Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

Bild:
<< vorherige Seite

Leichen-Gedichte.
Was hast du nicht für Lust von Jugend auff getragen
Dem grossen Vater gleich an Ruhm und Kunst zu gehn;
Wie eyfrig war dein Fleiß im Lesen/ Forschen/ Fragen/
Und wie die alte Welt und neue zu verstehn.
Gantz Jehna rühmt dich noch/ da du den Grund geleget/
Worauff ein Podalir das Schloß der Weißheit baut.
Wo du mit grossem Ruhm Streit-Fragen hast erreget/
Und solche mit Vernunfft zu lösen dir getraut.
Drauff nahm dich Leiden an und wieß dir seine Schätze
Und war mit Mutter-Treu und Liebe dir geneigt/
Bald labten deinen Geist der Väter Lehr-Gesetze/
Bald hat man Cörper dir und Florens Reich gezeigt.
Die feurige Begier blieb nicht damit zu frieden
Sie eilte ferner fort die weite Welt zu sehn.
Denn als du von der Brust der Musen abgeschieden/
So liest du nach Sedan dich Wind und Segel wehn.
Biß dich die Königin der Städte hat empfangen
Das prächtige Pariß/ der Jnbegrieff der Welt.
Hier schien numehr vergnügt dein Hoffen und Verlangen
Nachdem dich zum Patin das Glücke hat gesellt.
Und was nur Franckreich hegt von klugen Wunder-Meistern/
Die wurden dir mit Gunst und Hulden zugethan.
Da schärffst du den Verstand bey so erlauchten Geistern
Die selbst der Nach-Welt Mund nicht satsam rühmen kan.
Ein himmlisches Gemüth erkennt des Ursprungs Flamme/
Sucht/ wie der Himmel thut/ nur in Bewegung Ruh;
Du auch von guter Art und von berühmtem Stamme
Theilst deine Wissenschafft noch andre Reisen zu.
Du wilst Jtalien das Paradies der Erden.
Und wo der Artzney Kunst in vollem Schwange geht/
Nicht obenhin beschaun. Nein. Wer gekrönt wil werden
Muß dencken wie er auch im Kampff und Streit besteht.
Der Lehrer gantzer Rath beschleust mit gleichen Stimmen/
Daß Padua die Cron von Lorbern reichen sol.
Man sah der Deutschen Hertz in wahren Freuden glimmen
Als dieser Rufferschallt: Herr Elßner hält sich wol.
Doch der erlangte Preiß und Kleinod vom studieren
Hat dich mehr angespornt/ die Lichter dieser Zeit
So jetzt die Sieges-Fahn in Wissenschafften führen/
Zu ehren mit Bedacht/ zu sehn in Höffligkeit.

Das
Q q q 3

Leichen-Gedichte.
Was haſt du nicht fuͤr Luſt von Jugend auff getragen
Dem groſſen Vater gleich an Ruhm und Kunſt zu gehn;
Wie eyfrig war dein Fleiß im Leſen/ Forſchen/ Fragen/
Und wie die alte Welt und neue zu verſtehn.
Gantz Jehna ruͤhmt dich noch/ da du den Grund geleget/
Worauff ein Podalir das Schloß der Weißheit baut.
Wo du mit groſſem Ruhm Streit-Fragen haſt erreget/
Und ſolche mit Vernunfft zu loͤſen dir getraut.
Drauff nahm dich Leiden an und wieß dir ſeine Schaͤtze
Und war mit Mutter-Treu und Liebe dir geneigt/
Bald labten deinen Geiſt der Vaͤter Lehr-Geſetze/
Bald hat man Coͤrper dir und Florens Reich gezeigt.
Die feurige Begier blieb nicht damit zu frieden
Sie eilte ferner fort die weite Welt zu ſehn.
Denn als du von der Bruſt der Muſen abgeſchieden/
So lieſt du nach Sedan dich Wind und Segel wehn.
Biß dich die Koͤnigin der Staͤdte hat empfangen
Das praͤchtige Pariß/ der Jnbegrieff der Welt.
Hier ſchien numehr vergnuͤgt dein Hoffen und Verlangen
Nachdem dich zum Patin das Gluͤcke hat geſellt.
Und was nur Franckreich hegt von klugen Wunder-Meiſtern/
Die wurden dir mit Gunſt und Hulden zugethan.
Da ſchaͤrffſt du den Verſtand bey ſo erlauchten Geiſtern
Die ſelbſt der Nach-Welt Mund nicht ſatſam ruͤhmen kan.
Ein himmliſches Gemuͤth erkennt des Urſprungs Flamme/
Sucht/ wie der Himmel thut/ nur in Bewegung Ruh;
Du auch von guter Art und von beruͤhmtem Stamme
Theilſt deine Wiſſenſchafft noch andre Reiſen zu.
Du wilſt Jtalien das Paradies der Erden.
Und wo der Artzney Kunſt in vollem Schwange geht/
Nicht obenhin beſchaun. Nein. Wer gekroͤnt wil werden
Muß dencken wie er auch im Kampff und Streit beſteht.
Der Lehrer gantzer Rath beſchleuſt mit gleichen Stimmen/
Daß Padua die Cron von Lorbern reichen ſol.
Man ſah der Deutſchen Hertz in wahren Freuden glimmen
Als dieſer Rufferſchallt: Herr Elßner haͤlt ſich wol.
Doch der erlangte Preiß und Kleinod vom ſtudieren
Hat dich mehr angeſpornt/ die Lichter dieſer Zeit
So jetzt die Sieges-Fahn in Wiſſenſchafften fuͤhren/
Zu ehren mit Bedacht/ zu ſehn in Hoͤffligkeit.

Das
Q q q 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg>
            <pb facs="#f0477" n="245"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Leichen-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
            <l>Was ha&#x017F;t du nicht fu&#x0364;r Lu&#x017F;t von Jugend auff getragen</l><lb/>
            <l>Dem gro&#x017F;&#x017F;en Vater gleich an Ruhm und Kun&#x017F;t zu gehn;</l><lb/>
            <l>Wie eyfrig war dein Fleiß im Le&#x017F;en/ For&#x017F;chen/ Fragen/</l><lb/>
            <l>Und wie die alte Welt und neue zu ver&#x017F;tehn.</l><lb/>
            <l>Gantz Jehna ru&#x0364;hmt dich noch/ da du den Grund geleget/</l><lb/>
            <l>Worauff ein Podalir das Schloß der Weißheit baut.</l><lb/>
            <l>Wo du mit gro&#x017F;&#x017F;em Ruhm Streit-Fragen ha&#x017F;t erreget/</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;olche mit Vernunfft zu lo&#x0364;&#x017F;en dir getraut.</l><lb/>
            <l>Drauff nahm dich Leiden an und wieß dir &#x017F;eine Scha&#x0364;tze</l><lb/>
            <l>Und war mit Mutter-Treu und Liebe dir geneigt/</l><lb/>
            <l>Bald labten deinen Gei&#x017F;t der Va&#x0364;ter Lehr-Ge&#x017F;etze/</l><lb/>
            <l>Bald hat man Co&#x0364;rper dir und Florens Reich gezeigt.</l><lb/>
            <l>Die feurige Begier blieb nicht damit zu frieden</l><lb/>
            <l>Sie eilte ferner fort die weite Welt zu &#x017F;ehn.</l><lb/>
            <l>Denn als du von der Bru&#x017F;t der Mu&#x017F;en abge&#x017F;chieden/</l><lb/>
            <l>So lie&#x017F;t du nach Sedan dich Wind und Segel wehn.</l><lb/>
            <l>Biß dich die Ko&#x0364;nigin der Sta&#x0364;dte hat empfangen</l><lb/>
            <l>Das pra&#x0364;chtige Pariß/ der Jnbegrieff der Welt.</l><lb/>
            <l>Hier &#x017F;chien numehr vergnu&#x0364;gt dein Hoffen und Verlangen</l><lb/>
            <l>Nachdem dich zum Patin das Glu&#x0364;cke hat ge&#x017F;ellt.</l><lb/>
            <l>Und was nur Franckreich hegt von klugen Wunder-Mei&#x017F;tern/</l><lb/>
            <l>Die wurden dir mit Gun&#x017F;t und Hulden zugethan.</l><lb/>
            <l>Da &#x017F;cha&#x0364;rff&#x017F;t du den Ver&#x017F;tand bey &#x017F;o erlauchten Gei&#x017F;tern</l><lb/>
            <l>Die &#x017F;elb&#x017F;t der Nach-Welt Mund nicht &#x017F;at&#x017F;am ru&#x0364;hmen kan.</l><lb/>
            <l>Ein himmli&#x017F;ches Gemu&#x0364;th erkennt des Ur&#x017F;prungs Flamme/</l><lb/>
            <l>Sucht/ wie der Himmel thut/ nur in Bewegung Ruh;</l><lb/>
            <l>Du auch von guter Art und von beru&#x0364;hmtem Stamme</l><lb/>
            <l>Theil&#x017F;t deine Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft noch andre Rei&#x017F;en zu.</l><lb/>
            <l>Du wil&#x017F;t Jtalien das Paradies der Erden.</l><lb/>
            <l>Und wo der Artzney Kun&#x017F;t in vollem Schwange geht/</l><lb/>
            <l>Nicht obenhin be&#x017F;chaun. Nein. Wer gekro&#x0364;nt wil werden</l><lb/>
            <l>Muß dencken wie er auch im Kampff und Streit be&#x017F;teht.</l><lb/>
            <l>Der Lehrer gantzer Rath be&#x017F;chleu&#x017F;t mit gleichen Stimmen/</l><lb/>
            <l>Daß Padua die Cron von Lorbern reichen &#x017F;ol.</l><lb/>
            <l>Man &#x017F;ah der Deut&#x017F;chen Hertz in wahren Freuden glimmen</l><lb/>
            <l>Als die&#x017F;er Ruffer&#x017F;challt: <hi rendition="#fr">Herr Elßner</hi> ha&#x0364;lt &#x017F;ich wol.</l><lb/>
            <l>Doch der erlangte Preiß und Kleinod vom &#x017F;tudieren</l><lb/>
            <l>Hat dich mehr ange&#x017F;pornt/ die Lichter die&#x017F;er Zeit</l><lb/>
            <l>So jetzt die Sieges-Fahn in Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafften fu&#x0364;hren/</l><lb/>
            <l>Zu ehren mit Bedacht/ zu &#x017F;ehn in Ho&#x0364;ffligkeit.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">Q q q 3</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[245/0477] Leichen-Gedichte. Was haſt du nicht fuͤr Luſt von Jugend auff getragen Dem groſſen Vater gleich an Ruhm und Kunſt zu gehn; Wie eyfrig war dein Fleiß im Leſen/ Forſchen/ Fragen/ Und wie die alte Welt und neue zu verſtehn. Gantz Jehna ruͤhmt dich noch/ da du den Grund geleget/ Worauff ein Podalir das Schloß der Weißheit baut. Wo du mit groſſem Ruhm Streit-Fragen haſt erreget/ Und ſolche mit Vernunfft zu loͤſen dir getraut. Drauff nahm dich Leiden an und wieß dir ſeine Schaͤtze Und war mit Mutter-Treu und Liebe dir geneigt/ Bald labten deinen Geiſt der Vaͤter Lehr-Geſetze/ Bald hat man Coͤrper dir und Florens Reich gezeigt. Die feurige Begier blieb nicht damit zu frieden Sie eilte ferner fort die weite Welt zu ſehn. Denn als du von der Bruſt der Muſen abgeſchieden/ So lieſt du nach Sedan dich Wind und Segel wehn. Biß dich die Koͤnigin der Staͤdte hat empfangen Das praͤchtige Pariß/ der Jnbegrieff der Welt. Hier ſchien numehr vergnuͤgt dein Hoffen und Verlangen Nachdem dich zum Patin das Gluͤcke hat geſellt. Und was nur Franckreich hegt von klugen Wunder-Meiſtern/ Die wurden dir mit Gunſt und Hulden zugethan. Da ſchaͤrffſt du den Verſtand bey ſo erlauchten Geiſtern Die ſelbſt der Nach-Welt Mund nicht ſatſam ruͤhmen kan. Ein himmliſches Gemuͤth erkennt des Urſprungs Flamme/ Sucht/ wie der Himmel thut/ nur in Bewegung Ruh; Du auch von guter Art und von beruͤhmtem Stamme Theilſt deine Wiſſenſchafft noch andre Reiſen zu. Du wilſt Jtalien das Paradies der Erden. Und wo der Artzney Kunſt in vollem Schwange geht/ Nicht obenhin beſchaun. Nein. Wer gekroͤnt wil werden Muß dencken wie er auch im Kampff und Streit beſteht. Der Lehrer gantzer Rath beſchleuſt mit gleichen Stimmen/ Daß Padua die Cron von Lorbern reichen ſol. Man ſah der Deutſchen Hertz in wahren Freuden glimmen Als dieſer Rufferſchallt: Herr Elßner haͤlt ſich wol. Doch der erlangte Preiß und Kleinod vom ſtudieren Hat dich mehr angeſpornt/ die Lichter dieſer Zeit So jetzt die Sieges-Fahn in Wiſſenſchafften fuͤhren/ Zu ehren mit Bedacht/ zu ſehn in Hoͤffligkeit. Das Q q q 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/477
Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/477>, abgerufen am 24.07.2024.