uͤberziehen. Auch Elfenbein zur Verzierung von Architektur-Theilen,5 wie zur Auszierung von Thronen und andern Geraͤthen, zu brauchen, war bei den Syriſchen Staͤmmen gewoͤhn- lich: dieſer Luxus breitete ſich uͤber Kleinaſien fruͤhzeitig nach dem Weſten aus (§. 47, 3. 56. 57).
2. Haupttempel: der des Melkarth zu Tyrus, zu Gades, der der Aſtarte auf der Byrſa in Karthago. Jenen ſoll nebſt dem des Z. Olympios (Bel-Samen?) und der Aſtarte der Kö- nig Hiram gebaut, Cedern dazu vom Libanon gehauen, auch goldne Säulen hineingeſtellt haben. Dios und Menandros bei Joſeph g. Apion i, 17. 18. Von keinem weiß man indeß etwas genaueres. Nur von dem Tempel zu Paphos, durch Ruinen (beſchrieben von Ali-Bey und von Hammer) und Abbil- dungen auf geſchnittnen Steinen und Münzen. S. Gemmae astri- ferae i, 16. 77. 78., auch die Darſtellung von Paphos, Pitture di Ercol. iii. t. 52. Münter: der Tempel der himmliſchen Göt- tin von Paphos. Zweite Beilage zur Rel. der Carthager. Der Tempelhof 150 × 100 Schritt; in zwei Hälften getheilt, in dem einen das kleine Tempelgebäude. Zwei Pfeiler oder Obelisken ſte- hen davor, durch eine Kette verbunden. Ein halbkreisförmiges Ge- länder umgiebt einen Vorhof (Taubengehege). Der mittlere Theil erhebt ſich hoch über die Nebenhallen. Im Adyton ſteht die Meta, von Candelabern umgeben. Von einem uralten T. des Apollo aus Cedern in Utica Plin xvi, 79. — Die Einrichtung des Thalamos, an dem ſonſt Joniſch gebauten T. zu Hierapo- lis, war wohl von dem ältern Syriſchen Heiligthum entlehnt. Lu- kian de dea Syria 31. Vgl. §. 153, 1.
3. Tempel auf Moriah. Tritt an die Stelle des alten Hirtentempels aus beweglichen Bretterwänden mit einem Ueberhange aus Teppichen, der die Bundeslade mit ihren Cherubim einſchloß. — Große Subſtructionen, welche ein Thal, 600 Fuß tief, ausfüllen.
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Anhang. Syriſche Staͤmme.
ihre eigenthuͤmliche Anlage kann wohl am beſten aus
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werden, auf den offenbar die Phoͤniciſche Kunſt mehr ein-
gewirkt als die entfernter ſtehende Aegyptiſche. Ueberall,
an der Bundeslade, der alten Stiftshuͤtte und in dem
Salomoniſchen Tempel, finden wir den fuͤr dieſe Voͤlker
charakteriſtiſchen Gebrauch wieder, Bretterwaͤnde oder
das Getaͤfel an Steinwaͤnden mit Goldblech zu uͤberziehen.
Auch Elfenbein zur Verzierung von Architektur-Theilen,
wie zur Auszierung von Thronen und andern Geraͤthen,
zu brauchen, war bei den Syriſchen Staͤmmen gewoͤhn-
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nach dem Weſten aus (§. 47, 3. 56. 57).
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der Aſtarte auf der Byrſa in Karthago. Jenen ſoll nebſt dem
des Z. Olympios (Bel-Samen?) und der Aſtarte der Kö-
nig Hiram gebaut, Cedern dazu vom Libanon gehauen, auch
goldne Säulen hineingeſtellt haben. Dios und Menandros bei
Joſeph g. Apion i, 17. 18. Von keinem weiß man indeß
etwas genaueres. Nur von dem Tempel zu Paphos, durch
Ruinen (beſchrieben von Ali-Bey und von Hammer) und Abbil-
dungen auf geſchnittnen Steinen und Münzen. S. Gemmae astri-
ferae i, 16. 77. 78., auch die Darſtellung von Paphos, Pitture
di Ercol. iii. t. 52. Münter: der Tempel der himmliſchen Göt-
tin von Paphos. Zweite Beilage zur Rel. der Carthager. Der
Tempelhof 150 × 100 Schritt; in zwei Hälften getheilt, in dem
einen das kleine Tempelgebäude. Zwei Pfeiler oder Obelisken ſte-
hen davor, durch eine Kette verbunden. Ein halbkreisförmiges Ge-
länder umgiebt einen Vorhof (Taubengehege). Der mittlere Theil
erhebt ſich hoch über die Nebenhallen. Im Adyton ſteht die Meta,
von Candelabern umgeben. Von einem uralten T. des Apollo
aus Cedern in Utica Plin xvi, 79. — Die Einrichtung
des Thalamos, an dem ſonſt Joniſch gebauten T. zu Hierapo-
lis, war wohl von dem ältern Syriſchen Heiligthum entlehnt. Lu-
kian de dea Syria 31. Vgl. §. 153, 1.
3. Tempel auf Moriah. Tritt an die Stelle des alten
Hirtentempels aus beweglichen Bretterwänden mit einem Ueberhange
aus Teppichen, der die Bundeslade mit ihren Cherubim einſchloß. —
Große Subſtructionen, welche ein Thal, 600 Fuß tief, ausfüllen.
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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/283>, abgerufen am 24.11.2024.
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