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Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Ein langes tiefes Schweigen folgte diesen Worten, aber die Gesichter der drei Lebenden drückten in stummer Sprache die verschiedenen Empfindungen und Gedanken aus, welche der Todte in ihnen unterhielt. Der Professor zeigte die ernste, aber gemüthlose Stimmung, in welche der Anblick einer Leiche jeden Sterblichen zu versetzen pflegt; Cecco hatte seine oberflächliche Rührung auf allen Zügen lang und breit ausgelegt, und Arthur starrte gerade vor sich hin, wie es schien, von dem nahen Todten gar nicht berührt, sondern in einen andern fernen Gegenstand mit allen seinen Sinnen versunken. Der Erste, welchen die stumme Scene endlich zu langweilen anfing, fühlte sich dadurch veranlaßt, den jungen Mann zu fragen, woran er denke. Dieser, wie aus einem Traume aufgeschreckt, fuhr zusammen, stammelte ein nichts bedeutendes Was und entschuldigte seine Zerstreuung. Ich frug, woran Sie denken, wiederholte der Professor. Denn ich seh' es Ihnen deutlich an, Sie sind nicht hier. Ist Ihnen etwas begegnet?

Sie werden über mich lachen, Herr Professor, sprach Arthur, nachdem er sich gesammelt hatte. Es ist mir allerdings etwas begegnet, und etwas so Wunderbares, daß es mich auch jetzt noch tiefer erschüttert, als der Anblick des Todten selbst. Ich habe den Marquis im Corso gesehn, während er hier gestorben ist.

Ist es weiter nichts als das, Herr Doctor? ent-

Ein langes tiefes Schweigen folgte diesen Worten, aber die Gesichter der drei Lebenden drückten in stummer Sprache die verschiedenen Empfindungen und Gedanken aus, welche der Todte in ihnen unterhielt. Der Professor zeigte die ernste, aber gemüthlose Stimmung, in welche der Anblick einer Leiche jeden Sterblichen zu versetzen pflegt; Cecco hatte seine oberflächliche Rührung auf allen Zügen lang und breit ausgelegt, und Arthur starrte gerade vor sich hin, wie es schien, von dem nahen Todten gar nicht berührt, sondern in einen andern fernen Gegenstand mit allen seinen Sinnen versunken. Der Erste, welchen die stumme Scene endlich zu langweilen anfing, fühlte sich dadurch veranlaßt, den jungen Mann zu fragen, woran er denke. Dieser, wie aus einem Traume aufgeschreckt, fuhr zusammen, stammelte ein nichts bedeutendes Was und entschuldigte seine Zerstreuung. Ich frug, woran Sie denken, wiederholte der Professor. Denn ich seh' es Ihnen deutlich an, Sie sind nicht hier. Ist Ihnen etwas begegnet?

Sie werden über mich lachen, Herr Professor, sprach Arthur, nachdem er sich gesammelt hatte. Es ist mir allerdings etwas begegnet, und etwas so Wunderbares, daß es mich auch jetzt noch tiefer erschüttert, als der Anblick des Todten selbst. Ich habe den Marquis im Corso gesehn, während er hier gestorben ist.

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[0091] Ein langes tiefes Schweigen folgte diesen Worten, aber die Gesichter der drei Lebenden drückten in stummer Sprache die verschiedenen Empfindungen und Gedanken aus, welche der Todte in ihnen unterhielt. Der Professor zeigte die ernste, aber gemüthlose Stimmung, in welche der Anblick einer Leiche jeden Sterblichen zu versetzen pflegt; Cecco hatte seine oberflächliche Rührung auf allen Zügen lang und breit ausgelegt, und Arthur starrte gerade vor sich hin, wie es schien, von dem nahen Todten gar nicht berührt, sondern in einen andern fernen Gegenstand mit allen seinen Sinnen versunken. Der Erste, welchen die stumme Scene endlich zu langweilen anfing, fühlte sich dadurch veranlaßt, den jungen Mann zu fragen, woran er denke. Dieser, wie aus einem Traume aufgeschreckt, fuhr zusammen, stammelte ein nichts bedeutendes Was und entschuldigte seine Zerstreuung. Ich frug, woran Sie denken, wiederholte der Professor. Denn ich seh' es Ihnen deutlich an, Sie sind nicht hier. Ist Ihnen etwas begegnet? Sie werden über mich lachen, Herr Professor, sprach Arthur, nachdem er sich gesammelt hatte. Es ist mir allerdings etwas begegnet, und etwas so Wunderbares, daß es mich auch jetzt noch tiefer erschüttert, als der Anblick des Todten selbst. Ich habe den Marquis im Corso gesehn, während er hier gestorben ist. Ist es weiter nichts als das, Herr Doctor? ent-

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:21:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:21:38Z)

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Zitationshilfe: Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_debora_1910/91>, abgerufen am 25.11.2024.