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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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mals in einer besondern Uebereinstimmung mit dem
Kretischen gefunden, die sich auch in Kleinigkeiten zeigt;
so haben die Argiv. ballakhradai, oben S. 399, 3.,
ihren Namen von akhras, das als Kretisch Hermonax
bei Schol. Nik. Ther. 512, als Lakonisch Hesych an-
führt. Die Grammatiker bemerken noch besonders,
daß diese Mundart I häufig in N verwandelte, wie in
ou menton (Argivisch-Kretisch, Maitt. p. 255), aien,
ennatos, Etym. M. 402, 2., phaennos., vgl. Böckh not.
cr. ad Pind. O.
1, 6.; die Sikuler thaten in mehrern
Fällen das Gegentheil, die Rheginer dasselbe, Etym.
M. 135, 45. Gud. 73, 44.; es ist deutlich, daß sie
auch dies von den Messeniern hatten. In altargivi-
schem Dialekt schrieb Derkyllos, s. besonders Etym.
M. 391, 20. vgl. oben S. 384, 2. Der Kretische
hat eine fast nirgends anders bemerkte Eigenthümlich-
keit, l vor einem Consonant und nach e oder a in u
zu verwandeln (analog den Französischen Formen, au-
mone,
Almosen, haubergeon, Halsberge und dgl.); so
ausos für alsos, auma für alma, ebenso aukuona,
aukan, theugesthai, euthein für thelgesthai, elthein,
nach Hesych. Koen p. 354. Nur noch das Aetolische
deukos zeigt dieselbe Formation, es kommt vom alten
Stamme delkus, dulcis. Ein verwandtes Streben
ist in den Kretischen Formen geroitan, pappon, von
geron, Hes., und in Praisos aus Priansos -- recht
im Gegensatz mit dem oben besprochnen tithens. Das
Kretische bention hat das Sicilische phintatos, und
enthon zu Parallelen. Die Polyrrhenischen Glossen sind
für altkydonisch zu halten, und gehören wohl einer
ganz ungriechischen Sprache an. Adde zu Hoeck Kre-
ta 1. S. 140, 6. Hesych s. v. kara und latta. In
den Inschriften aus dem Anfang des zweiten Jahrhun-
derts vor Chr. erscheint der Dialekt zwar noch in vie-
len Spuren, aber nicht consequent durchgeführt; Eigen-
thümlichkeiten wie ausos kommen nicht mehr vor,
stammen diese aus einem Schriftsteller Kypselas (Joann.
Gramm. ad H. Stephani Thes. Gr. calcem p. 13.),
so war dieser weit älter. Einige Eigenthümlichkeiten
des Korinthischen und Sikyonischen Dorismus
sind oben beigebracht, leider wissen wir über diese

mals in einer beſondern Uebereinſtimmung mit dem
Kretiſchen gefunden, die ſich auch in Kleinigkeiten zeigt;
ſo haben die Argiv. βαλλαχράδαι, oben S. 399, 3.,
ihren Namen von ἀχρὰς, das als Kretiſch Hermonax
bei Schol. Nik. Ther. 512, als Lakoniſch Heſych an-
fuͤhrt. Die Grammatiker bemerken noch beſonders,
daß dieſe Mundart I haͤufig in Ν verwandelte, wie in
οὐ μέντον (Argiviſch-Kretiſch, Maitt. p. 255), αἰὲν,
ἔννατος, Etym. M. 402, 2., φαεννὸς., vgl. Boͤckh not.
cr. ad Pind. O.
1, 6.; die Sikuler thaten in mehrern
Faͤllen das Gegentheil, die Rheginer daſſelbe, Etym.
M. 135, 45. Gud. 73, 44.; es iſt deutlich, daß ſie
auch dies von den Meſſeniern hatten. In altargivi-
ſchem Dialekt ſchrieb Derkyllos, ſ. beſonders Etym.
M. 391, 20. vgl. oben S. 384, 2. Der Kretiſche
hat eine faſt nirgends anders bemerkte Eigenthuͤmlich-
keit, λ vor einem Conſonant und nach ε oder α in υ
zu verwandeln (analog den Franzoͤſiſchen Formen, au-
mône,
Almoſen, haubergeon, Halsberge und dgl.); ſo
αὖσος fuͤr ἄλσος, αὖμα fuͤr ἅλμα, ebenſo αὐκύονα,
αὔκαν, ϑεύγεσϑαι, εὐϑεῖν fuͤr ϑέλγεσϑαι, ἐλϑεῖν,
nach Heſych. Koen p. 354. Nur noch das Aetoliſche
δεῦκος zeigt dieſelbe Formation, es kommt vom alten
Stamme δέλκυς, dulcis. Ein verwandtes Streben
iſt in den Kretiſchen Formen γεροίταν, πάππον, von
γέρων, Heſ., und in Πραῖσος aus Πρίανσος — recht
im Gegenſatz mit dem oben beſprochnen τιϑένς. Das
Kretiſche βέντιον hat das Siciliſche φίντατος, und
ἦνϑον zu Parallelen. Die Polyrrheniſchen Gloſſen ſind
fuͤr altkydoniſch zu halten, und gehoͤren wohl einer
ganz ungriechiſchen Sprache an. Adde zu Hoeck Kre-
ta 1. S. 140, 6. Heſych s. v. κάρα und λάττα. In
den Inſchriften aus dem Anfang des zweiten Jahrhun-
derts vor Chr. erſcheint der Dialekt zwar noch in vie-
len Spuren, aber nicht conſequent durchgefuͤhrt; Eigen-
thuͤmlichkeiten wie αὖσος kommen nicht mehr vor,
ſtammen dieſe aus einem Schriftſteller Kypſelas (Joann.
Gramm. ad H. Stephani Thes. Gr. calcem p. 13.),
ſo war dieſer weit aͤlter. Einige Eigenthuͤmlichkeiten
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[530/0536] mals in einer beſondern Uebereinſtimmung mit dem Kretiſchen gefunden, die ſich auch in Kleinigkeiten zeigt; ſo haben die Argiv. βαλλαχράδαι, oben S. 399, 3., ihren Namen von ἀχρὰς, das als Kretiſch Hermonax bei Schol. Nik. Ther. 512, als Lakoniſch Heſych an- fuͤhrt. Die Grammatiker bemerken noch beſonders, daß dieſe Mundart I haͤufig in Ν verwandelte, wie in οὐ μέντον (Argiviſch-Kretiſch, Maitt. p. 255), αἰὲν, ἔννατος, Etym. M. 402, 2., φαεννὸς., vgl. Boͤckh not. cr. ad Pind. O. 1, 6.; die Sikuler thaten in mehrern Faͤllen das Gegentheil, die Rheginer daſſelbe, Etym. M. 135, 45. Gud. 73, 44.; es iſt deutlich, daß ſie auch dies von den Meſſeniern hatten. In altargivi- ſchem Dialekt ſchrieb Derkyllos, ſ. beſonders Etym. M. 391, 20. vgl. oben S. 384, 2. Der Kretiſche hat eine faſt nirgends anders bemerkte Eigenthuͤmlich- keit, λ vor einem Conſonant und nach ε oder α in υ zu verwandeln (analog den Franzoͤſiſchen Formen, au- mône, Almoſen, haubergeon, Halsberge und dgl.); ſo αὖσος fuͤr ἄλσος, αὖμα fuͤr ἅλμα, ebenſo αὐκύονα, αὔκαν, ϑεύγεσϑαι, εὐϑεῖν fuͤr ϑέλγεσϑαι, ἐλϑεῖν, nach Heſych. Koen p. 354. Nur noch das Aetoliſche δεῦκος zeigt dieſelbe Formation, es kommt vom alten Stamme δέλκυς, dulcis. Ein verwandtes Streben iſt in den Kretiſchen Formen γεροίταν, πάππον, von γέρων, Heſ., und in Πραῖσος aus Πρίανσος — recht im Gegenſatz mit dem oben beſprochnen τιϑένς. Das Kretiſche βέντιον hat das Siciliſche φίντατος, und ἦνϑον zu Parallelen. Die Polyrrheniſchen Gloſſen ſind fuͤr altkydoniſch zu halten, und gehoͤren wohl einer ganz ungriechiſchen Sprache an. Adde zu Hoeck Kre- ta 1. S. 140, 6. Heſych s. v. κάρα und λάττα. In den Inſchriften aus dem Anfang des zweiten Jahrhun- derts vor Chr. erſcheint der Dialekt zwar noch in vie- len Spuren, aber nicht conſequent durchgefuͤhrt; Eigen- thuͤmlichkeiten wie αὖσος kommen nicht mehr vor, ſtammen dieſe aus einem Schriftſteller Kypſelas (Joann. Gramm. ad H. Stephani Thes. Gr. calcem p. 13.), ſo war dieſer weit aͤlter. Einige Eigenthuͤmlichkeiten des Korinthiſchen und Sikyoniſchen Dorismus ſind oben beigebracht, leider wiſſen wir uͤber dieſe

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 530. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/536>, abgerufen am 25.11.2024.