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Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Professor, der so guten Bescheid weiß in Rom, wie Sie haben gesagt. Er soll uns verschaffen baldigst ein reinliches und stilles Quartier in einer gesunden Region. Ich will Ihnen thun den Willen, Herr Doctor, und bleiben hier bis Ostern, aber mit der Bedingung, daß ich morgen kann einziehen in das Quartier. Hören Sie wohl! sonst lass' ich anspannen morgen früh und fahre nach Neapel.

Arthur, freudig überrascht durch die Güte des Marquis, den er seit mehreren Tagen vergeblich mit der Bitte bestürmt hatte, wenigstens die kurze Zeit des Carnevals hindurch in Rom zu bleiben, und welcher nun aus eigenem Antriebe viel mehr gewährte, als er zu verlangen gewagt hatte, fühlte sich mit einem Male aus seiner gedrückten Stimmung gerissen und umarmte den Alten mit sichtbarer Rührung. Ich danke Ihnen von ganzem Herzen, Herr Marquis, rief er aus, und will keinen Augenblick verlieren, Ihren Auftrag zu besorgen.

Gehen Sie nur, Herr Doctor, und sehen Sie sich um nach einer schönen Narrenmaske, entgegnete mit behaglichem Lächeln der Marquis, den auch der leiseste Ausdruck dankbarer Gefühle beseligen konnte. Gehen Sie und nehmen Sie in Beschlag ein Quartier nicht zu viele Treppen, hell und trocken, Sie wissen ja, wie ich es liebe. Da will ich auch aufbauen mein kleines Carneval. Ich vergesse und verliere mich selbst, wenn

Professor, der so guten Bescheid weiß in Rom, wie Sie haben gesagt. Er soll uns verschaffen baldigst ein reinliches und stilles Quartier in einer gesunden Region. Ich will Ihnen thun den Willen, Herr Doctor, und bleiben hier bis Ostern, aber mit der Bedingung, daß ich morgen kann einziehen in das Quartier. Hören Sie wohl! sonst lass' ich anspannen morgen früh und fahre nach Neapel.

Arthur, freudig überrascht durch die Güte des Marquis, den er seit mehreren Tagen vergeblich mit der Bitte bestürmt hatte, wenigstens die kurze Zeit des Carnevals hindurch in Rom zu bleiben, und welcher nun aus eigenem Antriebe viel mehr gewährte, als er zu verlangen gewagt hatte, fühlte sich mit einem Male aus seiner gedrückten Stimmung gerissen und umarmte den Alten mit sichtbarer Rührung. Ich danke Ihnen von ganzem Herzen, Herr Marquis, rief er aus, und will keinen Augenblick verlieren, Ihren Auftrag zu besorgen.

Gehen Sie nur, Herr Doctor, und sehen Sie sich um nach einer schönen Narrenmaske, entgegnete mit behaglichem Lächeln der Marquis, den auch der leiseste Ausdruck dankbarer Gefühle beseligen konnte. Gehen Sie und nehmen Sie in Beschlag ein Quartier nicht zu viele Treppen, hell und trocken, Sie wissen ja, wie ich es liebe. Da will ich auch aufbauen mein kleines Carneval. Ich vergesse und verliere mich selbst, wenn

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[0058] Professor, der so guten Bescheid weiß in Rom, wie Sie haben gesagt. Er soll uns verschaffen baldigst ein reinliches und stilles Quartier in einer gesunden Region. Ich will Ihnen thun den Willen, Herr Doctor, und bleiben hier bis Ostern, aber mit der Bedingung, daß ich morgen kann einziehen in das Quartier. Hören Sie wohl! sonst lass' ich anspannen morgen früh und fahre nach Neapel. Arthur, freudig überrascht durch die Güte des Marquis, den er seit mehreren Tagen vergeblich mit der Bitte bestürmt hatte, wenigstens die kurze Zeit des Carnevals hindurch in Rom zu bleiben, und welcher nun aus eigenem Antriebe viel mehr gewährte, als er zu verlangen gewagt hatte, fühlte sich mit einem Male aus seiner gedrückten Stimmung gerissen und umarmte den Alten mit sichtbarer Rührung. Ich danke Ihnen von ganzem Herzen, Herr Marquis, rief er aus, und will keinen Augenblick verlieren, Ihren Auftrag zu besorgen. Gehen Sie nur, Herr Doctor, und sehen Sie sich um nach einer schönen Narrenmaske, entgegnete mit behaglichem Lächeln der Marquis, den auch der leiseste Ausdruck dankbarer Gefühle beseligen konnte. Gehen Sie und nehmen Sie in Beschlag ein Quartier nicht zu viele Treppen, hell und trocken, Sie wissen ja, wie ich es liebe. Da will ich auch aufbauen mein kleines Carneval. Ich vergesse und verliere mich selbst, wenn

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:21:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:21:38Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_debora_1910/58>, abgerufen am 06.05.2024.