Mozart, Leopold: Versuch einer gründlichen Violinschule. Augsburg, 1756.Des ersten Hauptstücks, dritter Abschnitt. §. 25. Wenn es in der Musik recht Cromatisch (m) zugehet, so kömmt auch [Abbildung]
Hier ist das doppelte () im fis, welches, nachdem die vielen Subsemito-nien, folglich die vielen gebrochenen Claviere zur Bequemlichkeit der Cembali- sten aufgehoben und die Temperatur erfunden worden, itzt das natürliche (G) ist. Man nimmt aber nicht den dritten Finger, sondern man rücket ordentlich den zweyten vor (n). Eben dieß geschieht bey der doppelten Erniedrigung ei- ner Note, welche durch kein besonderes Zeichen, sondern nur durch zwey ( ) angezeiget wird. Denn man nimmt auch keinen andern Finger, als den, wel- cher ohnehin auf dieselbe Note fällt. §. 26. An dem Ende fast ieder musikalischen Zeile sieht man dieses Zeichen (@), §. 27. Ueber alle hier schon beygebrachte musikalische Zeichen, giebt es noch viele die (m) Nachdem die verschiedenen Tongeschlechte der Alten abgeänderet worden, so hat man nur zwo Gattungen erwählet: Das natürliche nämlich, Genus Diatonicum so in seinem Gebiethe weder noch leidet; und das mit () und () vermischte oder Genus Cromaticum. (n) Wenn man itzt, da die gebrochnen Claviere auf der Orgel aufgehoben sind,
alle Quinten rein stimmet; so giebt es bey der Fortschreitung durch die übrigen Töne eine unerträgliche Dissonanze. Man muß demnach temperi- ren, das ist: man muß einer Consonanze etwas nehmen, der andern aber et- was beylegen; man muß sie so eintheilen und die Töne so gegeneinander schwe- ben lassen, daß sie alle dem Gehör erträglich werden. Und dieß heißt man die Temperatur. Es wäre zu weitläuftig alle die mathematischen Bemü- hungen vieler gelehrten Männer hier anzuführen. Man lese den Sauveur, den Bümler, Henfling, Werkmeister und Neidhardt. Des erſten Hauptſtuͤcks, dritter Abſchnitt. §. 25. Wenn es in der Muſik recht Cromatiſch (m) zugehet, ſo koͤmmt auch [Abbildung]
Hier iſt das doppelte (𝇏) im fis, welches, nachdem die vielen Subſemito-nien, folglich die vielen gebrochenen Claviere zur Bequemlichkeit der Cembali- ſten aufgehoben und die Temperatur erfunden worden, itzt das natuͤrliche (G) iſt. Man nimmt aber nicht den dritten Finger, ſondern man ruͤcket ordentlich den zweyten vor (n). Eben dieß geſchieht bey der doppelten Erniedrigung ei- ner Note, welche durch kein beſonderes Zeichen, ſondern nur durch zwey (♭ ♭) angezeiget wird. Denn man nimmt auch keinen andern Finger, als den, wel- cher ohnehin auf dieſelbe Note faͤllt. §. 26. An dem Ende faſt ieder muſikaliſchen Zeile ſieht man dieſes Zeichen (), §. 27. Ueber alle hier ſchon beygebrachte muſikaliſche Zeichen, giebt es noch viele die (m) Nachdem die verſchiedenen Tongeſchlechte der Alten abgeaͤnderet worden, ſo hat man nur zwo Gattungen erwaͤhlet: Das natuͤrliche naͤmlich, Genus Diatonicum ſo in ſeinem Gebiethe weder 𝇏 noch ♭ leidet; und das mit (𝇏) und (♭) vermiſchte oder Genus Cromaticum. (n) Wenn man itzt, da die gebrochnen Claviere auf der Orgel aufgehoben ſind,
alle Quinten rein ſtimmet; ſo giebt es bey der Fortſchreitung durch die uͤbrigen Toͤne eine unertraͤgliche Diſſonanze. Man muß demnach temperi- ren, das iſt: man muß einer Conſonanze etwas nehmen, der andern aber et- was beylegen; man muß ſie ſo eintheilen und die Toͤne ſo gegeneinander ſchwe- ben laſſen, daß ſie alle dem Gehoͤr ertraͤglich werden. Und dieß heißt man die Temperatur. Es waͤre zu weitlaͤuftig alle die mathematiſchen Bemuͤ- hungen vieler gelehrten Maͤnner hier anzufuͤhren. Man leſe den Sauveur, den Buͤmler, Henfling, Werkmeiſter und Neidhardt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0069" n="47"/> <fw type="header" place="top">Des erſten Hauptſtuͤcks, dritter Abſchnitt.</fw><lb/> <div n="3"> <head>§. 25.</head><lb/> <p>Wenn es in der Muſik recht <hi rendition="#b">Cromatiſch</hi> <note place="foot" n="(m)">Nachdem die verſchiedenen Tongeſchlechte der Alten abgeaͤnderet worden, ſo<lb/> hat man nur zwo Gattungen erwaͤhlet: Das <hi rendition="#b">natuͤrliche </hi>naͤmlich, <hi rendition="#aq">Genus<lb/> Diatonicum</hi> ſo in ſeinem Gebiethe weder 𝇏 noch ♭ leidet; und das mit (𝇏)<lb/> und (♭) vermiſchte oder <hi rendition="#aq">Genus Cromaticum.</hi></note> zugehet, ſo koͤmmt auch<lb/> oft auf eine nach der Tonart ſchon mit einem (𝇏) verſehene Note noch ein <hi rendition="#b">Die-<lb/> ſis,</hi> welches alſo (☩) oder auch ſo (🞨) angezeiget wird. Folglich muß die<lb/> durch das gewoͤhnliche (𝇏) ſchon vorhin erhoͤhte Note nochmals um einen hal-<lb/> ben Ton erhoͤhet werden. Z. E.<lb/><figure/><lb/> Hier iſt das doppelte (𝇏) im <hi rendition="#b">fis,</hi> welches, nachdem die vielen <hi rendition="#b">Subſemito-<lb/> nien,</hi> folglich die vielen gebrochenen Claviere zur Bequemlichkeit der Cembali-<lb/> ſten aufgehoben und die <hi rendition="#b">Temperatur</hi> erfunden worden, itzt das natuͤrliche (G)<lb/> iſt. Man nimmt aber nicht den dritten Finger, ſondern man ruͤcket ordentlich<lb/> den zweyten vor <note place="foot" n="(n)">Wenn man itzt, da die gebrochnen Claviere auf der Orgel aufgehoben ſind,<lb/> alle Quinten rein ſtimmet; ſo giebt es bey der Fortſchreitung durch die<lb/> uͤbrigen Toͤne eine unertraͤgliche <hi rendition="#b">Diſſonanze.</hi> Man muß demnach temperi-<lb/> ren, das iſt: man muß einer Conſonanze etwas nehmen, der andern aber et-<lb/> was beylegen; man muß ſie ſo eintheilen und die Toͤne ſo gegeneinander ſchwe-<lb/> ben laſſen, daß ſie alle dem Gehoͤr ertraͤglich werden. Und dieß heißt man<lb/> die <hi rendition="#b">Temperatur.</hi> Es waͤre zu weitlaͤuftig alle die mathematiſchen Bemuͤ-<lb/> hungen vieler gelehrten Maͤnner hier <choice><sic>anzufuhren</sic><corr>anzufuͤhren</corr></choice>. Man leſe den <hi rendition="#b"><choice><sic>Sauver</sic><corr>Sauveur</corr></choice>,</hi><lb/> den <hi rendition="#b">Buͤmler, Henfling, Werkmeiſter</hi> und <hi rendition="#b">Neidhardt.</hi></note>. Eben dieß geſchieht bey der doppelten Erniedrigung ei-<lb/> ner Note, welche durch kein beſonderes Zeichen, ſondern nur durch zwey (♭ ♭)<lb/> angezeiget wird. Denn man nimmt auch keinen andern Finger, als den, wel-<lb/> cher ohnehin auf dieſelbe Note faͤllt.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 26.</head><lb/> <p>An dem Ende faſt ieder muſikaliſchen Zeile ſieht man dieſes Zeichen (),<lb/> welches der <hi rendition="#b">Cuſtos Muſikus</hi> genennet und nur hingeſetzet wird die erſte Note<lb/> der folgenden Zeile anzumerken, und hierdurch, ſonderbar in geſchwinden Stuͤ-<lb/> cken, dem Auge einigermaſſen zu Huͤlfe zu kommen.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 27.</head><lb/> <p>Ueber alle hier ſchon beygebrachte muſikaliſche Zeichen, giebt es noch viele<lb/><hi rendition="#b">Kunſtwoͤrter,</hi> die ein Stuͤck nach ſeinem rechten Zeitmaaſe vorzutragen, und<lb/> <fw type="catch" place="bottom">die</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [47/0069]
Des erſten Hauptſtuͤcks, dritter Abſchnitt.
§. 25.
Wenn es in der Muſik recht Cromatiſch (m) zugehet, ſo koͤmmt auch
oft auf eine nach der Tonart ſchon mit einem (𝇏) verſehene Note noch ein Die-
ſis, welches alſo (☩) oder auch ſo (🞨) angezeiget wird. Folglich muß die
durch das gewoͤhnliche (𝇏) ſchon vorhin erhoͤhte Note nochmals um einen hal-
ben Ton erhoͤhet werden. Z. E.
[Abbildung]
Hier iſt das doppelte (𝇏) im fis, welches, nachdem die vielen Subſemito-
nien, folglich die vielen gebrochenen Claviere zur Bequemlichkeit der Cembali-
ſten aufgehoben und die Temperatur erfunden worden, itzt das natuͤrliche (G)
iſt. Man nimmt aber nicht den dritten Finger, ſondern man ruͤcket ordentlich
den zweyten vor (n). Eben dieß geſchieht bey der doppelten Erniedrigung ei-
ner Note, welche durch kein beſonderes Zeichen, ſondern nur durch zwey (♭ ♭)
angezeiget wird. Denn man nimmt auch keinen andern Finger, als den, wel-
cher ohnehin auf dieſelbe Note faͤllt.
§. 26.
An dem Ende faſt ieder muſikaliſchen Zeile ſieht man dieſes Zeichen (),
welches der Cuſtos Muſikus genennet und nur hingeſetzet wird die erſte Note
der folgenden Zeile anzumerken, und hierdurch, ſonderbar in geſchwinden Stuͤ-
cken, dem Auge einigermaſſen zu Huͤlfe zu kommen.
§. 27.
Ueber alle hier ſchon beygebrachte muſikaliſche Zeichen, giebt es noch viele
Kunſtwoͤrter, die ein Stuͤck nach ſeinem rechten Zeitmaaſe vorzutragen, und
die
(m) Nachdem die verſchiedenen Tongeſchlechte der Alten abgeaͤnderet worden, ſo
hat man nur zwo Gattungen erwaͤhlet: Das natuͤrliche naͤmlich, Genus
Diatonicum ſo in ſeinem Gebiethe weder 𝇏 noch ♭ leidet; und das mit (𝇏)
und (♭) vermiſchte oder Genus Cromaticum.
(n) Wenn man itzt, da die gebrochnen Claviere auf der Orgel aufgehoben ſind,
alle Quinten rein ſtimmet; ſo giebt es bey der Fortſchreitung durch die
uͤbrigen Toͤne eine unertraͤgliche Diſſonanze. Man muß demnach temperi-
ren, das iſt: man muß einer Conſonanze etwas nehmen, der andern aber et-
was beylegen; man muß ſie ſo eintheilen und die Toͤne ſo gegeneinander ſchwe-
ben laſſen, daß ſie alle dem Gehoͤr ertraͤglich werden. Und dieß heißt man
die Temperatur. Es waͤre zu weitlaͤuftig alle die mathematiſchen Bemuͤ-
hungen vieler gelehrten Maͤnner hier anzufuͤhren. Man leſe den Sauveur,
den Buͤmler, Henfling, Werkmeiſter und Neidhardt.
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