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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Leichen-Gedichte.
Und meine Feder es nicht werth/
Heist mich auß Ehr-Furcht stille schweigen.
Dich preis' ich nur/ O Scherffenstein/
Daß du kanst in Gesellschafft seyn
Bey so viel Hoch-Erlauchten Seelen;
Wie irr' ich? Oder kommt auch mir
Der Hugo für Gesichte für
Und will nicht seine Glut verhölen?
Ach ja! Er fraget rund und frey.
Daß sein Verlangen himmlisch sey/
Und singet seine Liebes-Lieder;
Du hörest sie entzücket an/
Und sprichst: Wo dirs gefallen kan/
So nimm sie deutsch gedolmetscht wieder.
Es trit das seelge Volck hervor/
Es rufft? Laß uns ein gantzes Chor/
Du neuer Geist von Stimmen hören.
Vermische doch dein Orgelwerck
Mit unserm grünen Pindus-Berg/
Wir singen selber dir zu Ehren.
Du hast Piastens-Fürsten-Haus/
Das sich wie Cedern breitet aus/
Und schöner als die Palmen grünet/
Nun viertzig Jahr als treuer Knecht/
Jn deinem Handel schlecht und recht/
Nicht mit geringem Nuhm bedienet.
Wie manches Lied/ wie mancher Thon/
Jst doch/ du kluger Musen-Sohn/
Aus deinem Mund und Kiel geflossen?
Nun siehst du/ wie der Schwanen Schaar/
Bekröhnt mit Lorbern deine Haar/
Und nennt dich ihren Mit-Genossen.
Glück zu! Du edler Scherffenstein!
Und laß dir nicht verdrießlich seyn/
Den Nachruff/ der dich itzt begleitet:
"Diß ist der Musen Eigenthum/
&q;Daß man Gelehrter Leute Ruhm
&q;Und ihr Gedächtnüß weit außbreitet.
Trauer-
Leichen-Gedichte.
Und meine Feder es nicht werth/
Heiſt mich auß Ehr-Furcht ſtille ſchweigen.
Dich preiſ’ ich nur/ O Scherffenſtein/
Daß du kanſt in Geſellſchafft ſeyn
Bey ſo viel Hoch-Erlauchten Seelen;
Wie irꝛ’ ich? Oder kommt auch mir
Der Hugo fuͤr Geſichte fuͤr
Und will nicht ſeine Glut verhoͤlen?
Ach ja! Er fraget rund und frey.
Daß ſein Verlangen himmliſch ſey/
Und ſinget ſeine Liebes-Lieder;
Du hoͤreſt ſie entzuͤcket an/
Und ſprichſt: Wo dirs gefallen kan/
So nimm ſie deutſch gedolmetſcht wieder.
Es trit das ſeelge Volck hervor/
Es rufft? Laß uns ein gantzes Chor/
Du neuer Geiſt von Stimmen hoͤren.
Vermiſche doch dein Orgelwerck
Mit unſerm gruͤnen Pindus-Berg/
Wir ſingen ſelber dir zu Ehren.
Du haſt Piaſtens-Fuͤrſten-Haus/
Das ſich wie Cedern breitet aus/
Und ſchoͤner als die Palmen gruͤnet/
Nun viertzig Jahr als treuer Knecht/
Jn deinem Handel ſchlecht und recht/
Nicht mit geringem Nuhm bedienet.
Wie manches Lied/ wie mancher Thon/
Jſt doch/ du kluger Muſen-Sohn/
Aus deinem Mund und Kiel gefloſſen?
Nun ſiehſt du/ wie der Schwanen Schaar/
Bekroͤhnt mit Lorbern deine Haar/
Und nennt dich ihren Mit-Genoſſen.
Gluͤck zu! Du edler Scherffenſtein!
Und laß dir nicht verdrießlich ſeyn/
Den Nachruff/ der dich itzt begleitet:
„Diß iſt der Muſen Eigenthum/
&q;Daß man Gelehrter Leute Ruhm
&q;Und ihr Gedaͤchtnuͤß weit außbreitet.
Trauer-
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[176/0408] Leichen-Gedichte. Und meine Feder es nicht werth/ Heiſt mich auß Ehr-Furcht ſtille ſchweigen. Dich preiſ’ ich nur/ O Scherffenſtein/ Daß du kanſt in Geſellſchafft ſeyn Bey ſo viel Hoch-Erlauchten Seelen; Wie irꝛ’ ich? Oder kommt auch mir Der Hugo fuͤr Geſichte fuͤr Und will nicht ſeine Glut verhoͤlen? Ach ja! Er fraget rund und frey. Daß ſein Verlangen himmliſch ſey/ Und ſinget ſeine Liebes-Lieder; Du hoͤreſt ſie entzuͤcket an/ Und ſprichſt: Wo dirs gefallen kan/ So nimm ſie deutſch gedolmetſcht wieder. Es trit das ſeelge Volck hervor/ Es rufft? Laß uns ein gantzes Chor/ Du neuer Geiſt von Stimmen hoͤren. Vermiſche doch dein Orgelwerck Mit unſerm gruͤnen Pindus-Berg/ Wir ſingen ſelber dir zu Ehren. Du haſt Piaſtens-Fuͤrſten-Haus/ Das ſich wie Cedern breitet aus/ Und ſchoͤner als die Palmen gruͤnet/ Nun viertzig Jahr als treuer Knecht/ Jn deinem Handel ſchlecht und recht/ Nicht mit geringem Nuhm bedienet. Wie manches Lied/ wie mancher Thon/ Jſt doch/ du kluger Muſen-Sohn/ Aus deinem Mund und Kiel gefloſſen? Nun ſiehſt du/ wie der Schwanen Schaar/ Bekroͤhnt mit Lorbern deine Haar/ Und nennt dich ihren Mit-Genoſſen. Gluͤck zu! Du edler Scherffenſtein! Und laß dir nicht verdrießlich ſeyn/ Den Nachruff/ der dich itzt begleitet: „Diß iſt der Muſen Eigenthum/ &q;Daß man Gelehrter Leute Ruhm &q;Und ihr Gedaͤchtnuͤß weit außbreitet. Trauer-

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/408>, abgerufen am 24.07.2024.