4. Interessant ist der Aegyptische Aufriß eines solchen Capitäls, durch ein Netz entworfen, Descript. iv. pl. 62.
6. Diodor beschreibt diese Art von Atlanten (welche aber Nichts tragen) durch: upereisthai d anti ton kionon zodia pekhon ekkaideka monolitha, i, 47. Nur bei dem B. Barkal, Caill. i. i. pl. 67 sq., kommen einmal Zwergfiguren vor, welche wirk- lich einen Theil des Pfeilers tragen.
1224. Als eine Zubehör der Tempelarchitektur sind die Obelisken zu betrachten: vierseitige, auf eine niedrige Basis gestellte, Pfeiler, die sich nach oben verjüngen, 2und mit einem Pyramidion schließen; aus Kalkstein, gewöhnlicher aber aus Granit oder Syenit (pyrrhopoe- cilus), mit vortrefflich eingegrabnen Bildwerken und Hie- 3roglyphen. Der Gebrauch des Obelisks als eines Gno- mon ist, so wie die Stellung auf einer hohen Basis im- mitten freier Plätze, erst bei der Versetzung einzelner 4nach Rom aufgekommen; in Aegypten gehörten sie zur Classe der Stelen (Denkpfeiler), und gaben an welche Ehren und Titel der König, der einen Tempel erbaut, erweitert, reich beschenkt hatte, dafür von der Priester- schaft empfangen habe, daß z. B. Ramesses als Aroeris, 5den Re und alle Götter lieben, geehrt werde. Die berühmtesten Obelisken waren in Heliopolis und Theben; von da sind auch die ansehnlichsten der in Rom befind- lichen.
1. Die Verjüngung beträgt gewöhnlich 1/3 ; das Verhältniß der untern Breite zur Höhe 1: 9 bis 12.
2. Das Verfahren des Aushebens der Obelisken ist in den Steinbrüchen von Syene noch deutlich zu sehen. Roziere des ex- ploitations de granit in der Description de l'Egypte.
4. Die Interpretation eines Obelisken von Hermapion bei Am- mian xvii, 4. (beinah das schätzbarste Fragment des ganzen Aegyptischen Alterthums), welche leider durch die excerpirende Hand Ammians sehr gelitten hat, muß wohl ungefähr so in Ordnung gebracht werden:
Arkhen apo tou notiou diermeneumena ekhei stikhos
Hiſtoriſcher Theil.
4. Intereſſant iſt der Aegyptiſche Aufriß eines ſolchen Capitäls, durch ein Netz entworfen, Descript. iv. pl. 62.
6. Diodor beſchreibt dieſe Art von Atlanten (welche aber Nichts tragen) durch: ὑπηρεῖσϑαι δ̛ ἀντὶ τῶν κιόνων ζῴδια πηχῶν ἑκκαίδεκα μονόλιϑα, i, 47. Nur bei dem B. Barkal, Caill. i. i. pl. 67 sq., kommen einmal Zwergfiguren vor, welche wirk- lich einen Theil des Pfeilers tragen.
1224. Als eine Zubehoͤr der Tempelarchitektur ſind die Obelisken zu betrachten: vierſeitige, auf eine niedrige Baſis geſtellte, Pfeiler, die ſich nach oben verjuͤngen, 2und mit einem Pyramidion ſchließen; aus Kalkſtein, gewoͤhnlicher aber aus Granit oder Syenit (pyrrhopoe- cilus), mit vortrefflich eingegrabnen Bildwerken und Hie- 3roglyphen. Der Gebrauch des Obelisks als eines Gno- mon iſt, ſo wie die Stellung auf einer hohen Baſis im- mitten freier Plaͤtze, erſt bei der Verſetzung einzelner 4nach Rom aufgekommen; in Aegypten gehoͤrten ſie zur Claſſe der Stelen (Denkpfeiler), und gaben an welche Ehren und Titel der Koͤnig, der einen Tempel erbaut, erweitert, reich beſchenkt hatte, dafuͤr von der Prieſter- ſchaft empfangen habe, daß z. B. Rameſſes als Aroeris, 5den Re und alle Goͤtter lieben, geehrt werde. Die beruͤhmteſten Obelisken waren in Heliopolis und Theben; von da ſind auch die anſehnlichſten der in Rom befind- lichen.
1. Die Verjüngung beträgt gewöhnlich ⅓; das Verhältniß der untern Breite zur Höhe 1: 9 bis 12.
2. Das Verfahren des Aushebens der Obelisken iſt in den Steinbrüchen von Syene noch deutlich zu ſehen. Rozière des ex- ploitations de granit in der Description de l’Egypte.
4. Die Interpretation eines Obelisken von Hermapion bei Am- mian xvii, 4. (beinah das ſchätzbarſte Fragment des ganzen Aegyptiſchen Alterthums), welche leider durch die excerpirende Hand Ammians ſehr gelitten hat, muß wohl ungefähr ſo in Ordnung gebracht werden:
Ἀρχὴν ἀπὸ τοῦ νοτίου διερμηνευμένα ἔχει στίχος
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0254"n="232"/><fwplace="top"type="header">Hiſtoriſcher Theil.</fw><lb/><p>4. Intereſſant iſt der Aegyptiſche Aufriß eines ſolchen Capitäls,<lb/>
durch ein Netz entworfen, <hirendition="#aq">Descript. <hirendition="#k">iv.</hi> pl.</hi> 62.</p><lb/><p>6. Diodor beſchreibt dieſe Art von Atlanten (welche aber Nichts<lb/>
tragen) durch: ὑπηρεῖσϑαιδ̛ἀντὶτῶνκιόνωνζῴδιαπηχῶν<lb/>ἑκκαίδεκαμονόλιϑα, <hirendition="#k"><hirendition="#aq">i,</hi></hi> 47. Nur bei dem B. Barkal, Caill.<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#k">i. i.</hi> pl. 67 sq.,</hi> kommen einmal Zwergfiguren vor, welche wirk-<lb/>
lich einen Theil des Pfeilers tragen.</p><lb/><p><noteplace="left">1</note>224. Als eine Zubehoͤr der Tempelarchitektur ſind die<lb/><hirendition="#g">Obelisken</hi> zu betrachten: vierſeitige, auf eine niedrige<lb/>
Baſis geſtellte, Pfeiler, die ſich nach oben verjuͤngen,<lb/><noteplace="left">2</note>und mit einem Pyramidion ſchließen; aus Kalkſtein,<lb/>
gewoͤhnlicher aber aus Granit oder Syenit (<hirendition="#aq">pyrrhopoe-<lb/>
cilus</hi>), mit vortrefflich eingegrabnen Bildwerken und Hie-<lb/><noteplace="left">3</note>roglyphen. Der Gebrauch des Obelisks als eines Gno-<lb/>
mon iſt, ſo wie die Stellung auf einer hohen Baſis im-<lb/>
mitten freier Plaͤtze, erſt bei der Verſetzung einzelner<lb/><noteplace="left">4</note>nach Rom aufgekommen; in Aegypten gehoͤrten ſie zur<lb/>
Claſſe der Stelen (Denkpfeiler), und gaben an welche<lb/>
Ehren und Titel der Koͤnig, der einen Tempel erbaut,<lb/>
erweitert, reich beſchenkt hatte, dafuͤr von der Prieſter-<lb/>ſchaft empfangen habe, daß z. B. Rameſſes als Aroeris,<lb/><noteplace="left">5</note>den Re und alle Goͤtter lieben, geehrt werde. Die<lb/>
beruͤhmteſten Obelisken waren in Heliopolis und Theben;<lb/>
von da ſind auch die anſehnlichſten der in Rom befind-<lb/>
lichen.</p><lb/><p>1. Die Verjüngung beträgt gewöhnlich ⅓; das Verhältniß der<lb/>
untern Breite zur Höhe 1: 9 bis 12.</p><lb/><p>2. Das Verfahren des Aushebens der Obelisken iſt in den<lb/>
Steinbrüchen von Syene noch deutlich zu ſehen. Rozière <hirendition="#aq">des ex-<lb/>
ploitations de granit</hi> in der <hirendition="#aq">Description de l’Egypte.</hi></p><lb/><p>4. Die Interpretation eines Obelisken von Hermapion bei Am-<lb/>
mian <hirendition="#k"><hirendition="#aq">xvii,</hi></hi> 4. (beinah das ſchätzbarſte Fragment des ganzen<lb/>
Aegyptiſchen Alterthums), welche leider durch die excerpirende Hand<lb/>
Ammians ſehr gelitten hat, muß wohl ungefähr ſo in Ordnung<lb/>
gebracht werden:</p><lb/><p>Ἀρχὴνἀπὸτοῦ<hirendition="#g">νοτίου</hi>διερμηνευμέναἔχει<hirendition="#g">στίχος</hi><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[232/0254]
Hiſtoriſcher Theil.
4. Intereſſant iſt der Aegyptiſche Aufriß eines ſolchen Capitäls,
durch ein Netz entworfen, Descript. iv. pl. 62.
6. Diodor beſchreibt dieſe Art von Atlanten (welche aber Nichts
tragen) durch: ὑπηρεῖσϑαι δ̛ ἀντὶ τῶν κιόνων ζῴδια πηχῶν
ἑκκαίδεκα μονόλιϑα, i, 47. Nur bei dem B. Barkal, Caill.
i. i. pl. 67 sq., kommen einmal Zwergfiguren vor, welche wirk-
lich einen Theil des Pfeilers tragen.
224. Als eine Zubehoͤr der Tempelarchitektur ſind die
Obelisken zu betrachten: vierſeitige, auf eine niedrige
Baſis geſtellte, Pfeiler, die ſich nach oben verjuͤngen,
und mit einem Pyramidion ſchließen; aus Kalkſtein,
gewoͤhnlicher aber aus Granit oder Syenit (pyrrhopoe-
cilus), mit vortrefflich eingegrabnen Bildwerken und Hie-
roglyphen. Der Gebrauch des Obelisks als eines Gno-
mon iſt, ſo wie die Stellung auf einer hohen Baſis im-
mitten freier Plaͤtze, erſt bei der Verſetzung einzelner
nach Rom aufgekommen; in Aegypten gehoͤrten ſie zur
Claſſe der Stelen (Denkpfeiler), und gaben an welche
Ehren und Titel der Koͤnig, der einen Tempel erbaut,
erweitert, reich beſchenkt hatte, dafuͤr von der Prieſter-
ſchaft empfangen habe, daß z. B. Rameſſes als Aroeris,
den Re und alle Goͤtter lieben, geehrt werde. Die
beruͤhmteſten Obelisken waren in Heliopolis und Theben;
von da ſind auch die anſehnlichſten der in Rom befind-
lichen.
1
2
3
4
5
1. Die Verjüngung beträgt gewöhnlich ⅓; das Verhältniß der
untern Breite zur Höhe 1: 9 bis 12.
2. Das Verfahren des Aushebens der Obelisken iſt in den
Steinbrüchen von Syene noch deutlich zu ſehen. Rozière des ex-
ploitations de granit in der Description de l’Egypte.
4. Die Interpretation eines Obelisken von Hermapion bei Am-
mian xvii, 4. (beinah das ſchätzbarſte Fragment des ganzen
Aegyptiſchen Alterthums), welche leider durch die excerpirende Hand
Ammians ſehr gelitten hat, muß wohl ungefähr ſo in Ordnung
gebracht werden:
Ἀρχὴν ἀπὸ τοῦ νοτίου διερμηνευμένα ἔχει στίχος
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/254>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.