sich ein durch die disciplina Etrusca befestigter Sinn für regelmäßige und stets gleichbleibende Formen.
2. Volaterrä (Bogenthor), Vetulonium, Rusellä, Fäsulä, Po- pulonia, Cortona, Perusia. Polygone in den Mauern von Satur- nia (Aurinia), Cosa, Falerii (Winckelm. W. Bd. iii. S. 167); öfter als Fundament.
3. Kanäle des Padus, wodurch er in die alten Lagunen von Adria, die Septem maria, abgeleitet wurde. Aehnliche an den Mündungen des Arnus. Etrusker i. S. 213. 224. Emissar des Albanischen Sees durch einen Etruskischen Haruspex veranlaßt, wohl auch geleitet. Ueber die Anlage Hirt Gesch. der Baukunst ii. S. 105 ff. Ueber ähnliche in Südetrurien Niebuhr i. S. 136.
4. Ueber die entgegengesetzte Ansicht von Hirt Gesch. i. S. 242. vgl. Etrusker i. S. 258. Piranesi Magnificenza de' Ro- mani t. 3.
5. Cavaedium, mit einem Tuskischen Worte Atrium. Da- rin Impluvium, Compluvium. Das einfachste in Rom Tus- canicum, dann tetrastylum, Corinthium. Varro L. L. v, 33. Vitruv vi, 10. Diod. v, 40.
1169. Der Tuscanische Tempelbau ging von dem Dorischen aus, jedoch nicht ohne bedeutende Abweichun- gen. Die Säulen, mit Basen versehn, waren schlanker (14 moduli nach Vitruv) und standen weiter auseinander (araeostylum), indem sie nur ein hölzernes Gebälk tru- gen, mit vortretenden Balkenköpfen (mutuli) über dem Architrav, weit vorspringendem Sims (grunda), und ho- 2hem Giebel. Der Plan des Tempels erhielt durch die Rücksicht auf das Etruskische Augural-Templum Modi- ficationen; das Gebäude wurde einem Quadrat ähnlicher, die Celle, oder Cellen, in den Hintertheil (die postica) gebracht, Säulenreihen füllten die vordre Hälfte, so daß die Hauptthür grade in die Mitte des Gebäudes fiel. 3Nach dieser Regel war der Capitolinische Tempel, mit drei Cellen, von den Tarquinischen Fürsten gebaut worden. Obgleich in der Ausführung zierlich und reich,
Hiſtoriſcher Theil.
ſich ein durch die disciplina Etrusca befeſtigter Sinn fuͤr regelmaͤßige und ſtets gleichbleibende Formen.
2. Volaterraͤ (Bogenthor), Vetulonium, Ruſellä, Fäſulä, Po- pulonia, Cortona, Peruſia. Polygone in den Mauern von Satur- nia (Aurinia), Coſa, Falerii (Winckelm. W. Bd. iii. S. 167); öfter als Fundament.
3. Kanäle des Padus, wodurch er in die alten Lagunen von Adria, die Septem maria, abgeleitet wurde. Aehnliche an den Mündungen des Arnus. Etrusker i. S. 213. 224. Emiſſar des Albaniſchen Sees durch einen Etruskiſchen Haruſpex veranlaßt, wohl auch geleitet. Ueber die Anlage Hirt Geſch. der Baukunſt ii. S. 105 ff. Ueber ähnliche in Südetrurien Niebuhr i. S. 136.
4. Ueber die entgegengeſetzte Anſicht von Hirt Geſch. i. S. 242. vgl. Etrusker i. S. 258. Piraneſi Magnificenza de’ Ro- mani t. 3.
5. Cavaedium, mit einem Tuskiſchen Worte Atrium. Da- rin Impluvium, Compluvium. Das einfachſte in Rom Tus- canicum, dann tetrastylum, Corinthium. Varro L. L. v, 33. Vitruv vi, 10. Diod. v, 40.
1169. Der Tuscaniſche Tempelbau ging von dem Doriſchen aus, jedoch nicht ohne bedeutende Abweichun- gen. Die Saͤulen, mit Baſen verſehn, waren ſchlanker (14 moduli nach Vitruv) und ſtanden weiter auseinander (araeostylum), indem ſie nur ein hoͤlzernes Gebaͤlk tru- gen, mit vortretenden Balkenkoͤpfen (mutuli) uͤber dem Architrav, weit vorſpringendem Sims (grunda), und ho- 2hem Giebel. Der Plan des Tempels erhielt durch die Ruͤckſicht auf das Etruskiſche Augural-Templum Modi- ficationen; das Gebaͤude wurde einem Quadrat aͤhnlicher, die Celle, oder Cellen, in den Hintertheil (die postica) gebracht, Saͤulenreihen fuͤllten die vordre Haͤlfte, ſo daß die Hauptthuͤr grade in die Mitte des Gebaͤudes fiel. 3Nach dieſer Regel war der Capitoliniſche Tempel, mit drei Cellen, von den Tarquiniſchen Fuͤrſten gebaut worden. Obgleich in der Ausfuͤhrung zierlich und reich,
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Hiſtoriſcher Theil.
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fuͤr regelmaͤßige und ſtets gleichbleibende Formen.
2. Volaterraͤ (Bogenthor), Vetulonium, Ruſellä, Fäſulä, Po-
pulonia, Cortona, Peruſia. Polygone in den Mauern von Satur-
nia (Aurinia), Coſa, Falerii (Winckelm. W. Bd. iii. S. 167);
öfter als Fundament.
3. Kanäle des Padus, wodurch er in die alten Lagunen von
Adria, die Septem maria, abgeleitet wurde. Aehnliche an den
Mündungen des Arnus. Etrusker i. S. 213. 224. Emiſſar
des Albaniſchen Sees durch einen Etruskiſchen Haruſpex veranlaßt,
wohl auch geleitet. Ueber die Anlage Hirt Geſch. der Baukunſt
ii. S. 105 ff. Ueber ähnliche in Südetrurien Niebuhr i. S. 136.
4. Ueber die entgegengeſetzte Anſicht von Hirt Geſch. i. S. 242.
vgl. Etrusker i. S. 258. Piraneſi Magnificenza de’ Ro-
mani t. 3.
5. Cavaedium, mit einem Tuskiſchen Worte Atrium. Da-
rin Impluvium, Compluvium. Das einfachſte in Rom Tus-
canicum, dann tetrastylum, Corinthium. Varro L. L. v,
33. Vitruv vi, 10. Diod. v, 40.
169. Der Tuscaniſche Tempelbau ging von dem
Doriſchen aus, jedoch nicht ohne bedeutende Abweichun-
gen. Die Saͤulen, mit Baſen verſehn, waren ſchlanker
(14 moduli nach Vitruv) und ſtanden weiter auseinander
(araeostylum), indem ſie nur ein hoͤlzernes Gebaͤlk tru-
gen, mit vortretenden Balkenkoͤpfen (mutuli) uͤber dem
Architrav, weit vorſpringendem Sims (grunda), und ho-
hem Giebel. Der Plan des Tempels erhielt durch die
Ruͤckſicht auf das Etruskiſche Augural-Templum Modi-
ficationen; das Gebaͤude wurde einem Quadrat aͤhnlicher,
die Celle, oder Cellen, in den Hintertheil (die postica)
gebracht, Saͤulenreihen fuͤllten die vordre Haͤlfte, ſo daß
die Hauptthuͤr grade in die Mitte des Gebaͤudes fiel.
Nach dieſer Regel war der Capitoliniſche Tempel,
mit drei Cellen, von den Tarquiniſchen Fuͤrſten gebaut
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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/174>, abgerufen am 23.11.2024.
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