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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Leichen-Gedichte.
Denn wenn erreifferwegt der seltnen Tugend Arten/
So schläfft der Balsam noch des Traurens Unmuth ein.
Letzter Jahres-Schlus/
Hn. G. H. den 29. Septembr. 1673.
SO hat dich/ Seeliger/ der Höchste nun quittiret/
Dein Räitungs-Schluß ist recht/ du wirst mit Ruhm
bestehn.

Wer seiner Jahre Lauff so/ als wie du/ geführet/
Der kan mit Fried und Ruh' zu seinen Vätern gehn.
Du übergiebest nun die Anzahl deiner Tage/
Dem/ so von Anbegin derselben Maß bestimmt/
Legst ab dein Cammer-Ampt sampt aller Kranckheit Plage/
Weil dich des Höchsten Ruff zu seinen Renten nimmt.
Du bist ein treuer Knecht hier jederzeit gewesen/
GOtt und der Obrigkeit geleistet Schuld und Pflicht:
Nun hörst du auß dem Buch deß Lebens dich verlesen/
Und was vor hohen Lohn dein Heyland dir verspricht.
Du dachtest zwar noch wol den Jahr-Schluß zu vollenden/
Allein der blasse Tod lescht dir die Ziffern auß/
Nimmt das gehaltne Buch von den verwelckten Händen/
Und führt dich sanfft und still ins finstre Sterbe-Haus.
Nun ist dein Wunsch erfüllt/ was du so offt gebeten/
Was du so hoch verlangt/ das wird dir jetzt zutheil/
Daß du auß diesem Joch deß Lebens möchtest treten/
Und in dem Himmel sehn der Auserwehlten Heil.
Erwegst du hier die Weit/ was hast du eingenommen?
Nichts als von Kindheit an viel Creutzer bittrer Noth:
Und als die Jugend war zu ihrem Wachsthum kommen/
So sahst du dich umbringt mit Rauben/ Pest und Tod.
Der nächsten Jahre Lauff ist nur mit Schreckenbergern/
Nicht feiner Müntze Gold gewesen überlegt/
Es hätte sich dein Hertz offt drüber müssen ärgern/
Wenn nicht auch wiederumb der Höchste dein gepflegt.
Das Glücke schien dir drauff mit seinen Gnaden-Blicken/
Als dir vom Fürstenthum die Cassa ward vertraut/
Da aber wolt' es dich noch freundlicher erquicken/
Als es den Lebens-Sitz in Breßlau dir gebaut:
Denn
Leichen-Gedichte.
Denn wenn erreifferwegt der ſeltnen Tugend Arten/
So ſchlaͤfft der Balſam noch des Traurens Unmuth ein.
Letzter Jahres-Schlus/
Hn. G. H. den 29. Septembr. 1673.
SO hat dich/ Seeliger/ der Hoͤchſte nun quittiret/
Dein Raͤitungs-Schluß iſt recht/ du wirſt mit Ruhm
beſtehn.

Wer ſeiner Jahre Lauff ſo/ als wie du/ gefuͤhret/
Der kan mit Fried und Ruh’ zu ſeinen Vaͤtern gehn.
Du uͤbergiebeſt nun die Anzahl deiner Tage/
Dem/ ſo von Anbegin derſelben Maß beſtimmt/
Legſt ab dein Cammer-Ampt ſampt aller Kranckheit Plage/
Weil dich des Hoͤchſten Ruff zu ſeinen Renten nimmt.
Du biſt ein treuer Knecht hier jederzeit geweſen/
GOtt und der Obrigkeit geleiſtet Schuld und Pflicht:
Nun hoͤrſt du auß dem Buch deß Lebens dich verleſen/
Und was vor hohen Lohn dein Heyland dir verſpricht.
Du dachteſt zwar noch wol den Jahr-Schluß zu vollenden/
Allein der blaſſe Tod leſcht dir die Ziffern auß/
Nimmt das gehaltne Buch von den verwelckten Haͤnden/
Und fuͤhrt dich ſanfft und ſtill ins finſtre Sterbe-Haus.
Nun iſt dein Wunſch erfuͤllt/ was du ſo offt gebeten/
Was du ſo hoch verlangt/ das wird dir jetzt zutheil/
Daß du auß dieſem Joch deß Lebens moͤchteſt treten/
Und in dem Himmel ſehn der Auserwehlten Heil.
Erwegſt du hier die Weit/ was haſt du eingenommen?
Nichts als von Kindheit an viel Creutzer bittrer Noth:
Und als die Jugend war zu ihrem Wachsthum kommen/
So ſahſt du dich umbringt mit Rauben/ Peſt und Tod.
Der naͤchſten Jahre Lauff iſt nur mit Schreckenbergern/
Nicht feiner Muͤntze Gold geweſen uͤberlegt/
Es haͤtte ſich dein Hertz offt druͤber muͤſſen aͤrgern/
Wenn nicht auch wiederumb der Hoͤchſte dein gepflegt.
Das Gluͤcke ſchien dir drauff mit ſeinen Gnaden-Blicken/
Als dir vom Fuͤrſtenthum die Caſſa ward vertraut/
Da aber wolt’ es dich noch freundlicher erquicken/
Als es den Lebens-Sitz in Breßlau dir gebaut:
Denn
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[154/0386] Leichen-Gedichte. Denn wenn erreifferwegt der ſeltnen Tugend Arten/ So ſchlaͤfft der Balſam noch des Traurens Unmuth ein. Letzter Jahres-Schlus/ Hn. G. H. den 29. Septembr. 1673. SO hat dich/ Seeliger/ der Hoͤchſte nun quittiret/ Dein Raͤitungs-Schluß iſt recht/ du wirſt mit Ruhm beſtehn. Wer ſeiner Jahre Lauff ſo/ als wie du/ gefuͤhret/ Der kan mit Fried und Ruh’ zu ſeinen Vaͤtern gehn. Du uͤbergiebeſt nun die Anzahl deiner Tage/ Dem/ ſo von Anbegin derſelben Maß beſtimmt/ Legſt ab dein Cammer-Ampt ſampt aller Kranckheit Plage/ Weil dich des Hoͤchſten Ruff zu ſeinen Renten nimmt. Du biſt ein treuer Knecht hier jederzeit geweſen/ GOtt und der Obrigkeit geleiſtet Schuld und Pflicht: Nun hoͤrſt du auß dem Buch deß Lebens dich verleſen/ Und was vor hohen Lohn dein Heyland dir verſpricht. Du dachteſt zwar noch wol den Jahr-Schluß zu vollenden/ Allein der blaſſe Tod leſcht dir die Ziffern auß/ Nimmt das gehaltne Buch von den verwelckten Haͤnden/ Und fuͤhrt dich ſanfft und ſtill ins finſtre Sterbe-Haus. Nun iſt dein Wunſch erfuͤllt/ was du ſo offt gebeten/ Was du ſo hoch verlangt/ das wird dir jetzt zutheil/ Daß du auß dieſem Joch deß Lebens moͤchteſt treten/ Und in dem Himmel ſehn der Auserwehlten Heil. Erwegſt du hier die Weit/ was haſt du eingenommen? Nichts als von Kindheit an viel Creutzer bittrer Noth: Und als die Jugend war zu ihrem Wachsthum kommen/ So ſahſt du dich umbringt mit Rauben/ Peſt und Tod. Der naͤchſten Jahre Lauff iſt nur mit Schreckenbergern/ Nicht feiner Muͤntze Gold geweſen uͤberlegt/ Es haͤtte ſich dein Hertz offt druͤber muͤſſen aͤrgern/ Wenn nicht auch wiederumb der Hoͤchſte dein gepflegt. Das Gluͤcke ſchien dir drauff mit ſeinen Gnaden-Blicken/ Als dir vom Fuͤrſtenthum die Caſſa ward vertraut/ Da aber wolt’ es dich noch freundlicher erquicken/ Als es den Lebens-Sitz in Breßlau dir gebaut: Denn

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/386>, abgerufen am 22.11.2024.