1194. In dieser Zeit wird nicht der Griechische Tem- pel, sondern, den Bedürfnissen des neuen Cultus gemäß, die Basilica zur Christlichen Kirche umgebildet, in- dem theils alte dazu eingerichtet, theils neue, aber nach Constantin meist mit geraubten Architekturstücken, erbaut werden. Ein Vestibul; das Innre ganz bedeckt; mehrere Schiffe, das mittlere höher oder alle gleich hoch; hinten in einem runden Ausschnitt das erhöhte Tribunal. In- dem dies zum Chor verlängert und Seitenhallen zuge- fügt werden, entsteht die Kirche der Lombardischen Zeiten. 2Das Baptisterium dagegen geht von den alten Rundtem- 3peln aus; vereinigt mit der Basilica bringt es die Form der unter Justinian gebauten Sophienkirche hervor.
1. Kirche der H. Agnes, von Constantia, Constantinus T., an- gelegt; eine dreischiffige Basilica mit zwei Säulenstellungen überein- ander, die ganz verschiedenartigen Säulen tragen Bogen. S. Agin- court Hist. de l'Art par les Monumens depuis sa deca- dence au iv Siecle T. iv. pl. 8. Hirt Tf. 15, 12. 13. Fünfschiffige Basilica des H. Paulus außer den Mauern, nach Einigen von Constantin, neuerlich abgebrannt. Agincourt pl. 4--7. Rosini's Vedute. St. Johann im Lateran, mit zusammenge- raubten Säulen, wie St. Paul. Die alte Basilica St. Peter auf dem Vatican. Von St. Peter bis zur Tiber, St. Paul bis ans Thor gingen lange Portiken. St. Clemens, ein Muster der alten Einrichtung der Basiliken, Aginc. pl. 16. 64, 4. Monu- menti della Religione Cristiana -- da I. G. Gutensohn I. M. Knapp Architetti. Roma 1822. Prima distribuzione.
2. Ein solcher Rundbau ist das sog. Baptisterium des Constan- tin. Ciampini Opera T. ii. t. 8.
3. Die Kirche der H. Sophia (nach zwei Bränden) unter Ju- stinian von Isidor von Milet u. Anthemios von Tralles gebaut. An diese schließt sich wieder St. Marco (im 10), u. die Pisanischen Baue (im 11 u. 12 Jahrh.).
1195. Durch die neuen Aufgaben eines neuen Cultus und den frischen Geist, den die Umkehrung aller Verhält- nisse dem gealterten Geschlechte wenigstens hin und wie- der einhaucht, erhält auch die Architektur einen neuen Lebensfunken. Zwar bleiben die Formen im Einzelnen
Hiſtoriſcher Theil.
1194. In dieſer Zeit wird nicht der Griechiſche Tem- pel, ſondern, den Beduͤrfniſſen des neuen Cultus gemaͤß, die Baſilica zur Chriſtlichen Kirche umgebildet, in- dem theils alte dazu eingerichtet, theils neue, aber nach Conſtantin meiſt mit geraubten Architekturſtuͤcken, erbaut werden. Ein Veſtibul; das Innre ganz bedeckt; mehrere Schiffe, das mittlere hoͤher oder alle gleich hoch; hinten in einem runden Ausſchnitt das erhoͤhte Tribunal. In- dem dies zum Chor verlaͤngert und Seitenhallen zuge- fuͤgt werden, entſteht die Kirche der Lombardiſchen Zeiten. 2Das Baptiſterium dagegen geht von den alten Rundtem- 3peln aus; vereinigt mit der Baſilica bringt es die Form der unter Juſtinian gebauten Sophienkirche hervor.
1. Kirche der H. Agnes, von Conſtantia, Conſtantinus T., an- gelegt; eine dreiſchiffige Baſilica mit zwei Säulenſtellungen überein- ander, die ganz verſchiedenartigen Säulen tragen Bogen. S. Agin- court Hist. de l’Art par les Monumens depuis sa déca- dence au iv Siècle T. iv. pl. 8. Hirt Tf. 15, 12. 13. Fünfſchiffige Baſilica des H. Paulus außer den Mauern, nach Einigen von Conſtantin, neuerlich abgebrannt. Agincourt pl. 4—7. Roſini’s Vedute. St. Johann im Lateran, mit zuſammenge- raubten Säulen, wie St. Paul. Die alte Baſilica St. Peter auf dem Vatican. Von St. Peter bis zur Tiber, St. Paul bis ans Thor gingen lange Portiken. St. Clemens, ein Muſter der alten Einrichtung der Baſiliken, Aginc. pl. 16. 64, 4. Monu- menti della Religione Cristiana — da I. G. Gutensohn I. M. Knapp Architetti. Roma 1822. Prima distribuzione.
2. Ein ſolcher Rundbau iſt das ſog. Baptiſterium des Conſtan- tin. Ciampini Opera T. ii. t. 8.
3. Die Kirche der H. Sophia (nach zwei Bränden) unter Ju- ſtinian von Iſidor von Milet u. Anthemios von Tralles gebaut. An dieſe ſchließt ſich wieder St. Marco (im 10), u. die Piſaniſchen Baue (im 11 u. 12 Jahrh.).
1195. Durch die neuen Aufgaben eines neuen Cultus und den friſchen Geiſt, den die Umkehrung aller Verhaͤlt- niſſe dem gealterten Geſchlechte wenigſtens hin und wie- der einhaucht, erhaͤlt auch die Architektur einen neuen Lebensfunken. Zwar bleiben die Formen im Einzelnen
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Hiſtoriſcher Theil.
194. In dieſer Zeit wird nicht der Griechiſche Tem-
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die Baſilica zur Chriſtlichen Kirche umgebildet, in-
dem theils alte dazu eingerichtet, theils neue, aber nach
Conſtantin meiſt mit geraubten Architekturſtuͤcken, erbaut
werden. Ein Veſtibul; das Innre ganz bedeckt; mehrere
Schiffe, das mittlere hoͤher oder alle gleich hoch; hinten
in einem runden Ausſchnitt das erhoͤhte Tribunal. In-
dem dies zum Chor verlaͤngert und Seitenhallen zuge-
fuͤgt werden, entſteht die Kirche der Lombardiſchen Zeiten.
Das Baptiſterium dagegen geht von den alten Rundtem-
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der unter Juſtinian gebauten Sophienkirche hervor.
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1. Kirche der H. Agnes, von Conſtantia, Conſtantinus T., an-
gelegt; eine dreiſchiffige Baſilica mit zwei Säulenſtellungen überein-
ander, die ganz verſchiedenartigen Säulen tragen Bogen. S. Agin-
court Hist. de l’Art par les Monumens depuis sa déca-
dence au iv Siècle T. iv. pl. 8. Hirt Tf. 15, 12. 13.
Fünfſchiffige Baſilica des H. Paulus außer den Mauern, nach
Einigen von Conſtantin, neuerlich abgebrannt. Agincourt pl. 4—7.
Roſini’s Vedute. St. Johann im Lateran, mit zuſammenge-
raubten Säulen, wie St. Paul. Die alte Baſilica St. Peter
auf dem Vatican. Von St. Peter bis zur Tiber, St. Paul bis
ans Thor gingen lange Portiken. St. Clemens, ein Muſter der
alten Einrichtung der Baſiliken, Aginc. pl. 16. 64, 4. Monu-
menti della Religione Cristiana — da I. G. Gutensohn
I. M. Knapp Architetti. Roma 1822. Prima distribuzione.
2. Ein ſolcher Rundbau iſt das ſog. Baptiſterium des Conſtan-
tin. Ciampini Opera T. ii. t. 8.
3. Die Kirche der H. Sophia (nach zwei Bränden) unter Ju-
ſtinian von Iſidor von Milet u. Anthemios von Tralles gebaut.
An dieſe ſchließt ſich wieder St. Marco (im 10), u. die Piſaniſchen
Baue (im 11 u. 12 Jahrh.).
195. Durch die neuen Aufgaben eines neuen Cultus
und den friſchen Geiſt, den die Umkehrung aller Verhaͤlt-
niſſe dem gealterten Geſchlechte wenigſtens hin und wie-
der einhaucht, erhaͤlt auch die Architektur einen neuen
Lebensfunken. Zwar bleiben die Formen im Einzelnen
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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/208>, abgerufen am 28.11.2024.
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