ner Zeit, den weder die Spottgeissel des be- kannten Pater Abrahams von S. Clara aus sei- nem Seelen-Schlaf erwecken, noch die Sturm- glocke auf St. Stephan zu Wien erschüttern konnte.
Ueberhaupt ist, wenn man von der Gedult der Könige und Fürsten sprechen will, von kei- nen Leiden, Beschwerden, Ungemächlichkei- ten, u. s. w. die Rede, die sie als Menschen entweder selbst auszustehen, oder mit andern Erden-Söhnen gemein haben, sondern nur von solchen, die sie als Herrscher berühren, und sie von wegen führenden Regenten-Amts zu tra- gen und zu dulden haben. Wie viele, Grosse und Kleine, würden sich zu allen Zeiten alsdann in dem Fall befinden, dem König Friedrich II. in Preussen das Wort nachzusprechen: Ich bin nicht König für mein Vergnügen! Wie viele Bände könnte man damit anfüllen, wenn man nur aus der Geschichte des Regenten-Lebens etlicher Könige oder Fürsten die Thatsachen ih- rer Gedult mit würklichen Beyspielen belegen wollte. Dieses würde eine eigene, hieher nicht gehörige, weitläuftige Abhandlung erfordern. Um aber doch nur mit einigen Pinselstrichen die Wichtigkeit und Gerechtigkeit des Lobes
ner Zeit, den weder die Spottgeissel des be- kannten Pater Abrahams von S. Clara aus sei- nem Seelen-Schlaf erwecken, noch die Sturm- glocke auf St. Stephan zu Wien erschüttern konnte.
Ueberhaupt ist, wenn man von der Gedult der Könige und Fürsten sprechen will, von kei- nen Leiden, Beschwerden, Ungemächlichkei- ten, u. s. w. die Rede, die sie als Menschen entweder selbst auszustehen, oder mit andern Erden-Söhnen gemein haben, sondern nur von solchen, die sie als Herrscher berühren, und sie von wegen führenden Regenten-Amts zu tra- gen und zu dulden haben. Wie viele, Groſse und Kleine, würden sich zu allen Zeiten alsdann in dem Fall befinden, dem König Friedrich II. in Preussen das Wort nachzusprechen: Ich bin nicht König für mein Vergnügen! Wie viele Bände könnte man damit anfüllen, wenn man nur aus der Geschichte des Regenten-Lebens etlicher Könige oder Fürsten die Thatsachen ih- rer Gedult mit würklichen Beyspielen belegen wollte. Dieses würde eine eigene, hieher nicht gehörige, weitläuftige Abhandlung erfordern. Um aber doch nur mit einigen Pinselstrichen die Wichtigkeit und Gerechtigkeit des Lobes
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ner Zeit, den weder die Spottgeissel des be-
kannten Pater Abrahams von S. Clara aus sei-
nem Seelen-Schlaf erwecken, noch die Sturm-
glocke auf St. Stephan zu Wien erschüttern
konnte.
Ueberhaupt ist, wenn man von der Gedult
der Könige und Fürsten sprechen will, von kei-
nen Leiden, Beschwerden, Ungemächlichkei-
ten, u. s. w. die Rede, die sie als Menschen
entweder selbst auszustehen, oder mit andern
Erden-Söhnen gemein haben, sondern nur von
solchen, die sie als Herrscher berühren, und
sie von wegen führenden Regenten-Amts zu tra-
gen und zu dulden haben. Wie viele, Groſse und
Kleine, würden sich zu allen Zeiten alsdann in
dem Fall befinden, dem König Friedrich II. in
Preussen das Wort nachzusprechen: Ich bin
nicht König für mein Vergnügen! Wie viele
Bände könnte man damit anfüllen, wenn man
nur aus der Geschichte des Regenten-Lebens
etlicher Könige oder Fürsten die Thatsachen ih-
rer Gedult mit würklichen Beyspielen belegen
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/157>, abgerufen am 23.11.2024.
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