Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.am Malanger Fjord wohnen, wo es dir immer so gut gefallen hat. Nein, Vater, nein! rief Mary zitternd, als er sie fest hielt und Stureson zuführte. Mit heftiger Anstrengung wand sie ihre Hand los. Nicht? schrie Christie, nicht? Mädchen! Hör auf mit deinem Gezier; als ob ich's nicht wüßte, wie es unter dem Tuche da aussähe. Du weißt nichts -- nichts, Vater! sagte sie, ihr Gesicht senkend. Potz Speer und Kreuz! lachte Hvaland, ich weiß nichts, meinst du? Weiß aber mehr als zu viel. -- Hätte mit dir einen Gang gemacht, Mädchen, der dir wenig gefallen thäte, wenn es ein Anderer gewesen wäre, als Lars Stureson, als du mit ihm am Morgen heim kamst. Sollst es wissen, Mary, daß ich damals am Fenster stand. War aufgewacht, als ob es Einer mir ins Ohr gesagt: sieh hin, Christie, wie's deine Tochter treibt. Ei, närrisches Kind! fuhr er fort, als Mary schamvoll ihre Hände aufhob, habe ja nichts dagegen und ist auch keine übermäßige Sünde dabei, mit dem Manne, den man ins Herz geschlossen, eine Sommernachtstunde einsam zu verplaudern. Aber was in der Finsterniß geschehen ist, soll nicht länger geläugnet werden beim Sonnenschein. -- Gottes Segen auf dein Haupt, meine Mary. Deines alten Vaters am Malanger Fjord wohnen, wo es dir immer so gut gefallen hat. Nein, Vater, nein! rief Mary zitternd, als er sie fest hielt und Stureson zuführte. Mit heftiger Anstrengung wand sie ihre Hand los. Nicht? schrie Christie, nicht? Mädchen! Hör auf mit deinem Gezier; als ob ich's nicht wüßte, wie es unter dem Tuche da aussähe. Du weißt nichts — nichts, Vater! sagte sie, ihr Gesicht senkend. Potz Speer und Kreuz! lachte Hvaland, ich weiß nichts, meinst du? Weiß aber mehr als zu viel. — Hätte mit dir einen Gang gemacht, Mädchen, der dir wenig gefallen thäte, wenn es ein Anderer gewesen wäre, als Lars Stureson, als du mit ihm am Morgen heim kamst. Sollst es wissen, Mary, daß ich damals am Fenster stand. War aufgewacht, als ob es Einer mir ins Ohr gesagt: sieh hin, Christie, wie's deine Tochter treibt. Ei, närrisches Kind! fuhr er fort, als Mary schamvoll ihre Hände aufhob, habe ja nichts dagegen und ist auch keine übermäßige Sünde dabei, mit dem Manne, den man ins Herz geschlossen, eine Sommernachtstunde einsam zu verplaudern. Aber was in der Finsterniß geschehen ist, soll nicht länger geläugnet werden beim Sonnenschein. — Gottes Segen auf dein Haupt, meine Mary. Deines alten Vaters <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="4"> <p><pb facs="#f0105"/> am Malanger Fjord wohnen, wo es dir immer so gut gefallen hat. </p><lb/> <p> Nein, Vater, nein! rief Mary zitternd, als er sie fest hielt und Stureson zuführte. Mit heftiger Anstrengung wand sie ihre Hand los. </p><lb/> <p> Nicht? schrie Christie, nicht? Mädchen! Hör auf mit deinem Gezier; als ob ich's nicht wüßte, wie es unter dem Tuche da aussähe. </p><lb/> <p> Du weißt nichts — nichts, Vater! sagte sie, ihr Gesicht senkend. </p><lb/> <p> Potz Speer und Kreuz! lachte Hvaland, ich weiß nichts, meinst du? Weiß aber mehr als zu viel. — Hätte mit dir einen Gang gemacht, Mädchen, der dir wenig gefallen thäte, wenn es ein Anderer gewesen wäre, als Lars Stureson, als du mit ihm am Morgen heim kamst. Sollst es wissen, Mary, daß ich damals am Fenster stand. War aufgewacht, als ob es Einer mir ins Ohr gesagt: sieh hin, Christie, wie's deine Tochter treibt. </p><lb/> <p> Ei, närrisches Kind! fuhr er fort, als Mary schamvoll ihre Hände aufhob, habe ja nichts dagegen und ist auch keine übermäßige Sünde dabei, mit dem Manne, den man ins Herz geschlossen, eine Sommernachtstunde einsam zu verplaudern. Aber was in der Finsterniß geschehen ist, soll nicht länger geläugnet werden beim Sonnenschein. — Gottes Segen auf dein Haupt, meine Mary. Deines alten Vaters<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0105]
am Malanger Fjord wohnen, wo es dir immer so gut gefallen hat.
Nein, Vater, nein! rief Mary zitternd, als er sie fest hielt und Stureson zuführte. Mit heftiger Anstrengung wand sie ihre Hand los.
Nicht? schrie Christie, nicht? Mädchen! Hör auf mit deinem Gezier; als ob ich's nicht wüßte, wie es unter dem Tuche da aussähe.
Du weißt nichts — nichts, Vater! sagte sie, ihr Gesicht senkend.
Potz Speer und Kreuz! lachte Hvaland, ich weiß nichts, meinst du? Weiß aber mehr als zu viel. — Hätte mit dir einen Gang gemacht, Mädchen, der dir wenig gefallen thäte, wenn es ein Anderer gewesen wäre, als Lars Stureson, als du mit ihm am Morgen heim kamst. Sollst es wissen, Mary, daß ich damals am Fenster stand. War aufgewacht, als ob es Einer mir ins Ohr gesagt: sieh hin, Christie, wie's deine Tochter treibt.
Ei, närrisches Kind! fuhr er fort, als Mary schamvoll ihre Hände aufhob, habe ja nichts dagegen und ist auch keine übermäßige Sünde dabei, mit dem Manne, den man ins Herz geschlossen, eine Sommernachtstunde einsam zu verplaudern. Aber was in der Finsterniß geschehen ist, soll nicht länger geläugnet werden beim Sonnenschein. — Gottes Segen auf dein Haupt, meine Mary. Deines alten Vaters
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/muegge_fjord_1910 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/muegge_fjord_1910/105 |
Zitationshilfe: | Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muegge_fjord_1910/105>, abgerufen am 23.06.2024. |