merkwürdig aber und unendlich lehrreich finden wir, wie die Nationalhaushaltung von Großbritannien sich durch die ver- schiedenartigsten und schrecklichsten Crisen hindurch gerettet, und wie sie bis jetzt aus dem Zwiespalt der Kräfte immer einfacher, aus der Zerrüttung der Verhältnisse immer befrie- digter hervorgegangen ist.
Wir betreten eine neue Bahn, oder vielmehr wir kehren nach langer Verirrung auf die Bahn der Natur und der Geschichte zurück, indem wir die erhabenen Gegenstände der Staatswissenschaft nicht bloß so darstellen, wie sie sind, son- dern darauf dringen, daß allenthalben darauf geachtet werde, wie sie es geworden sind: das haben wir in einem früheren Werke genannt: sie in der Bewegung, im Fluge, oder zu- gleich mit dem Gesetze ihrer Bewegung auffassen; die Dinge allenthalben darstellen, wie sie in der Zeit sind; dazu gehört nichts als ein bewegliches Auge, eine bewegliche Seele, ohne die aber überhaupt kein richtiges wissenschaftliches oder prak- tisches Streben zu denken ist. Das was wir verlangen, haben große Staatsmänner in ihrem Leben bewußtlos ausgeübt, auch wohl Staatsgelehrte stellenweis, besonders wo sie von der Gewalt des praktischen Gegenstandes, den sie behandel- ten, gelegentlich überkommen waren, bethätigt. Die Har- monie der Theorie und der Praxis in Staatssachen kann auch nicht hergestellt werden, als in wie fern die Beweglichkeit des praktischen Lebens der Wissenschaft mitgetheilt wird. Wir wollen zusammenhängend und gründlich wissen, wie die inneren Staatsverhältnisse geworden sind, damit wir anzu- geben wissen mit einer höheren Bestimmtheit, was sie für
merkwuͤrdig aber und unendlich lehrreich finden wir, wie die Nationalhaushaltung von Großbritannien ſich durch die ver- ſchiedenartigſten und ſchrecklichſten Criſen hindurch gerettet, und wie ſie bis jetzt aus dem Zwieſpalt der Kraͤfte immer einfacher, aus der Zerruͤttung der Verhaͤltniſſe immer befrie- digter hervorgegangen iſt.
Wir betreten eine neue Bahn, oder vielmehr wir kehren nach langer Verirrung auf die Bahn der Natur und der Geſchichte zuruͤck, indem wir die erhabenen Gegenſtaͤnde der Staatswiſſenſchaft nicht bloß ſo darſtellen, wie ſie ſind, ſon- dern darauf dringen, daß allenthalben darauf geachtet werde, wie ſie es geworden ſind: das haben wir in einem fruͤheren Werke genannt: ſie in der Bewegung, im Fluge, oder zu- gleich mit dem Geſetze ihrer Bewegung auffaſſen; die Dinge allenthalben darſtellen, wie ſie in der Zeit ſind; dazu gehoͤrt nichts als ein bewegliches Auge, eine bewegliche Seele, ohne die aber uͤberhaupt kein richtiges wiſſenſchaftliches oder prak- tiſches Streben zu denken iſt. Das was wir verlangen, haben große Staatsmaͤnner in ihrem Leben bewußtlos ausgeuͤbt, auch wohl Staatsgelehrte ſtellenweis, beſonders wo ſie von der Gewalt des praktiſchen Gegenſtandes, den ſie behandel- ten, gelegentlich uͤberkommen waren, bethaͤtigt. Die Har- monie der Theorie und der Praxis in Staatsſachen kann auch nicht hergeſtellt werden, als in wie fern die Beweglichkeit des praktiſchen Lebens der Wiſſenſchaft mitgetheilt wird. Wir wollen zuſammenhaͤngend und gruͤndlich wiſſen, wie die inneren Staatsverhaͤltniſſe geworden ſind, damit wir anzu- geben wiſſen mit einer hoͤheren Beſtimmtheit, was ſie fuͤr
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[53/0067]
merkwuͤrdig aber und unendlich lehrreich finden wir, wie die
Nationalhaushaltung von Großbritannien ſich durch die ver-
ſchiedenartigſten und ſchrecklichſten Criſen hindurch gerettet,
und wie ſie bis jetzt aus dem Zwieſpalt der Kraͤfte immer
einfacher, aus der Zerruͤttung der Verhaͤltniſſe immer befrie-
digter hervorgegangen iſt.
Wir betreten eine neue Bahn, oder vielmehr wir kehren
nach langer Verirrung auf die Bahn der Natur und der
Geſchichte zuruͤck, indem wir die erhabenen Gegenſtaͤnde der
Staatswiſſenſchaft nicht bloß ſo darſtellen, wie ſie ſind, ſon-
dern darauf dringen, daß allenthalben darauf geachtet werde,
wie ſie es geworden ſind: das haben wir in einem fruͤheren
Werke genannt: ſie in der Bewegung, im Fluge, oder zu-
gleich mit dem Geſetze ihrer Bewegung auffaſſen; die Dinge
allenthalben darſtellen, wie ſie in der Zeit ſind; dazu gehoͤrt
nichts als ein bewegliches Auge, eine bewegliche Seele, ohne
die aber uͤberhaupt kein richtiges wiſſenſchaftliches oder prak-
tiſches Streben zu denken iſt. Das was wir verlangen, haben
große Staatsmaͤnner in ihrem Leben bewußtlos ausgeuͤbt,
auch wohl Staatsgelehrte ſtellenweis, beſonders wo ſie von
der Gewalt des praktiſchen Gegenſtandes, den ſie behandel-
ten, gelegentlich uͤberkommen waren, bethaͤtigt. Die Har-
monie der Theorie und der Praxis in Staatsſachen kann auch
nicht hergeſtellt werden, als in wie fern die Beweglichkeit
des praktiſchen Lebens der Wiſſenſchaft mitgetheilt wird.
Wir wollen zuſammenhaͤngend und gruͤndlich wiſſen, wie die
inneren Staatsverhaͤltniſſe geworden ſind, damit wir anzu-
geben wiſſen mit einer hoͤheren Beſtimmtheit, was ſie fuͤr
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Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/67>, abgerufen am 27.11.2024.
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