Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816.

Bild:
<< vorherige Seite

Gemeinde zum Staate, des Staates wieder zum Einzelnen,
aber auch des Staates zu seinem Nachbarstaate ordnen sich
nach dem heiligen Gesetze der Gegenseitigkeit: es ist, als
kehrte, was bisher willkührlich durch einander und ausein-
ander schweifte, nunmehr ruhig in sich selbst zurück; als
hätte jeder nunmehr in sich selbst gefunden, was bisher
unstät in der äußeren Welt gesucht worden; und als wäre
das, lange Jahrhunderte hindurch, entfernt Geglaubte un-
vermuthet in der freundlichsten Nähe entdeckt. Das Resultat
der Verhältnisse aller verschiedenen politischen Thätigkeiten un-
ter einander, ist nun nicht mehr ein Ueberschuß von handgreif-
licher Massenkraft und von ausschließendem Eigenthum, und
von ausschließenden Göttern und Gütern, sondern vielmehr
derselbige Glaube, unter dessen Einfluß sich alle jene Ver-
hältnisse besser und fruchtbarer angeordnet.

Was einzelne Staaten einander abgewinnen, der Ueber-
schuß ihres Erwerbes hat nur Werth, in wie fern die große
Gemeinschaft der Staaten es wieder consumirt; also aus-
schließend Eigenthümliches, etwas unabhängig von dem Leben
der übrigen Staaten Bestehendes hat auch der Staat nicht.
Auch von den großen Werthen, welche das Gesammtstreben
jedes einzelnen Staates bildet, gilt was von den kleinen
Werthen, die das Gesammtstreben jeder einzelnen Haushal-
tung im Staate erzeugt: auch diese großen Werthe gelten
nur durch ihre Richtung auf einen gemeinsamen Mittelpunct
unter den Staaten. Sie müssen sich unter einander nach
demselben Gesetze der Kugel ordnen, das, wie oben erwie-
sen, ein dauerhaftes Nebeneinanderbestehen der einzelnen

Gemeinde zum Staate, des Staates wieder zum Einzelnen,
aber auch des Staates zu ſeinem Nachbarſtaate ordnen ſich
nach dem heiligen Geſetze der Gegenſeitigkeit: es iſt, als
kehrte, was bisher willkuͤhrlich durch einander und ausein-
ander ſchweifte, nunmehr ruhig in ſich ſelbſt zuruͤck; als
haͤtte jeder nunmehr in ſich ſelbſt gefunden, was bisher
unſtaͤt in der aͤußeren Welt geſucht worden; und als waͤre
das, lange Jahrhunderte hindurch, entfernt Geglaubte un-
vermuthet in der freundlichſten Naͤhe entdeckt. Das Reſultat
der Verhaͤltniſſe aller verſchiedenen politiſchen Thaͤtigkeiten un-
ter einander, iſt nun nicht mehr ein Ueberſchuß von handgreif-
licher Maſſenkraft und von ausſchließendem Eigenthum, und
von ausſchließenden Goͤttern und Guͤtern, ſondern vielmehr
derſelbige Glaube, unter deſſen Einfluß ſich alle jene Ver-
haͤltniſſe beſſer und fruchtbarer angeordnet.

Was einzelne Staaten einander abgewinnen, der Ueber-
ſchuß ihres Erwerbes hat nur Werth, in wie fern die große
Gemeinſchaft der Staaten es wieder conſumirt; alſo aus-
ſchließend Eigenthuͤmliches, etwas unabhaͤngig von dem Leben
der uͤbrigen Staaten Beſtehendes hat auch der Staat nicht.
Auch von den großen Werthen, welche das Geſammtſtreben
jedes einzelnen Staates bildet, gilt was von den kleinen
Werthen, die das Geſammtſtreben jeder einzelnen Haushal-
tung im Staate erzeugt: auch dieſe großen Werthe gelten
nur durch ihre Richtung auf einen gemeinſamen Mittelpunct
unter den Staaten. Sie muͤſſen ſich unter einander nach
demſelben Geſetze der Kugel ordnen, das, wie oben erwie-
ſen, ein dauerhaftes Nebeneinanderbeſtehen der einzelnen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0107" n="93"/>
Gemeinde zum Staate, des Staates wieder zum Einzelnen,<lb/>
aber auch des Staates zu &#x017F;einem Nachbar&#x017F;taate ordnen &#x017F;ich<lb/>
nach dem heiligen Ge&#x017F;etze der Gegen&#x017F;eitigkeit: es i&#x017F;t, als<lb/>
kehrte, was bisher willku&#x0364;hrlich durch einander und ausein-<lb/>
ander &#x017F;chweifte, nunmehr ruhig in &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t zuru&#x0364;ck; als<lb/>
ha&#x0364;tte jeder nunmehr in &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t gefunden, was bisher<lb/>
un&#x017F;ta&#x0364;t in der a&#x0364;ußeren Welt ge&#x017F;ucht worden; und als wa&#x0364;re<lb/>
das, lange Jahrhunderte hindurch, entfernt Geglaubte un-<lb/>
vermuthet in der freundlich&#x017F;ten Na&#x0364;he entdeckt. Das Re&#x017F;ultat<lb/>
der Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e aller ver&#x017F;chiedenen politi&#x017F;chen Tha&#x0364;tigkeiten un-<lb/>
ter einander, i&#x017F;t nun nicht mehr ein Ueber&#x017F;chuß von handgreif-<lb/>
licher Ma&#x017F;&#x017F;enkraft und von aus&#x017F;chließendem Eigenthum, und<lb/>
von aus&#x017F;chließenden Go&#x0364;ttern und Gu&#x0364;tern, &#x017F;ondern vielmehr<lb/>
der&#x017F;elbige Glaube, unter de&#x017F;&#x017F;en Einfluß &#x017F;ich alle jene Ver-<lb/>
ha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e be&#x017F;&#x017F;er und fruchtbarer angeordnet.</p><lb/>
          <p>Was einzelne Staaten einander abgewinnen, der Ueber-<lb/>
&#x017F;chuß ihres Erwerbes hat nur Werth, in wie fern die große<lb/>
Gemein&#x017F;chaft der Staaten es wieder con&#x017F;umirt; al&#x017F;o aus-<lb/>
&#x017F;chließend Eigenthu&#x0364;mliches, etwas unabha&#x0364;ngig von dem Leben<lb/>
der u&#x0364;brigen Staaten Be&#x017F;tehendes hat auch der Staat nicht.<lb/>
Auch von den großen Werthen, welche das Ge&#x017F;ammt&#x017F;treben<lb/>
jedes einzelnen Staates bildet, gilt was von den kleinen<lb/>
Werthen, die das Ge&#x017F;ammt&#x017F;treben jeder einzelnen Haushal-<lb/>
tung im Staate erzeugt: auch die&#x017F;e großen Werthe gelten<lb/>
nur durch ihre Richtung auf einen gemein&#x017F;amen Mittelpunct<lb/>
unter den Staaten. Sie mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich unter einander nach<lb/>
dem&#x017F;elben Ge&#x017F;etze der Kugel ordnen, das, wie oben erwie-<lb/>
&#x017F;en, ein dauerhaftes Nebeneinanderbe&#x017F;tehen der einzelnen<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[93/0107] Gemeinde zum Staate, des Staates wieder zum Einzelnen, aber auch des Staates zu ſeinem Nachbarſtaate ordnen ſich nach dem heiligen Geſetze der Gegenſeitigkeit: es iſt, als kehrte, was bisher willkuͤhrlich durch einander und ausein- ander ſchweifte, nunmehr ruhig in ſich ſelbſt zuruͤck; als haͤtte jeder nunmehr in ſich ſelbſt gefunden, was bisher unſtaͤt in der aͤußeren Welt geſucht worden; und als waͤre das, lange Jahrhunderte hindurch, entfernt Geglaubte un- vermuthet in der freundlichſten Naͤhe entdeckt. Das Reſultat der Verhaͤltniſſe aller verſchiedenen politiſchen Thaͤtigkeiten un- ter einander, iſt nun nicht mehr ein Ueberſchuß von handgreif- licher Maſſenkraft und von ausſchließendem Eigenthum, und von ausſchließenden Goͤttern und Guͤtern, ſondern vielmehr derſelbige Glaube, unter deſſen Einfluß ſich alle jene Ver- haͤltniſſe beſſer und fruchtbarer angeordnet. Was einzelne Staaten einander abgewinnen, der Ueber- ſchuß ihres Erwerbes hat nur Werth, in wie fern die große Gemeinſchaft der Staaten es wieder conſumirt; alſo aus- ſchließend Eigenthuͤmliches, etwas unabhaͤngig von dem Leben der uͤbrigen Staaten Beſtehendes hat auch der Staat nicht. Auch von den großen Werthen, welche das Geſammtſtreben jedes einzelnen Staates bildet, gilt was von den kleinen Werthen, die das Geſammtſtreben jeder einzelnen Haushal- tung im Staate erzeugt: auch dieſe großen Werthe gelten nur durch ihre Richtung auf einen gemeinſamen Mittelpunct unter den Staaten. Sie muͤſſen ſich unter einander nach demſelben Geſetze der Kugel ordnen, das, wie oben erwie- ſen, ein dauerhaftes Nebeneinanderbeſtehen der einzelnen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/107
Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/107>, abgerufen am 05.05.2024.