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Mozart, Leopold: Versuch einer gründlichen Violinschule. Augsburg, 1756.

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Der Einleitung zweyter Abschnitt.
Von dem Ursprunge der Musik, und der
musikalischen Jnstrumenten.
§. 1.

Nachdem nun die Wesenheit der Violin erkläret worden, sollte man auch et-
was von dem Ursprunge derselben beybringen; um dem Anfänger die Ab-
kunft seines Jnstruments einigermassen bekannt zu machen. Allein, ie weiter
man in das Alterthum hinein siehet; ie mehr verliert man sich, und geräth auf
ungewisse Spuren. Es liegt fast alles auf ungewissem Grunde; und man fin-
det in der That, mehr fabelhaftes als wahrscheinliches.

§. 2.

Der Musik überhaupts gehet es eben nicht viel besser. Man hat zu dieser
Stunde noch keine vollständige musikalische Historie. Wie viele raufen sich nicht
fast nur um den Namen, Musik? Einige glauben das Wort Musik komme
von den Musen, welche als Göttinnen des Gesanges verehret worden. An-
dere nehmen es vom griechischen modai, welches fleißig nachforschen, und un-
tersuchen heißt. Viele halten dafür, es habe seinen Ursprung von Moys (a),
welches in egyptischer Sprache ein Wasser, und Icos, so eine Wissenschaft be-
deutet (b): daß es also eine bey dem Wasser erfundene Wissenschaft anzeige;
und zwar, weil einige wollen, das Geräusch des Nilflusses habe zur Erfindung
der Musik Anlaß gegeben: denen aber jene widersprechen, die es dem Gesäuse
und Gepfeife des Windes oder dem Gesange der Vögel zuschreiben. Endlich
wird es auch mit gutem Fug von dem griechischen Mousa hergeleitet, welches

eigentlich
(a) Margarita Philosophica, Lib. 5. Musicae speculativae, Tract. 1. Cap. 3 Im-
press. Basileae 1508.
(b) Zacharias Tevo nel suo Musico Testore. P. 2. C. 7. pag. 10. Stamp. in Ve-
nezia 1706.


Der Einleitung zweyter Abſchnitt.
Von dem Urſprunge der Muſik, und der
muſikaliſchen Jnſtrumenten.
§. 1.

Nachdem nun die Weſenheit der Violin erklaͤret worden, ſollte man auch et-
was von dem Urſprunge derſelben beybringen; um dem Anfaͤnger die Ab-
kunft ſeines Jnſtruments einigermaſſen bekannt zu machen. Allein, ie weiter
man in das Alterthum hinein ſiehet; ie mehr verliert man ſich, und geraͤth auf
ungewiſſe Spuren. Es liegt faſt alles auf ungewiſſem Grunde; und man fin-
det in der That, mehr fabelhaftes als wahrſcheinliches.

§. 2.

Der Muſik uͤberhaupts gehet es eben nicht viel beſſer. Man hat zu dieſer
Stunde noch keine vollſtaͤndige muſikaliſche Hiſtorie. Wie viele raufen ſich nicht
faſt nur um den Namen, Muſik? Einige glauben das Wort Muſik komme
von den Muſen, welche als Goͤttinnen des Geſanges verehret worden. An-
dere nehmen es vom griechiſchen μῶδαι, welches fleißig nachforſchen, und un-
terſuchen heißt. Viele halten dafuͤr, es habe ſeinen Urſprung von Moys (a),
welches in egyptiſcher Sprache ein Waſſer, und Icos, ſo eine Wiſſenſchaft be-
deutet (b): daß es alſo eine bey dem Waſſer erfundene Wiſſenſchaft anzeige;
und zwar, weil einige wollen, das Geraͤuſch des Nilfluſſes habe zur Erfindung
der Muſik Anlaß gegeben: denen aber jene widerſprechen, die es dem Geſaͤuſe
und Gepfeife des Windes oder dem Geſange der Voͤgel zuſchreiben. Endlich
wird es auch mit gutem Fug von dem griechiſchen Μοῦσα hergeleitet, welches

eigentlich
(a) Margarita Philoſophica, Lib. 5. Muſicæ ſpeculativæ, Tract. 1. Cap. 3 Im-
preſs. Basileae 1508.
(b) Zacharias Tevo nel ſuo Muſico Teſtore. P. 2. C. 7. pag. 10. Stamp. in Ve-
nezia 1706.
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[10/0032] Der Einleitung zweyter Abſchnitt. Von dem Urſprunge der Muſik, und der muſikaliſchen Jnſtrumenten. §. 1. Nachdem nun die Weſenheit der Violin erklaͤret worden, ſollte man auch et- was von dem Urſprunge derſelben beybringen; um dem Anfaͤnger die Ab- kunft ſeines Jnſtruments einigermaſſen bekannt zu machen. Allein, ie weiter man in das Alterthum hinein ſiehet; ie mehr verliert man ſich, und geraͤth auf ungewiſſe Spuren. Es liegt faſt alles auf ungewiſſem Grunde; und man fin- det in der That, mehr fabelhaftes als wahrſcheinliches. §. 2. Der Muſik uͤberhaupts gehet es eben nicht viel beſſer. Man hat zu dieſer Stunde noch keine vollſtaͤndige muſikaliſche Hiſtorie. Wie viele raufen ſich nicht faſt nur um den Namen, Muſik? Einige glauben das Wort Muſik komme von den Muſen, welche als Goͤttinnen des Geſanges verehret worden. An- dere nehmen es vom griechiſchen μῶδαι, welches fleißig nachforſchen, und un- terſuchen heißt. Viele halten dafuͤr, es habe ſeinen Urſprung von Moys (a), welches in egyptiſcher Sprache ein Waſſer, und Icos, ſo eine Wiſſenſchaft be- deutet (b): daß es alſo eine bey dem Waſſer erfundene Wiſſenſchaft anzeige; und zwar, weil einige wollen, das Geraͤuſch des Nilfluſſes habe zur Erfindung der Muſik Anlaß gegeben: denen aber jene widerſprechen, die es dem Geſaͤuſe und Gepfeife des Windes oder dem Geſange der Voͤgel zuſchreiben. Endlich wird es auch mit gutem Fug von dem griechiſchen Μοῦσα hergeleitet, welches eigentlich (a) Margarita Philoſophica, Lib. 5. Muſicæ ſpeculativæ, Tract. 1. Cap. 3 Im- preſs. Basileae 1508. (b) Zacharias Tevo nel ſuo Muſico Teſtore. P. 2. C. 7. pag. 10. Stamp. in Ve- nezia 1706.

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Zitationshilfe: Mozart, Leopold: Versuch einer gründlichen Violinschule. Augsburg, 1756, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mozart_violinschule_1756/32>, abgerufen am 24.11.2024.