hung auf den Cultus standen, wie die Darstellung des dem gebärenden Zeus einen Thunfisch darreichenden Po- seidon 1. Ganz von selbst setzt sich aus allem diesen die Idee einer aus der Feuchte producirenden und Le- benschaffenden Naturgöttin zusammen, und wir wollen daher auch den Volksglauben der Phigalier nicht durch- aus verwerfen, nach welchem Eurynome, die Fischgöt- tin, die selbst als Halbfisch vorgestellt wurde, eine Ar- temis war 2.
4.
Aber Alpheios führt unsern Blick nach Sicilien hinüber, indem er die behende Quelle Arethusa zu ha- schen, die ihm in Elis entschlüpft ist, sie unter dem Meere verfolgt, und erst in der Syrakusischen Insel Ortygia erreicht 3. Die Fabel ist nicht schwer zu ver- stehen, wenn erwogen wird, daß Ortygia "Sitz der Flußgöttin Artemis" war 4, die auch nach Eleischer Sage den Alpheios liebte 5, und der auf Ortygia be- sonders der Quell Arethusa heilig war. Man wollte bei der -- durch Orakel veranlaßten 6 -- Uebertragung dieses Artemiscults von Olympia nach Syrakus auch das der Göttin so befreundete Wasser des Alpheios übertragen; so bildete sich die schöne Fabel 7. -- Nun hängt aber mit der Frage nach der Herkunft des Arte- misdienstes auf Ortygia die weitergehende Untersuchung zusammen, woher dieser mit dem Cultus, wie wir wis-
1 Nämlich bei der Geburt der Athena, wie Str. a. O. zeigt, vgl. Demetr. Skeps. bei Athen. 8, 334 b.
2 P. 8, 41, 4.
3 Str. 6, 270. Creuzers Meletemm. 1. p. 48. u. Aa.
4 Pind. P. 2, 7. S. über den T. auf Ortygia D'Orville Sic. p. 196. Böckh Expl. Pind. p. 243. Wie in Arkadien Art. Eurippa, so war es wohl auch diese Art. vgl. S. 379. N. 6. -- Die schönen Frauenköpfe auf den Syrakus. Tetradrachmen mit schilfdurchflochtenem Haar, von 4 Fischen umgeben, dürften Art. Potamia vorstellen.
5 P. 6, 22, 5.
6 Diod. 5, 3.
7 Zu Hilfe kam, daß die Quelle Fische hatte, Diod.
hung auf den Cultus ſtanden, wie die Darſtellung des dem gebaͤrenden Zeus einen Thunfiſch darreichenden Po- ſeidon 1. Ganz von ſelbſt ſetzt ſich aus allem dieſen die Idee einer aus der Feuchte producirenden und Le- benſchaffenden Naturgoͤttin zuſammen, und wir wollen daher auch den Volksglauben der Phigalier nicht durch- aus verwerfen, nach welchem Eurynome, die Fiſchgoͤt- tin, die ſelbſt als Halbfiſch vorgeſtellt wurde, eine Ar- temis war 2.
4.
Aber Alpheios fuͤhrt unſern Blick nach Sicilien hinuͤber, indem er die behende Quelle Arethuſa zu ha- ſchen, die ihm in Elis entſchluͤpft iſt, ſie unter dem Meere verfolgt, und erſt in der Syrakuſiſchen Inſel Ortygia erreicht 3. Die Fabel iſt nicht ſchwer zu ver- ſtehen, wenn erwogen wird, daß Ortygia “Sitz der Flußgoͤttin Artemis” war 4, die auch nach Eleiſcher Sage den Alpheios liebte 5, und der auf Ortygia be- ſonders der Quell Arethuſa heilig war. Man wollte bei der — durch Orakel veranlaßten 6 — Uebertragung dieſes Artemiscults von Olympia nach Syrakus auch das der Goͤttin ſo befreundete Waſſer des Alpheios uͤbertragen; ſo bildete ſich die ſchoͤne Fabel 7. — Nun haͤngt aber mit der Frage nach der Herkunft des Arte- misdienſtes auf Ortygia die weitergehende Unterſuchung zuſammen, woher dieſer mit dem Cultus, wie wir wiſ-
1 Naͤmlich bei der Geburt der Athena, wie Str. a. O. zeigt, vgl. Demetr. Skepſ. bei Athen. 8, 334 b.
2 P. 8, 41, 4.
3 Str. 6, 270. Creuzers Meletemm. 1. p. 48. u. Aa.
4 Pind. P. 2, 7. S. uͤber den T. auf Ortygia D’Orville Sic. p. 196. Boͤckh Expl. Pind. p. 243. Wie in Arkadien Art. Εὑϱίππα, ſo war es wohl auch dieſe Art. vgl. S. 379. N. 6. — Die ſchoͤnen Frauenkoͤpfe auf den Syrakuſ. Tetradrachmen mit ſchilfdurchflochtenem Haar, von 4 Fiſchen umgeben, duͤrften Art. Potamia vorſtellen.
5 P. 6, 22, 5.
6 Diod. 5, 3.
7 Zu Hilfe kam, daß die Quelle Fiſche hatte, Diod.
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[376/0406]
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dem gebaͤrenden Zeus einen Thunfiſch darreichenden Po-
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die Idee einer aus der Feuchte producirenden und Le-
benſchaffenden Naturgoͤttin zuſammen, und wir wollen
daher auch den Volksglauben der Phigalier nicht durch-
aus verwerfen, nach welchem Eurynome, die Fiſchgoͤt-
tin, die ſelbſt als Halbfiſch vorgeſtellt wurde, eine Ar-
temis war 2.
4.
Aber Alpheios fuͤhrt unſern Blick nach Sicilien
hinuͤber, indem er die behende Quelle Arethuſa zu ha-
ſchen, die ihm in Elis entſchluͤpft iſt, ſie unter dem
Meere verfolgt, und erſt in der Syrakuſiſchen Inſel
Ortygia erreicht 3. Die Fabel iſt nicht ſchwer zu ver-
ſtehen, wenn erwogen wird, daß Ortygia “Sitz der
Flußgoͤttin Artemis” war 4, die auch nach Eleiſcher
Sage den Alpheios liebte 5, und der auf Ortygia be-
ſonders der Quell Arethuſa heilig war. Man wollte
bei der — durch Orakel veranlaßten 6 — Uebertragung
dieſes Artemiscults von Olympia nach Syrakus auch
das der Goͤttin ſo befreundete Waſſer des Alpheios
uͤbertragen; ſo bildete ſich die ſchoͤne Fabel 7. — Nun
haͤngt aber mit der Frage nach der Herkunft des Arte-
misdienſtes auf Ortygia die weitergehende Unterſuchung
zuſammen, woher dieſer mit dem Cultus, wie wir wiſ-
1 Naͤmlich bei der Geburt der Athena, wie Str. a. O. zeigt,
vgl. Demetr. Skepſ. bei Athen. 8, 334 b.
2 P. 8, 41, 4.
3 Str. 6, 270. Creuzers Meletemm. 1. p. 48. u. Aa.
4 Pind. P. 2, 7. S. uͤber den T. auf Ortygia D’Orville Sic.
p. 196. Boͤckh Expl. Pind. p. 243. Wie in Arkadien Art.
Εὑϱίππα, ſo war es wohl auch dieſe Art. vgl. S. 379. N. 6. —
Die ſchoͤnen Frauenkoͤpfe auf den Syrakuſ. Tetradrachmen mit
ſchilfdurchflochtenem Haar, von 4 Fiſchen umgeben, duͤrften Art.
Potamia vorſtellen.
5 P. 6, 22, 5.
6 Diod. 5, 3.
7 Zu Hilfe kam, daß die Quelle Fiſche hatte, Diod.
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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/406>, abgerufen am 26.06.2024.
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