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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Leichen-Gedichte.
Ach hochbeglückte Frau! Die alles Leidens Myrrhen/
Mit ihrem Heyland hat zugleich ins Grab gelegt.
Man ehrt der Todten Asch in göldenen Geschirren.
Der Liebsten/ Traurender/ ist in sein Hertz geprägt.
Bewillkommung/
Hn. W. S. v. S. von denen berühmtesten
Seel. Teutschen Dichtern in der Ewigkeit/
den 6. May 1674.
KAn dir/ O edler Scherffenstein/
Mein Thon noch was erfreulich seyn/
Der du schon sitzst bey jenen Dichtern/
Jm Schoß der grauen Ewigkeit/
Und tritst mit Füssen Zeit und Neid/
Bestrahlt mit tausend Sternen-Lichtern.
Wie? Oder ists Elyser-Feld?
Das eine Wohnung dir bestellt/
Wo nichts als Liebligkeiten spielen:
Wo stets der linde West-Wind schwebt/
Und wenn er seine Flügel hebt/
Den Ort pflegt rauschend' abzukühlen.
Wo Bäche voller Nectar gehn/
Wo Bäume keinmal Frucht-loß stehn/
Wo Flora sich zum Teppich machet.
Und bald der Lilgen Attlas weist/
Bald Tulipanen brennen heist/
Bald durch Viol' und Nelcken lachet.
Wo früh' ein rundter Perlen-Thau
Besilbert den Schmaragd der Au/
Und läst die Demant-Tropffen fallen:
Wo unterm Schatten laufft ein Brunn/
Verwahrt für Regen/ Lufft und Sonn'/
Und spracht mit rieselnden Chrystallen.
Da/ sag' ich/ wo die göldne Zeit/
Hat eine Tafel zubereit/
Da niemand sonst als Götter speisen/
Wo Schertz und Spiel die Liebe grüst/
Wo Fried und Einigkeit sich küst/
Und wechselweis' einander preisen.
Da
Leichen-Gedichte.
Ach hochbegluͤckte Frau! Die alles Leidens Myrrhen/
Mit ihrem Heyland hat zugleich ins Grab gelegt.
Man ehrt der Todten Aſch in goͤldenen Geſchirren.
Der Liebſten/ Traurender/ iſt in ſein Hertz gepraͤgt.
Bewillkommung/
Hn. W. S. v. S. von denen beruͤhmteſten
Seel. Teutſchen Dichtern in der Ewigkeit/
den 6. May 1674.
KAn dir/ O edler Scherffenſtein/
Mein Thon noch was erfreulich ſeyn/
Der du ſchon ſitzſt bey jenen Dichtern/
Jm Schoß der grauen Ewigkeit/
Und tritſt mit Fuͤſſen Zeit und Neid/
Beſtrahlt mit tauſend Sternen-Lichtern.
Wie? Oder iſts Elyſer-Feld?
Das eine Wohnung dir beſtellt/
Wo nichts als Liebligkeiten ſpielen:
Wo ſtets der linde Weſt-Wind ſchwebt/
Und wenn er ſeine Fluͤgel hebt/
Den Ort pflegt rauſchend’ abzukuͤhlen.
Wo Baͤche voller Nectar gehn/
Wo Baͤume keinmal Frucht-loß ſtehn/
Wo Flora ſich zum Teppich machet.
Und bald der Lilgen Attlas weiſt/
Bald Tulipanen brennen heiſt/
Bald durch Viol’ und Nelcken lachet.
Wo fruͤh’ ein rundter Perlen-Thau
Beſilbert den Schmaragd der Au/
Und laͤſt die Demant-Tropffen fallen:
Wo unterm Schatten laufft ein Brunn/
Verwahrt fuͤr Regen/ Lufft und Sonn’/
Und ſpracht mit rieſelnden Chryſtallen.
Da/ ſag’ ich/ wo die goͤldne Zeit/
Hat eine Tafel zubereit/
Da niemand ſonſt als Goͤtter ſpeiſen/
Wo Schertz und Spiel die Liebe gruͤſt/
Wo Fried und Einigkeit ſich kuͤſt/
Und wechſelweiſ’ einander preiſen.
Da
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[174/0406] Leichen-Gedichte. Ach hochbegluͤckte Frau! Die alles Leidens Myrrhen/ Mit ihrem Heyland hat zugleich ins Grab gelegt. Man ehrt der Todten Aſch in goͤldenen Geſchirren. Der Liebſten/ Traurender/ iſt in ſein Hertz gepraͤgt. Bewillkommung/ Hn. W. S. v. S. von denen beruͤhmteſten Seel. Teutſchen Dichtern in der Ewigkeit/ den 6. May 1674. KAn dir/ O edler Scherffenſtein/ Mein Thon noch was erfreulich ſeyn/ Der du ſchon ſitzſt bey jenen Dichtern/ Jm Schoß der grauen Ewigkeit/ Und tritſt mit Fuͤſſen Zeit und Neid/ Beſtrahlt mit tauſend Sternen-Lichtern. Wie? Oder iſts Elyſer-Feld? Das eine Wohnung dir beſtellt/ Wo nichts als Liebligkeiten ſpielen: Wo ſtets der linde Weſt-Wind ſchwebt/ Und wenn er ſeine Fluͤgel hebt/ Den Ort pflegt rauſchend’ abzukuͤhlen. Wo Baͤche voller Nectar gehn/ Wo Baͤume keinmal Frucht-loß ſtehn/ Wo Flora ſich zum Teppich machet. Und bald der Lilgen Attlas weiſt/ Bald Tulipanen brennen heiſt/ Bald durch Viol’ und Nelcken lachet. Wo fruͤh’ ein rundter Perlen-Thau Beſilbert den Schmaragd der Au/ Und laͤſt die Demant-Tropffen fallen: Wo unterm Schatten laufft ein Brunn/ Verwahrt fuͤr Regen/ Lufft und Sonn’/ Und ſpracht mit rieſelnden Chryſtallen. Da/ ſag’ ich/ wo die goͤldne Zeit/ Hat eine Tafel zubereit/ Da niemand ſonſt als Goͤtter ſpeiſen/ Wo Schertz und Spiel die Liebe gruͤſt/ Wo Fried und Einigkeit ſich kuͤſt/ Und wechſelweiſ’ einander preiſen. Da

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/406>, abgerufen am 24.07.2024.