in Cultusdarstellungen, s. das Gemählde bei Minut. Tf. 21, 3, öfter in Hieroglyphen, und dann in freieren Darstellungen, wie Schlachtstücken, einigemal vor), und doch die Augen von vorn; die Schultern und Arme sehr eckig; sehr oft sind auch die Hände beide rechte oder linke.
230. Auch in gebrannter Erde wurde Vorzügli-1 ches gearbeitet, theils Geschirre, zu denen auch die soge- nannten Kanoben zu rechnen sind; theils kleine Figuren von Göttern mit blauer und grüner Schmelzfarbe, meist recht kräftig entworfen, und zu vielen Tausenden fabrik- mäßig gearbeitet. Auch die Scarabäen sind noch öfter2 aus gebrannter Erde als aus Stein (Amethyst, Jaspis, Agath, Cornalin, lapis lazuli u. a. m.), obgleich auch die Glyptik, selbst in Aethiopien, frühzeitig zu Hause war. Kunstwerke aus Metall waren viel seltner; und3 hier haben die Aegyptier den Griechen die Haupterfindun- gen übrig gelassen, während sie in der Steinsculptur ihre Vorgänger waren. Auf Metall zu mahlen, war4 wenigstens später eine Aegyptische Kunst. Auch die Fa-5 brication und Färbung von Glaswaaren war zeitig, wenn auch nicht vor den Phöniciern, bei den Aegyptiern zu Hause und blühte auch noch in Alexandrinischer Zeit. Die Holzschnitzerei war zwar in Aegypten durch den6 Mangel an Material beschränkt, doch gab es hölzerne Bil- der von Göttern und Menschen in großer Anzahl, die wir uns nach den Deckeln der Mumien vorstellen können.
1. Aegyptische Töpfe Descr. ii. pl. 87 sqq. v. pl. 75. Kanobos ist eigentlich wirkliche Benennung des Gottes (§. 220, 3.), eine Namensform des Agathodämon Knuph, der als ein Krug zum Durchseihen des Nilwassers (Suidas s. v.) mit einem Menschen- kopfe dargestellt wurde. Hernach nennt man alle ähnliche Götter- köpfe Kanoben. Die Kanoben bei den Mumien, mit den vier Köpfen (§. 232, 3.) sind oft mit Emailfiguren gefüllt, oft auch mas- siv. Viel solche Terracotta-Figuren Descr. T. v. pl. 81 sq.
2. Die Aegyptier brauchten viel Siegelringe; selbst Opfer wer- den von dem sphragistes besiegelt. Von den sphragides der Aethio-
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Anhang. Syrier.
in Cultusdarſtellungen, ſ. das Gemählde bei Minut. Tf. 21, 3, öfter in Hieroglyphen, und dann in freieren Darſtellungen, wie Schlachtſtücken, einigemal vor), und doch die Augen von vorn; die Schultern und Arme ſehr eckig; ſehr oft ſind auch die Hände beide rechte oder linke.
230. Auch in gebrannter Erde wurde Vorzuͤgli-1 ches gearbeitet, theils Geſchirre, zu denen auch die ſoge- nannten Kanoben zu rechnen ſind; theils kleine Figuren von Goͤttern mit blauer und gruͤner Schmelzfarbe, meiſt recht kraͤftig entworfen, und zu vielen Tauſenden fabrik- maͤßig gearbeitet. Auch die Scarabaͤen ſind noch oͤfter2 aus gebrannter Erde als aus Stein (Amethyſt, Jaspis, Agath, Cornalin, lapis lazuli u. a. m.), obgleich auch die Glyptik, ſelbſt in Aethiopien, fruͤhzeitig zu Hauſe war. Kunſtwerke aus Metall waren viel ſeltner; und3 hier haben die Aegyptier den Griechen die Haupterfindun- gen uͤbrig gelaſſen, waͤhrend ſie in der Steinſculptur ihre Vorgaͤnger waren. Auf Metall zu mahlen, war4 wenigſtens ſpaͤter eine Aegyptiſche Kunſt. Auch die Fa-5 brication und Faͤrbung von Glaswaaren war zeitig, wenn auch nicht vor den Phoͤniciern, bei den Aegyptiern zu Hauſe und bluͤhte auch noch in Alexandriniſcher Zeit. Die Holzſchnitzerei war zwar in Aegypten durch den6 Mangel an Material beſchraͤnkt, doch gab es hoͤlzerne Bil- der von Goͤttern und Menſchen in großer Anzahl, die wir uns nach den Deckeln der Mumien vorſtellen koͤnnen.
1. Aegyptiſche Töpfe Descr. ii. pl. 87 sqq. v. pl. 75. Kanobos iſt eigentlich wirkliche Benennung des Gottes (§. 220, 3.), eine Namensform des Agathodämon Knuph, der als ein Krug zum Durchſeihen des Nilwaſſers (Suidas s. v.) mit einem Menſchen- kopfe dargeſtellt wurde. Hernach nennt man alle ähnliche Götter- köpfe Kanoben. Die Kanoben bei den Mumien, mit den vier Köpfen (§. 232, 3.) ſind oft mit Emailfiguren gefüllt, oft auch maſ- ſiv. Viel ſolche Terracotta-Figuren Descr. T. v. pl. 81 sq.
2. Die Aegyptier brauchten viel Siegelringe; ſelbſt Opfer wer- den von dem σφραγιστὴς beſiegelt. Von den σφραγῖδες der Aethio-
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Anhang. Syrier.
in Cultusdarſtellungen, ſ. das Gemählde bei Minut. Tf. 21, 3,
öfter in Hieroglyphen, und dann in freieren Darſtellungen, wie
Schlachtſtücken, einigemal vor), und doch die Augen von vorn; die
Schultern und Arme ſehr eckig; ſehr oft ſind auch die Hände beide
rechte oder linke.
230. Auch in gebrannter Erde wurde Vorzuͤgli-
ches gearbeitet, theils Geſchirre, zu denen auch die ſoge-
nannten Kanoben zu rechnen ſind; theils kleine Figuren
von Goͤttern mit blauer und gruͤner Schmelzfarbe, meiſt
recht kraͤftig entworfen, und zu vielen Tauſenden fabrik-
maͤßig gearbeitet. Auch die Scarabaͤen ſind noch oͤfter
aus gebrannter Erde als aus Stein (Amethyſt, Jaspis,
Agath, Cornalin, lapis lazuli u. a. m.), obgleich auch
die Glyptik, ſelbſt in Aethiopien, fruͤhzeitig zu Hauſe
war. Kunſtwerke aus Metall waren viel ſeltner; und
hier haben die Aegyptier den Griechen die Haupterfindun-
gen uͤbrig gelaſſen, waͤhrend ſie in der Steinſculptur ihre
Vorgaͤnger waren. Auf Metall zu mahlen, war
wenigſtens ſpaͤter eine Aegyptiſche Kunſt. Auch die Fa-
brication und Faͤrbung von Glaswaaren war zeitig,
wenn auch nicht vor den Phoͤniciern, bei den Aegyptiern
zu Hauſe und bluͤhte auch noch in Alexandriniſcher Zeit.
Die Holzſchnitzerei war zwar in Aegypten durch den
Mangel an Material beſchraͤnkt, doch gab es hoͤlzerne Bil-
der von Goͤttern und Menſchen in großer Anzahl, die
wir uns nach den Deckeln der Mumien vorſtellen koͤnnen.
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Kanobos iſt eigentlich wirkliche Benennung des Gottes (§. 220, 3.),
eine Namensform des Agathodämon Knuph, der als ein Krug zum
Durchſeihen des Nilwaſſers (Suidas s. v.) mit einem Menſchen-
kopfe dargeſtellt wurde. Hernach nennt man alle ähnliche Götter-
köpfe Kanoben. Die Kanoben bei den Mumien, mit den vier
Köpfen (§. 232, 3.) ſind oft mit Emailfiguren gefüllt, oft auch maſ-
ſiv. Viel ſolche Terracotta-Figuren Descr. T. v. pl. 81 sq.
2. Die Aegyptier brauchten viel Siegelringe; ſelbſt Opfer wer-
den von dem σφραγιστὴς beſiegelt. Von den σφραγῖδες der Aethio-
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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/265>, abgerufen am 24.11.2024.
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