Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Hvaland, in der besten Laune, nöthigte seine Gäste wieder herein, ließ Kaffee für den Schulmeister bringen und hielt ihm sogar das Kästchen mit den Cigarren hin, indem er ihm selbst Feuer dazu machte. Dann wurde das Gestell von Ebenholz mit den schön geschliffenen Flaschen wieder auf den Tisch gesetzt; der Voigt kam aus Dernen in seinem Boote, der Pfarrer fand sich aus Talvige ein, und nach einer Stunde war die Gesellschaft ungemein froh und heiter und ließ mit gefüllten Gläsern bald den Landrichter, bald den gastlichen Hausherrn, bald Jungfrau Mary hochleben. Als es später wurde, mußte Mary ein Lied singen, weil ihr Vater es so haben wollte, dann kam Olaf an die Reihe. Singe Alles, was du willst, du närrischer Bursche, rief der angetrunkene Voigt, aber vor allen Dingen laß uns einmal den Sing-Sang hören, den du selbst gemacht hast, und den der alte Holmböe, Gott hab' ihn selig, für sein Leibstückchen hielt. -- Es ist ein lappisches Liedchen, sagte er zu Stureson. Was die Lappen sonst singen, wenn sie vor ihren Gammen sitzen und ärger quiken und grunzen, wie Schweine, ist zum Tollwerden, aber Olaf hat mit seinen Liedern und Melodiken bewiesen, daß sogar diese verwünschte Sprache weich und harmonisch werden kann. Wovon handelt das Lied? fragte Stureson. Es sind Klagen eines Verlassenen, der Heimath Hvaland, in der besten Laune, nöthigte seine Gäste wieder herein, ließ Kaffee für den Schulmeister bringen und hielt ihm sogar das Kästchen mit den Cigarren hin, indem er ihm selbst Feuer dazu machte. Dann wurde das Gestell von Ebenholz mit den schön geschliffenen Flaschen wieder auf den Tisch gesetzt; der Voigt kam aus Dernen in seinem Boote, der Pfarrer fand sich aus Talvige ein, und nach einer Stunde war die Gesellschaft ungemein froh und heiter und ließ mit gefüllten Gläsern bald den Landrichter, bald den gastlichen Hausherrn, bald Jungfrau Mary hochleben. Als es später wurde, mußte Mary ein Lied singen, weil ihr Vater es so haben wollte, dann kam Olaf an die Reihe. Singe Alles, was du willst, du närrischer Bursche, rief der angetrunkene Voigt, aber vor allen Dingen laß uns einmal den Sing-Sang hören, den du selbst gemacht hast, und den der alte Holmböe, Gott hab' ihn selig, für sein Leibstückchen hielt. — Es ist ein lappisches Liedchen, sagte er zu Stureson. Was die Lappen sonst singen, wenn sie vor ihren Gammen sitzen und ärger quiken und grunzen, wie Schweine, ist zum Tollwerden, aber Olaf hat mit seinen Liedern und Melodiken bewiesen, daß sogar diese verwünschte Sprache weich und harmonisch werden kann. Wovon handelt das Lied? fragte Stureson. Es sind Klagen eines Verlassenen, der Heimath <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="3"> <p><pb facs="#f0072"/> Hvaland, in der besten Laune, nöthigte seine Gäste wieder herein, ließ Kaffee für den Schulmeister bringen und hielt ihm sogar das Kästchen mit den Cigarren hin, indem er ihm selbst Feuer dazu machte. </p><lb/> <p> Dann wurde das Gestell von Ebenholz mit den schön geschliffenen Flaschen wieder auf den Tisch gesetzt; der Voigt kam aus Dernen in seinem Boote, der Pfarrer fand sich aus Talvige ein, und nach einer Stunde war die Gesellschaft ungemein froh und heiter und ließ mit gefüllten Gläsern bald den Landrichter, bald den gastlichen Hausherrn, bald Jungfrau Mary hochleben. </p><lb/> <p> Als es später wurde, mußte Mary ein Lied singen, weil ihr Vater es so haben wollte, dann kam Olaf an die Reihe. </p><lb/> <p> Singe Alles, was du willst, du närrischer Bursche, rief der angetrunkene Voigt, aber vor allen Dingen laß uns einmal den Sing-Sang hören, den du selbst gemacht hast, und den der alte Holmböe, Gott hab' ihn selig, für sein Leibstückchen hielt. — Es ist ein lappisches Liedchen, sagte er zu Stureson. Was die Lappen sonst singen, wenn sie vor ihren Gammen sitzen und ärger quiken und grunzen, wie Schweine, ist zum Tollwerden, aber Olaf hat mit seinen Liedern und Melodiken bewiesen, daß sogar diese verwünschte Sprache weich und harmonisch werden kann. </p><lb/> <p> Wovon handelt das Lied? fragte Stureson. </p><lb/> <p> Es sind Klagen eines Verlassenen, der Heimath<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0072]
Hvaland, in der besten Laune, nöthigte seine Gäste wieder herein, ließ Kaffee für den Schulmeister bringen und hielt ihm sogar das Kästchen mit den Cigarren hin, indem er ihm selbst Feuer dazu machte.
Dann wurde das Gestell von Ebenholz mit den schön geschliffenen Flaschen wieder auf den Tisch gesetzt; der Voigt kam aus Dernen in seinem Boote, der Pfarrer fand sich aus Talvige ein, und nach einer Stunde war die Gesellschaft ungemein froh und heiter und ließ mit gefüllten Gläsern bald den Landrichter, bald den gastlichen Hausherrn, bald Jungfrau Mary hochleben.
Als es später wurde, mußte Mary ein Lied singen, weil ihr Vater es so haben wollte, dann kam Olaf an die Reihe.
Singe Alles, was du willst, du närrischer Bursche, rief der angetrunkene Voigt, aber vor allen Dingen laß uns einmal den Sing-Sang hören, den du selbst gemacht hast, und den der alte Holmböe, Gott hab' ihn selig, für sein Leibstückchen hielt. — Es ist ein lappisches Liedchen, sagte er zu Stureson. Was die Lappen sonst singen, wenn sie vor ihren Gammen sitzen und ärger quiken und grunzen, wie Schweine, ist zum Tollwerden, aber Olaf hat mit seinen Liedern und Melodiken bewiesen, daß sogar diese verwünschte Sprache weich und harmonisch werden kann.
Wovon handelt das Lied? fragte Stureson.
Es sind Klagen eines Verlassenen, der Heimath
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