Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Den ganzen Tag über war Stureson unermüdet in seinen Aufmerksamkeiten, und Mary mußte es ihm hoch anrechnen, daß er mit keiner Silbe sie an jene nächtliche Scene erinnerte, die ihre Seele mit Grauen und Scham füllte. Sie selbst wagte es nicht, Olaf's Namen auszusprechen. Er hatte sie verlassen, sie wußte am besten, warum. Er hatte ihr ja selbst gesagt, daß er hoffnungslos und verzweifelnd fliehen müsse, ohne Stocklleth's Vorschläge anzunehmen; aber schmerzhaft krampften sich ihre Nerven zusammen, wenn Stureson ihre Hand nahm, und ihre Augen wandten sich scheu ab, wenn seine feurigen Blicke auf ihr ruhten. Immer fiel ihr ein, was Olaf von diesem Wolfe gesagt hatte, der zum Lamme geworden war. Ein ohnmächtiges Gefühl überkam sie, wenn sie seine Stimme hörte und ihr Vater sein pfiffiges Gesicht machte. Am nächsten Morgen kam es zur vollen Erklärung zwischen Stureson und Hvaland. Der Landrichter hielt um Mary an, der Kaufmann sagte sie ihm mit Freudigkeit zu. -- Sollt sie haben, rief er, hat die gesegnete Stunde mir lange schon vorgeschwebt, und vom ersten Tage an, wo ich Euch sah, Stureson, kam der Gedanke in meinen Kopf, Ihr müßtet mein Schwiegersohn werden. Komm her, Mary, komm her, mein Kind, fuhr er dann fort, als seine Tochter hereintrat, ich weiß jetzt das rechte Mittel, dich gesund zu machen. Sollst Lars Stureson's Frau werden und in Holmböe's Hause Den ganzen Tag über war Stureson unermüdet in seinen Aufmerksamkeiten, und Mary mußte es ihm hoch anrechnen, daß er mit keiner Silbe sie an jene nächtliche Scene erinnerte, die ihre Seele mit Grauen und Scham füllte. Sie selbst wagte es nicht, Olaf's Namen auszusprechen. Er hatte sie verlassen, sie wußte am besten, warum. Er hatte ihr ja selbst gesagt, daß er hoffnungslos und verzweifelnd fliehen müsse, ohne Stocklleth's Vorschläge anzunehmen; aber schmerzhaft krampften sich ihre Nerven zusammen, wenn Stureson ihre Hand nahm, und ihre Augen wandten sich scheu ab, wenn seine feurigen Blicke auf ihr ruhten. Immer fiel ihr ein, was Olaf von diesem Wolfe gesagt hatte, der zum Lamme geworden war. Ein ohnmächtiges Gefühl überkam sie, wenn sie seine Stimme hörte und ihr Vater sein pfiffiges Gesicht machte. Am nächsten Morgen kam es zur vollen Erklärung zwischen Stureson und Hvaland. Der Landrichter hielt um Mary an, der Kaufmann sagte sie ihm mit Freudigkeit zu. — Sollt sie haben, rief er, hat die gesegnete Stunde mir lange schon vorgeschwebt, und vom ersten Tage an, wo ich Euch sah, Stureson, kam der Gedanke in meinen Kopf, Ihr müßtet mein Schwiegersohn werden. Komm her, Mary, komm her, mein Kind, fuhr er dann fort, als seine Tochter hereintrat, ich weiß jetzt das rechte Mittel, dich gesund zu machen. Sollst Lars Stureson's Frau werden und in Holmböe's Hause <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="4"> <pb facs="#f0104"/> <p> Den ganzen Tag über war Stureson unermüdet in seinen Aufmerksamkeiten, und Mary mußte es ihm hoch anrechnen, daß er mit keiner Silbe sie an jene nächtliche Scene erinnerte, die ihre Seele mit Grauen und Scham füllte. Sie selbst wagte es nicht, Olaf's Namen auszusprechen. Er hatte sie verlassen, sie wußte am besten, warum. Er hatte ihr ja selbst gesagt, daß er hoffnungslos und verzweifelnd fliehen müsse, ohne Stocklleth's Vorschläge anzunehmen; aber schmerzhaft krampften sich ihre Nerven zusammen, wenn Stureson ihre Hand nahm, und ihre Augen wandten sich scheu ab, wenn seine feurigen Blicke auf ihr ruhten. Immer fiel ihr ein, was Olaf von diesem Wolfe gesagt hatte, der zum Lamme geworden war. Ein ohnmächtiges Gefühl überkam sie, wenn sie seine Stimme hörte und ihr Vater sein pfiffiges Gesicht machte. </p><lb/> <p> Am nächsten Morgen kam es zur vollen Erklärung zwischen Stureson und Hvaland. Der Landrichter hielt um Mary an, der Kaufmann sagte sie ihm mit Freudigkeit zu. — Sollt sie haben, rief er, hat die gesegnete Stunde mir lange schon vorgeschwebt, und vom ersten Tage an, wo ich Euch sah, Stureson, kam der Gedanke in meinen Kopf, Ihr müßtet mein Schwiegersohn werden. </p><lb/> <p> Komm her, Mary, komm her, mein Kind, fuhr er dann fort, als seine Tochter hereintrat, ich weiß jetzt das rechte Mittel, dich gesund zu machen. Sollst Lars Stureson's Frau werden und in Holmböe's Hause<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0104]
Den ganzen Tag über war Stureson unermüdet in seinen Aufmerksamkeiten, und Mary mußte es ihm hoch anrechnen, daß er mit keiner Silbe sie an jene nächtliche Scene erinnerte, die ihre Seele mit Grauen und Scham füllte. Sie selbst wagte es nicht, Olaf's Namen auszusprechen. Er hatte sie verlassen, sie wußte am besten, warum. Er hatte ihr ja selbst gesagt, daß er hoffnungslos und verzweifelnd fliehen müsse, ohne Stocklleth's Vorschläge anzunehmen; aber schmerzhaft krampften sich ihre Nerven zusammen, wenn Stureson ihre Hand nahm, und ihre Augen wandten sich scheu ab, wenn seine feurigen Blicke auf ihr ruhten. Immer fiel ihr ein, was Olaf von diesem Wolfe gesagt hatte, der zum Lamme geworden war. Ein ohnmächtiges Gefühl überkam sie, wenn sie seine Stimme hörte und ihr Vater sein pfiffiges Gesicht machte.
Am nächsten Morgen kam es zur vollen Erklärung zwischen Stureson und Hvaland. Der Landrichter hielt um Mary an, der Kaufmann sagte sie ihm mit Freudigkeit zu. — Sollt sie haben, rief er, hat die gesegnete Stunde mir lange schon vorgeschwebt, und vom ersten Tage an, wo ich Euch sah, Stureson, kam der Gedanke in meinen Kopf, Ihr müßtet mein Schwiegersohn werden.
Komm her, Mary, komm her, mein Kind, fuhr er dann fort, als seine Tochter hereintrat, ich weiß jetzt das rechte Mittel, dich gesund zu machen. Sollst Lars Stureson's Frau werden und in Holmböe's Hause
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Zitationshilfe: | Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muegge_fjord_1910/104>, abgerufen am 24.06.2024. |