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Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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ich nicht hab' um mich meinen Tempel der Erinnerung.

Ich komme nicht wieder zu Ihnen zurück, ohne ein Quartier für uns gefunden zu haben. Auf Wiedersehen, Herr Marquis, und gute Nacht in Rom, wenn ich bis morgen früh suchen muß ! -- Mit diesen Worten empfahl sich der Doctor und eilte in der Dämmerung, von einem Platzbedienten begleitet, die Treppe hinan, auf welcher er eben die beiden Künstler mit sehnsüchtigen Augen verfolgt hatte. Denn die Adresse seines Empfehlungsbriefes wies ihn nach der Via Sistina auf dem Monte Pincio.

Achtes Kapitel.

Der Professor, welchem Arthur einen Empfehlungsbrief zu übergeben hatte, war ein geborener Pfälzer, der in seiner ersten Jugend seinen Eltern entlaufen und als Jockey eines Engländers nach Rom gekommen war. In der Folge hatte ein Bildhauer sich desselben väterlich angenommen und einen geschickten Künstler aus ihm gebildet. Er verfertigte nämlich kleine Copieen von berühmten Kunstwerken und Alterthümern in Marmor, Alabaster und Gyps,

ich nicht hab' um mich meinen Tempel der Erinnerung.

Ich komme nicht wieder zu Ihnen zurück, ohne ein Quartier für uns gefunden zu haben. Auf Wiedersehen, Herr Marquis, und gute Nacht in Rom, wenn ich bis morgen früh suchen muß ! — Mit diesen Worten empfahl sich der Doctor und eilte in der Dämmerung, von einem Platzbedienten begleitet, die Treppe hinan, auf welcher er eben die beiden Künstler mit sehnsüchtigen Augen verfolgt hatte. Denn die Adresse seines Empfehlungsbriefes wies ihn nach der Via Sistina auf dem Monte Pincio.

Achtes Kapitel.

Der Professor, welchem Arthur einen Empfehlungsbrief zu übergeben hatte, war ein geborener Pfälzer, der in seiner ersten Jugend seinen Eltern entlaufen und als Jockey eines Engländers nach Rom gekommen war. In der Folge hatte ein Bildhauer sich desselben väterlich angenommen und einen geschickten Künstler aus ihm gebildet. Er verfertigte nämlich kleine Copieen von berühmten Kunstwerken und Alterthümern in Marmor, Alabaster und Gyps,

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[0059] ich nicht hab' um mich meinen Tempel der Erinnerung. Ich komme nicht wieder zu Ihnen zurück, ohne ein Quartier für uns gefunden zu haben. Auf Wiedersehen, Herr Marquis, und gute Nacht in Rom, wenn ich bis morgen früh suchen muß ! — Mit diesen Worten empfahl sich der Doctor und eilte in der Dämmerung, von einem Platzbedienten begleitet, die Treppe hinan, auf welcher er eben die beiden Künstler mit sehnsüchtigen Augen verfolgt hatte. Denn die Adresse seines Empfehlungsbriefes wies ihn nach der Via Sistina auf dem Monte Pincio. Achtes Kapitel. Der Professor, welchem Arthur einen Empfehlungsbrief zu übergeben hatte, war ein geborener Pfälzer, der in seiner ersten Jugend seinen Eltern entlaufen und als Jockey eines Engländers nach Rom gekommen war. In der Folge hatte ein Bildhauer sich desselben väterlich angenommen und einen geschickten Künstler aus ihm gebildet. Er verfertigte nämlich kleine Copieen von berühmten Kunstwerken und Alterthümern in Marmor, Alabaster und Gyps,

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:21:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:21:38Z)

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Zitationshilfe: Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_debora_1910/59>, abgerufen am 06.05.2024.