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Mozart, Leopold: Versuch einer gründlichen Violinschule. Augsburg, 1756.

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Der Einleitung zweyter Abschnitt.
eigentlich ein aus dem hebräischen entsprungenes Wort ist. Denn es heißt so viel
als [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt] nämlich: ein vortreffliches und vollkommenes Werk, welches zur
Ehre Gottes ausgedacht und erfunden worden (c). Der Leser wähle sich, was
ihm beliebt. Jch will nichts entscheiden.

§. 3.

Was können wir denn von der Erfindung und den Erfindern der Ton-
kunst gewisses sagen? Man ist auch in diesem Stücke so uneinig, daß es meh-
rentheils auf Muthmassungen hinaus läuft. Jubal hat das Zeugniß der H.
Schrift für sich: wo er der Vater derjenigen genennet wird, welche auf Ci-
tharn und Orgeln spielten
(d). Und einige glauben, daß nicht Pythago-
ras,
wie man doch sonst vor gewiß (e) behauptet, sondern selbst der Jubal
durch die Hammerschläge seines Bruders des Tubal, welcher ein Schmidt solle
gewesen seyn, die Verschiedenheit der Töne erfunden habe (f). Vor der
Sündflut wird ausser dem Jubal keines Musikverständigen in der H. Schrift
gedacht. Ob nun also die Musik mit der allgemeinen Weltstrafe zu Grunde
gegangen; oder ob nicht Noe (g), oder einer seiner Söhne solche mit sich in
die Arche genommen, davon haben wir keine Nachrichten. Nur das wissen wir,
daß die Egyptier solche erstlich wieder empor gebracht; von welchen sie auf die
Griechen, von diesen aber auf die Lateiner gekommen ist.

§. 4.

Wollen wir die alten und neuen Jnstrumente gegen einander halten? Da
werden wir auf lauter ungewisse Wege gerathen, und immer im Finstern wan-
deln. Wer belehret uns denn, was die ehemaligen Harfen, Citharn, Orgeln,
Leyern, Pfeifen, u. s. f. eigentlich für Jnstrumente gewesen? Wir wollen hören,
was ein ganz neues und kostbares Buch (h) von einem Jnstrumente, dessen

Jubal
(c) Mich. Praetor. Syntagm. Mus. T. I. p. 38.
(d) Genesis IV, 21.
(e) Franchini Gafuri Theorica Musicae, Lib. 1. Cap. 8. Impress. Mediolani 1492.
(f) [Petrus Commestor in Historia Scholastica.] Marg. Phil. L. 5. Tract. 1. C. 4.
Tevo P. 1. C. 11.
(g) Man spricht auch Noah.
(h) Neue Sammlung der merkwürdigsten Reisegeschichten. 2. Buch. 60. Blatt. §. 20.
B 2

Der Einleitung zweyter Abſchnitt.
eigentlich ein aus dem hebraͤiſchen entſprungenes Wort iſt. Denn es heißt ſo viel
als [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt] naͤmlich: ein vortreffliches und vollkommenes Werk, welches zur
Ehre Gottes ausgedacht und erfunden worden (c). Der Leser waͤhle ſich, was
ihm beliebt. Jch will nichts entſcheiden.

§. 3.

Was koͤnnen wir denn von der Erfindung und den Erfindern der Ton-
kunſt gewiſſes ſagen? Man iſt auch in dieſem Stuͤcke ſo uneinig, daß es meh-
rentheils auf Muthmaſſungen hinaus laͤuft. Jubal hat das Zeugniß der H.
Schrift fuͤr ſich: wo er der Vater derjenigen genennet wird, welche auf Ci-
tharn und Orgeln ſpielten
(d). Und einige glauben, daß nicht Pythago-
ras,
wie man doch ſonſt vor gewiß (e) behauptet, ſondern ſelbſt der Jubal
durch die Hammerſchlaͤge ſeines Bruders des Tubal, welcher ein Schmidt ſolle
geweſen ſeyn, die Verſchiedenheit der Toͤne erfunden habe (f). Vor der
Suͤndflut wird auſſer dem Jubal keines Muſikverſtaͤndigen in der H. Schrift
gedacht. Ob nun alſo die Muſik mit der allgemeinen Weltſtrafe zu Grunde
gegangen; oder ob nicht Noe (g), oder einer ſeiner Soͤhne ſolche mit ſich in
die Arche genommen, davon haben wir keine Nachrichten. Nur das wiſſen wir,
daß die Egyptier ſolche erſtlich wieder empor gebracht; von welchen ſie auf die
Griechen, von dieſen aber auf die Lateiner gekommen iſt.

§. 4.

Wollen wir die alten und neuen Jnſtrumente gegen einander halten? Da
werden wir auf lauter ungewiſſe Wege gerathen, und immer im Finſtern wan-
deln. Wer belehret uns denn, was die ehemaligen Harfen, Citharn, Orgeln,
Leyern, Pfeifen, u. ſ. f. eigentlich fuͤr Jnſtrumente geweſen? Wir wollen hoͤren,
was ein ganz neues und koſtbares Buch (h) von einem Jnſtrumente, deſſen

Jubal
(c) Mich. Prætor. Syntagm. Muſ. T. I. p. 38.
(d) Geneſis IV, 21.
(e) Franchini Gafuri Theorica Musicæ, Lib. 1. Cap. 8. Impreſs. Mediolani 1492.
(f) [Petrus Commeſtor in Historia Scholaſtica.] Marg. Phil. L. 5. Tract. 1. C. 4.
Tevo P. 1. C. 11.
(g) Man ſpricht auch Noah.
(h) Neue Sammlung der merkwuͤrdigſten Reiſegeſchichten. 2. Buch. 60. Blatt. §. 20.
B 2
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[11/0033] Der Einleitung zweyter Abſchnitt. eigentlich ein aus dem hebraͤiſchen entſprungenes Wort iſt. Denn es heißt ſo viel als _ naͤmlich: ein vortreffliches und vollkommenes Werk, welches zur Ehre Gottes ausgedacht und erfunden worden (c). Der Leser waͤhle ſich, was ihm beliebt. Jch will nichts entſcheiden. §. 3. Was koͤnnen wir denn von der Erfindung und den Erfindern der Ton- kunſt gewiſſes ſagen? Man iſt auch in dieſem Stuͤcke ſo uneinig, daß es meh- rentheils auf Muthmaſſungen hinaus laͤuft. Jubal hat das Zeugniß der H. Schrift fuͤr ſich: wo er der Vater derjenigen genennet wird, welche auf Ci- tharn und Orgeln ſpielten (d). Und einige glauben, daß nicht Pythago- ras, wie man doch ſonſt vor gewiß (e) behauptet, ſondern ſelbſt der Jubal durch die Hammerſchlaͤge ſeines Bruders des Tubal, welcher ein Schmidt ſolle geweſen ſeyn, die Verſchiedenheit der Toͤne erfunden habe (f). Vor der Suͤndflut wird auſſer dem Jubal keines Muſikverſtaͤndigen in der H. Schrift gedacht. Ob nun alſo die Muſik mit der allgemeinen Weltſtrafe zu Grunde gegangen; oder ob nicht Noe (g), oder einer ſeiner Soͤhne ſolche mit ſich in die Arche genommen, davon haben wir keine Nachrichten. Nur das wiſſen wir, daß die Egyptier ſolche erſtlich wieder empor gebracht; von welchen ſie auf die Griechen, von dieſen aber auf die Lateiner gekommen iſt. §. 4. Wollen wir die alten und neuen Jnſtrumente gegen einander halten? Da werden wir auf lauter ungewiſſe Wege gerathen, und immer im Finſtern wan- deln. Wer belehret uns denn, was die ehemaligen Harfen, Citharn, Orgeln, Leyern, Pfeifen, u. ſ. f. eigentlich fuͤr Jnſtrumente geweſen? Wir wollen hoͤren, was ein ganz neues und koſtbares Buch (h) von einem Jnſtrumente, deſſen Jubal (c) Mich. Prætor. Syntagm. Muſ. T. I. p. 38. (d) Geneſis IV, 21. (e) Franchini Gafuri Theorica Musicæ, Lib. 1. Cap. 8. Impreſs. Mediolani 1492. (f) [Petrus Commeſtor in Historia Scholaſtica.] Marg. Phil. L. 5. Tract. 1. C. 4. Tevo P. 1. C. 11. (g) Man ſpricht auch Noah. (h) Neue Sammlung der merkwuͤrdigſten Reiſegeſchichten. 2. Buch. 60. Blatt. §. 20. B 2

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Zitationshilfe: Mozart, Leopold: Versuch einer gründlichen Violinschule. Augsburg, 1756, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mozart_violinschule_1756/33>, abgerufen am 22.11.2024.