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Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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und Liebe sucht oder so etwas, lachte der Voigt, aber es hört sich artig an, besonders wenn zwei Stimmen singen. Ich denke, Jungfrau Mary wird sich erbitten lassen; sie hat das Lied gelernt, ich habe es selbst von ihr gehört.

Und so geschah es denn. Mary folgte der Weisung ihres Vaters, sie sang mit Olaf das Lied, von dem Keiner ein Wort verstand, dessen Melodie aber so klagend und melodisch war, daß es wiederholt werden mußte, weil alle Zuhörer es begehrten. -- Stureson fand eine besondere Begabung darin, auch war Olaf ein besserer Klavierspieler, als er gedacht hatte. Es regte sich bei ihm ein Antheil an dem jungen Mann, aber auch eine andere Regung überkam ihn, als er die glänzenden, langen Blicke bemerkte, mit denen der arme Schulmeister einige Male beim Singen und Spielen seine Nachbarin betrachtete.

Im nächsten Augenblicke lachte Stureson über einen Verdacht, der ihm selbst höchst abgeschmackt und albern vorkam, und als Olaf aufstand, nachdem er verschiedene Proben seiner Fertigkeit gegeben hatte, und nun demüthig schweigsam den lobenden Dank in Empfang nahm, blieb der Landrichter nicht zurück, ihm von seinem Platze aus einige ermunternde Worte zuzurufen.

Wenn ich mein Haus am Malanger Fjord ein gerichtet habe, sagte er ihm, so hoffe ich dich manchmal dort zu sehen. Du sollst uns aufspielen bei freudigen

und Liebe sucht oder so etwas, lachte der Voigt, aber es hört sich artig an, besonders wenn zwei Stimmen singen. Ich denke, Jungfrau Mary wird sich erbitten lassen; sie hat das Lied gelernt, ich habe es selbst von ihr gehört.

Und so geschah es denn. Mary folgte der Weisung ihres Vaters, sie sang mit Olaf das Lied, von dem Keiner ein Wort verstand, dessen Melodie aber so klagend und melodisch war, daß es wiederholt werden mußte, weil alle Zuhörer es begehrten. — Stureson fand eine besondere Begabung darin, auch war Olaf ein besserer Klavierspieler, als er gedacht hatte. Es regte sich bei ihm ein Antheil an dem jungen Mann, aber auch eine andere Regung überkam ihn, als er die glänzenden, langen Blicke bemerkte, mit denen der arme Schulmeister einige Male beim Singen und Spielen seine Nachbarin betrachtete.

Im nächsten Augenblicke lachte Stureson über einen Verdacht, der ihm selbst höchst abgeschmackt und albern vorkam, und als Olaf aufstand, nachdem er verschiedene Proben seiner Fertigkeit gegeben hatte, und nun demüthig schweigsam den lobenden Dank in Empfang nahm, blieb der Landrichter nicht zurück, ihm von seinem Platze aus einige ermunternde Worte zuzurufen.

Wenn ich mein Haus am Malanger Fjord ein gerichtet habe, sagte er ihm, so hoffe ich dich manchmal dort zu sehen. Du sollst uns aufspielen bei freudigen

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[0073] und Liebe sucht oder so etwas, lachte der Voigt, aber es hört sich artig an, besonders wenn zwei Stimmen singen. Ich denke, Jungfrau Mary wird sich erbitten lassen; sie hat das Lied gelernt, ich habe es selbst von ihr gehört. Und so geschah es denn. Mary folgte der Weisung ihres Vaters, sie sang mit Olaf das Lied, von dem Keiner ein Wort verstand, dessen Melodie aber so klagend und melodisch war, daß es wiederholt werden mußte, weil alle Zuhörer es begehrten. — Stureson fand eine besondere Begabung darin, auch war Olaf ein besserer Klavierspieler, als er gedacht hatte. Es regte sich bei ihm ein Antheil an dem jungen Mann, aber auch eine andere Regung überkam ihn, als er die glänzenden, langen Blicke bemerkte, mit denen der arme Schulmeister einige Male beim Singen und Spielen seine Nachbarin betrachtete. Im nächsten Augenblicke lachte Stureson über einen Verdacht, der ihm selbst höchst abgeschmackt und albern vorkam, und als Olaf aufstand, nachdem er verschiedene Proben seiner Fertigkeit gegeben hatte, und nun demüthig schweigsam den lobenden Dank in Empfang nahm, blieb der Landrichter nicht zurück, ihm von seinem Platze aus einige ermunternde Worte zuzurufen. Wenn ich mein Haus am Malanger Fjord ein gerichtet habe, sagte er ihm, so hoffe ich dich manchmal dort zu sehen. Du sollst uns aufspielen bei freudigen

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:04:01Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:04:01Z)

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Zitationshilfe: Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muegge_fjord_1910/73>, abgerufen am 17.07.2024.