Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.Anhang. Aegyptier. Capitäle zerfallen in zwei Hauptordnungen: 1. kelch-förmige, mit allerlei Blätterwerk geschmückte, mit schmä- leren aber oft sehr hohen Platten. 2. unten ausge-3 bauchte und nach oben sich verengende, mit vortretenden aber niedrigen Platten. Eine seltsame Nebenform sind4 die Masken (der Athor zu Tenthyra), welche die Facade eines Tempels tragen, und sowohl als Verzierungen der Platte, als auch des ganzen Capitäls vorkommen. Diese5 Grundformen der Capitäle erhalten durch einen verschwen- derischen Reichthum von Sculptur-Verzierungen, welche fast immer an die Vegetation des Landes, besonders die Nilpflanzen, erinnern, selbst in einer und derselben Tem- pelhalle die mannigfachsten Modificationen. Außer6 Säulen sind auch Pfeiler gewöhnlich, an denen häu- fig Figuren angelehnt stehn, die aber nur selten wirkliche Träger eines Theils des Gebälks sind. Ueber den7 Säulen liegt das Architrav mit dem Rundstab, durch welche Theile die Einheit mit den Mauern hergestellt, und Alles gleichmäßig dem Sims, der überall derselbe bleibt, untergeordnet wird. 1. Die Höhe der Säulen ist nach der Description bei dem 2. Athenäos v. p. 206. (vgl. §. 150, 2) beschreibt die erste 3. Nach Ritter, Erdkunde i. S. 715 (1822), ist dies Capitäl Anhang. Aegyptier. Capitaͤle zerfallen in zwei Hauptordnungen: 1. kelch-foͤrmige, mit allerlei Blaͤtterwerk geſchmuͤckte, mit ſchmaͤ- leren aber oft ſehr hohen Platten. 2. unten ausge-3 bauchte und nach oben ſich verengende, mit vortretenden aber niedrigen Platten. Eine ſeltſame Nebenform ſind4 die Masken (der Athor zu Tenthyra), welche die Façade eines Tempels tragen, und ſowohl als Verzierungen der Platte, als auch des ganzen Capitaͤls vorkommen. Dieſe5 Grundformen der Capitaͤle erhalten durch einen verſchwen- deriſchen Reichthum von Sculptur-Verzierungen, welche faſt immer an die Vegetation des Landes, beſonders die Nilpflanzen, erinnern, ſelbſt in einer und derſelben Tem- pelhalle die mannigfachſten Modificationen. Außer6 Saͤulen ſind auch Pfeiler gewoͤhnlich, an denen haͤu- fig Figuren angelehnt ſtehn, die aber nur ſelten wirkliche Traͤger eines Theils des Gebaͤlks ſind. Ueber den7 Saͤulen liegt das Architrav mit dem Rundſtab, durch welche Theile die Einheit mit den Mauern hergeſtellt, und Alles gleichmaͤßig dem Sims, der uͤberall derſelbe bleibt, untergeordnet wird. 1. Die Höhe der Säulen iſt nach der Description bei dem 2. Athenäos v. p. 206. (vgl. §. 150, 2) beſchreibt die erſte 3. Nach Ritter, Erdkunde i. S. 715 (1822), iſt dies Capitäl <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0253" n="231"/><fw place="top" type="header">Anhang. 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Anhang. Aegyptier.
Capitaͤle zerfallen in zwei Hauptordnungen: 1. kelch-
foͤrmige, mit allerlei Blaͤtterwerk geſchmuͤckte, mit ſchmaͤ-
leren aber oft ſehr hohen Platten. 2. unten ausge-
bauchte und nach oben ſich verengende, mit vortretenden
aber niedrigen Platten. Eine ſeltſame Nebenform ſind
die Masken (der Athor zu Tenthyra), welche die Façade
eines Tempels tragen, und ſowohl als Verzierungen der
Platte, als auch des ganzen Capitaͤls vorkommen. Dieſe
Grundformen der Capitaͤle erhalten durch einen verſchwen-
deriſchen Reichthum von Sculptur-Verzierungen, welche
faſt immer an die Vegetation des Landes, beſonders die
Nilpflanzen, erinnern, ſelbſt in einer und derſelben Tem-
pelhalle die mannigfachſten Modificationen. Außer
Saͤulen ſind auch Pfeiler gewoͤhnlich, an denen haͤu-
fig Figuren angelehnt ſtehn, die aber nur ſelten wirkliche
Traͤger eines Theils des Gebaͤlks ſind. Ueber den
Saͤulen liegt das Architrav mit dem Rundſtab, durch
welche Theile die Einheit mit den Mauern hergeſtellt,
und Alles gleichmaͤßig dem Sims, der uͤberall derſelbe
bleibt, untergeordnet wird.
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1. Die Höhe der Säulen iſt nach der Description bei dem
Tempel zu Luxor und dem Oſymandyeion der ſtärkſte Durchmeſſer
5¼ mal.
2. Athenäos v. p. 206. (vgl. §. 150, 2) beſchreibt die erſte
Art ſehr genau: Οἱ γὰρ γεγονότες αὐτόϑι κίονες ἀνήγοντο
στρογγύλοι, διαλλάττοντες τοῖς σπονδύλοις (Cylindern), τοῦ
μὲν μέλανος τοῦ δὲ λευκοῦ, παράλληλα τιϑεμένων. Εἰσὶ
δ̛ αὐτῶν καὶ αἱ κεφαλαὶ τῷ σχήματι περιφερεῖς, ὧν ἡ
μὲν ὅλη περιγραφὴ παραπλησία ῥόδοις ἐπὶ μικρὸν
ἀναπεπταμένοις ἐστίν. περὶ δὲ τὸν προςαγορευό μενον
κάλαϑον οὐχ ἕλικες, καϑάπερ ἐπὶ τῶν ‘Ελληνικῶν,
καὶ φύλλα τραχέα περίκειται, λωτῶν δὲ ποταμίων κά-
λυκες καὶ φοινίκων ἀρτιβλάστων καρπός· ἔστι δ̛ ὅτε
καὶ πλειόνων ἄλλων ἀνϑέων γέγλυπται γένη. τὸ δ̛ ὑπὸ
τὴν ῥίζαν, ὃ δὴ τῷ συνάπτοντι πρὸς τὴν κεφαλὴν ἐπί-
κειται σπονδύλῳ, κιβωρίων ἄνϑεσι καὶ φύλλοις ὡσανεὶ
καταπεπλεγμένοις ὁμοίαν εἶχε τὴν διάϑεσιν.
3. Nach Ritter, Erdkunde i. S. 715 (1822), iſt dies Capitäl
eine Nachbildung der Lotos-Frucht.
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