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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Leichen-Gedichte.
Da solst du auch/ O Scherffenstein/
Ein theurer Gast willkommen seyn/
Der Opitz schleust dich in die Armen/
Der klugen Geister Ungeheur/
Der durch der Sinnen heilig Feur/
Auch tode Marmel hieß erwarmen.
Es sieht dich Tscherning freudig an/
Daß du deß müden Lebens Bahn
Nach so viel Schmertz und Angst verlassen:
Er meld Poetisch seinen Gruß/
Und will mit einem Liebes-Kuß
Dich Uberwinder jetzt umbfassen.
Es kennt dich Czepco allbereit/
Der Fürsten Rath/ der Ruhm der Zeit/
Der so manch schönes Buch geschrieben,
Er spricht: Solt ich dich jetzt verschmähn/
Da ein Hof uns doch hat gesehn/
Von wegen Kunst nicht ferner lieben.
Ja Gryphius der theure Mann/
Den niemand sattsam preisen kan/
Der Phönix Schlesischer Poeten/
Stellt jetzt der Reden Donnern ein/
Und reicht dir/ edler Scherffenstein/
Zu süssen Liedern neue Flöten.
Dein Golau lächelt von Gesicht/
Und zeiget dir ein rund Gedicht/
Auß dem du kanst den Zustand kennen/
Wenn Laster man für Tugend ehrt/
Wenn Thorheit oft die Weißheit lehrt/
Und man pflegt Schwartzes Weiß zu nennen.
Wie laß ich den Apelles auß/
Der sich biß an der Sonnen Hauß/
Durch himmlisch Dichten hat geschwungen.
Vergess' ich unsers Köhlers Geist/
Der zu den Sternen längst gereist/
Und hier noch blüth auf vieler Zungen?
Nein! Schlesiens sein Paradeiß/
Das so viel hohe Dichter weiß/
Als Teutschland sonsten nicht kan zeigen/
Dieweil es keinen Ruhm begehrt/
Und
Leichen-Gedichte.
Da ſolſt du auch/ O Scherffenſtein/
Ein theurer Gaſt willkommen ſeyn/
Der Opitz ſchleuſt dich in die Armen/
Der klugen Geiſter Ungeheur/
Der durch der Sinnen heilig Feur/
Auch tode Marmel hieß erwarmen.
Es ſieht dich Tſcherning freudig an/
Daß du deß muͤden Lebens Bahn
Nach ſo viel Schmertz und Angſt verlaſſen:
Er meld Poetiſch ſeinen Gruß/
Und will mit einem Liebes-Kuß
Dich Uberwinder jetzt umbfaſſen.
Es kennt dich Czepco allbereit/
Der Fuͤrſten Rath/ der Ruhm der Zeit/
Der ſo manch ſchoͤnes Buch geſchrieben,
Er ſpricht: Solt ich dich jetzt verſchmaͤhn/
Da ein Hof uns doch hat geſehn/
Von wegen Kunſt nicht ferner lieben.
Ja Gryphius der theure Mann/
Den niemand ſattſam preiſen kan/
Der Phoͤnix Schleſiſcher Poeten/
Stellt jetzt der Reden Donnern ein/
Und reicht dir/ edler Scherffenſtein/
Zu ſuͤſſen Liedern neue Floͤten.
Dein Golau laͤchelt von Geſicht/
Und zeiget dir ein rund Gedicht/
Auß dem du kanſt den Zuſtand kennen/
Wenn Laſter man fuͤr Tugend ehrt/
Wenn Thorheit oft die Weißheit lehrt/
Und man pflegt Schwartzes Weiß zu nennen.
Wie laß ich den Apelles auß/
Der ſich biß an der Sonnen Hauß/
Durch himmliſch Dichten hat geſchwungen.
Vergeſſ’ ich unſers Koͤhlers Geiſt/
Der zu den Sternen laͤngſt gereiſt/
Und hier noch bluͤth auf vieler Zungen?
Nein! Schleſiens ſein Paradeiß/
Das ſo viel hohe Dichter weiß/
Als Teutſchland ſonſten nicht kan zeigen/
Dieweil es keinen Ruhm begehrt/
Und
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[175/0407] Leichen-Gedichte. Da ſolſt du auch/ O Scherffenſtein/ Ein theurer Gaſt willkommen ſeyn/ Der Opitz ſchleuſt dich in die Armen/ Der klugen Geiſter Ungeheur/ Der durch der Sinnen heilig Feur/ Auch tode Marmel hieß erwarmen. Es ſieht dich Tſcherning freudig an/ Daß du deß muͤden Lebens Bahn Nach ſo viel Schmertz und Angſt verlaſſen: Er meld Poetiſch ſeinen Gruß/ Und will mit einem Liebes-Kuß Dich Uberwinder jetzt umbfaſſen. Es kennt dich Czepco allbereit/ Der Fuͤrſten Rath/ der Ruhm der Zeit/ Der ſo manch ſchoͤnes Buch geſchrieben, Er ſpricht: Solt ich dich jetzt verſchmaͤhn/ Da ein Hof uns doch hat geſehn/ Von wegen Kunſt nicht ferner lieben. Ja Gryphius der theure Mann/ Den niemand ſattſam preiſen kan/ Der Phoͤnix Schleſiſcher Poeten/ Stellt jetzt der Reden Donnern ein/ Und reicht dir/ edler Scherffenſtein/ Zu ſuͤſſen Liedern neue Floͤten. Dein Golau laͤchelt von Geſicht/ Und zeiget dir ein rund Gedicht/ Auß dem du kanſt den Zuſtand kennen/ Wenn Laſter man fuͤr Tugend ehrt/ Wenn Thorheit oft die Weißheit lehrt/ Und man pflegt Schwartzes Weiß zu nennen. Wie laß ich den Apelles auß/ Der ſich biß an der Sonnen Hauß/ Durch himmliſch Dichten hat geſchwungen. Vergeſſ’ ich unſers Koͤhlers Geiſt/ Der zu den Sternen laͤngſt gereiſt/ Und hier noch bluͤth auf vieler Zungen? Nein! Schleſiens ſein Paradeiß/ Das ſo viel hohe Dichter weiß/ Als Teutſchland ſonſten nicht kan zeigen/ Dieweil es keinen Ruhm begehrt/ Und

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/407>, abgerufen am 23.11.2024.