wichtige Bekenntniss einfliessen: "Wann es Wahrheit ist, dass die vollkommenste Regie- rungsform ein wohl verwaltetes Königthum ist, so ist es nicht minder gewiss, dass die Repub- liken den Zwek ihrer Verfassung viel geschwin- der erreicht und sich dabey weit besser erhal- ten haben, weil die guten Könige mit Tod abgehen, weise Geseze aber unsterblich sind".
Hingegen ist auch kein Mensch, selbst der nicht, so unter dem Schwerdt der Gerechtig- keit fällt, so schlecht, so tief gesunken, so ruchlos und verworfen, an dem nicht noch Ei- ne gute Eigenschaft zu finden, an dem nicht noch Eine Spur zu entdecken wäre, dass auch Er einst nach dem Bilde Gottes, so sehr auch immer die Züge verlöscht und verwischt wä- ren, geschaffen sey.
Um wie viel mehr gilt dieses von denen durch die blosse hergebrachte Rechte der Geburt oder durch erkünstelte Wahlbestimmten Haüptern und Herrschern grosser und kleiner Völker.
Um die Resultate noch genauer und zusam- menhangender darzulegen, so ist ausgemacht:
Es giebt keinen vollkommenen Menschen, folglich auch keinen vollkommenen Fürsten.
wichtige Bekenntniſs einfliessen: „Wann es Wahrheit ist, daſs die vollkommenste Regie- rungsform ein wohl verwaltetes Königthum ist, so ist es nicht minder gewiſs, daſs die Repub- liken den Zwek ihrer Verfassung viel geschwin- der erreicht und sich dabey weit besser erhal- ten haben, weil die guten Könige mit Tod abgehen, weise Geseze aber unsterblich sind„.
Hingegen ist auch kein Mensch, selbst der nicht, so unter dem Schwerdt der Gerechtig- keit fällt, so schlecht, so tief gesunken, so ruchlos und verworfen, an dem nicht noch Ei- ne gute Eigenschaft zu finden, an dem nicht noch Eine Spur zu entdecken wäre, daſs auch Er einst nach dem Bilde Gottes, so sehr auch immer die Züge verlöscht und verwischt wä- ren, geschaffen sey.
Um wie viel mehr gilt dieses von denen durch die bloſse hergebrachte Rechte der Geburt oder durch erkünstelte Wahlbestimmten Haüptern und Herrschern groſser und kleiner Völker.
Um die Resultate noch genauer und zusam- menhangender darzulegen, so ist ausgemacht:
Es giebt keinen vollkommenen Menschen, folglich auch keinen vollkommenen Fürsten.
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wichtige Bekenntniſs einfliessen: „Wann es
Wahrheit ist, daſs die vollkommenste Regie-
rungsform ein wohl verwaltetes Königthum ist,
so ist es nicht minder gewiſs, daſs die Repub-
liken den Zwek ihrer Verfassung viel geschwin-
der erreicht und sich dabey weit besser erhal-
ten haben, weil die guten Könige mit Tod
abgehen, weise Geseze aber unsterblich sind„.
Hingegen ist auch kein Mensch, selbst der
nicht, so unter dem Schwerdt der Gerechtig-
keit fällt, so schlecht, so tief gesunken, so
ruchlos und verworfen, an dem nicht noch Ei-
ne gute Eigenschaft zu finden, an dem nicht
noch Eine Spur zu entdecken wäre, daſs auch
Er einst nach dem Bilde Gottes, so sehr auch
immer die Züge verlöscht und verwischt wä-
ren, geschaffen sey.
Um wie viel mehr gilt dieses von denen durch
die bloſse hergebrachte Rechte der Geburt oder
durch erkünstelte Wahlbestimmten Haüptern und
Herrschern groſser und kleiner Völker.
Um die Resultate noch genauer und zusam-
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Es giebt keinen vollkommenen Menschen,
folglich auch keinen vollkommenen Fürsten.
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/75>, abgerufen am 23.11.2024.
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