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Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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fügte er hinzu, und der Andre erblickte ein überaus seltsames Gebäude mit einer Pforte, unter welcher ein zehnjähriges Kind sich gebückt haben würde, und zugemauerten oder verschlagenen Fenstern. Der Professor klopfte erst an die Thüre, dann gegen die Bretter der Fensterverschläge, aber es regte sich Nichts in dem ganzen Hause. Der Alte wird auf den Schacher ausgeflogen sein, sprach er zu seinem Gefährten, seinen Aerger hinter einen Scherz verbergend, aber das Vögelchen, welches wir suchen, sitzt gewiß in dem Käfich. Wir wollen unsern Plan nicht sogleich bei der ersten fehlgeschlagenen Recognoscirung aufgeben. Helfen Sie mir klopfen und rütteln, Herr Doctor, damit Ihnen die Zeit nicht lang werde.

Mit diesen Worten fing Signor Bernardino schon wieder an, das Haus zu bestürmen, und Arthur, welchen der unnütze Lärm immer verdrießlicher machte, drückte sich um eine Ecke und bemerkte hinter derselben ein ganz kleines Nebengebäude, welches durch ein altes Mauerstück mit dem größern in Verbindung stand. Er ging darauf zu, um nur dem Professor aus dem Gesichte zu kommen, und lehnte sich lauschend gegen ein rundes dicht verschlagenes Fenster, in dessen schwarzen Brettern er eine helle Spalte bemerkt zu haben glaubte. Er hatte sich nicht getäuscht: er hörte Fußtritte, die mit einem starken Pochen abwechselten, und die schmale Oeffnung einer auseinandergesprungenen Planke ließ ihn in eine enge gewölbte Zelle schauen,

fügte er hinzu, und der Andre erblickte ein überaus seltsames Gebäude mit einer Pforte, unter welcher ein zehnjähriges Kind sich gebückt haben würde, und zugemauerten oder verschlagenen Fenstern. Der Professor klopfte erst an die Thüre, dann gegen die Bretter der Fensterverschläge, aber es regte sich Nichts in dem ganzen Hause. Der Alte wird auf den Schacher ausgeflogen sein, sprach er zu seinem Gefährten, seinen Aerger hinter einen Scherz verbergend, aber das Vögelchen, welches wir suchen, sitzt gewiß in dem Käfich. Wir wollen unsern Plan nicht sogleich bei der ersten fehlgeschlagenen Recognoscirung aufgeben. Helfen Sie mir klopfen und rütteln, Herr Doctor, damit Ihnen die Zeit nicht lang werde.

Mit diesen Worten fing Signor Bernardino schon wieder an, das Haus zu bestürmen, und Arthur, welchen der unnütze Lärm immer verdrießlicher machte, drückte sich um eine Ecke und bemerkte hinter derselben ein ganz kleines Nebengebäude, welches durch ein altes Mauerstück mit dem größern in Verbindung stand. Er ging darauf zu, um nur dem Professor aus dem Gesichte zu kommen, und lehnte sich lauschend gegen ein rundes dicht verschlagenes Fenster, in dessen schwarzen Brettern er eine helle Spalte bemerkt zu haben glaubte. Er hatte sich nicht getäuscht: er hörte Fußtritte, die mit einem starken Pochen abwechselten, und die schmale Oeffnung einer auseinandergesprungenen Planke ließ ihn in eine enge gewölbte Zelle schauen,

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[0130] fügte er hinzu, und der Andre erblickte ein überaus seltsames Gebäude mit einer Pforte, unter welcher ein zehnjähriges Kind sich gebückt haben würde, und zugemauerten oder verschlagenen Fenstern. Der Professor klopfte erst an die Thüre, dann gegen die Bretter der Fensterverschläge, aber es regte sich Nichts in dem ganzen Hause. Der Alte wird auf den Schacher ausgeflogen sein, sprach er zu seinem Gefährten, seinen Aerger hinter einen Scherz verbergend, aber das Vögelchen, welches wir suchen, sitzt gewiß in dem Käfich. Wir wollen unsern Plan nicht sogleich bei der ersten fehlgeschlagenen Recognoscirung aufgeben. Helfen Sie mir klopfen und rütteln, Herr Doctor, damit Ihnen die Zeit nicht lang werde. Mit diesen Worten fing Signor Bernardino schon wieder an, das Haus zu bestürmen, und Arthur, welchen der unnütze Lärm immer verdrießlicher machte, drückte sich um eine Ecke und bemerkte hinter derselben ein ganz kleines Nebengebäude, welches durch ein altes Mauerstück mit dem größern in Verbindung stand. Er ging darauf zu, um nur dem Professor aus dem Gesichte zu kommen, und lehnte sich lauschend gegen ein rundes dicht verschlagenes Fenster, in dessen schwarzen Brettern er eine helle Spalte bemerkt zu haben glaubte. Er hatte sich nicht getäuscht: er hörte Fußtritte, die mit einem starken Pochen abwechselten, und die schmale Oeffnung einer auseinandergesprungenen Planke ließ ihn in eine enge gewölbte Zelle schauen,

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:21:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:21:38Z)

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Zitationshilfe: Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_debora_1910/130>, abgerufen am 05.05.2024.