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Moser, Johann Jacob: Abgenöthigte Beleuchtung der Ignorantz und vielfältigen Unwahrheiten. [s. l.], 1731.

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Rahte am ordentlichen Rahts-Tage, da vermuhtlich der Raht in pleno versammlet wä-
re, und zwar nur 3. Tage vor der Wahl zu insinuiren, einige Herren des Rahts solches
merckende, kamen auf Verbohtung des regierenden Hrn. Bürgermeisters Dörrien wie
sonst gebräuchlich nicht zum Rahts-Tage, ein- und ander gab vor, kranck zu seyn, andere
absentirten sich, etwa vermeynende: Wären sie absentes, könten sie ihren Adhaerenten zu
Gefalle der Bürgerschafft in ihrem Gesuch kein Gehör geben, hierauf wurden von dem
Hrn. Bürgermeister diejenigen Herren des Rahts so gehen und stehen konten, auf Ansu-
chen der versammleten Bürgerschafft durch den Bürgerbotten nochmahls zum Rahts- und
Gerichts-Tage zu Rahthaus zu erscheinen angemahnet, aber umfonst, sie wolten nicht er-
scheinen, da selbige doch gerne kommen, wann sie am Rahts-Wahl-Tage von der Bür-
gerschafft durch den Bürgerbotten zu Rahthaus gefordert und entbohten werden, oder
wann ihnen augemeldet wird, ihr Salarium abzuholen. Also waren nun 4. Herren des
Rahts praesentes, aber 5. Herren absentes, wurde also beliebet: daß einige Bürgere mit
der Supplicae an die absentes gehen solten, und selbige produciren, sie könten nach Belie-
ben, darauf Ja oder Nein, ob sie der Bürger Gesuch deferiren wolten oder nicht, Reso-
lution
geben, sind also von der anwesenden Bürgerschafft, aus jeder Beuerschafft 4. Bür-
gere benebst dem Bürgerbotten nomine Senataus praesentis, ernennet, welche mit der Sup-
plique
an die Herren gehen musten, und wird keiner von denenselben in Ewigkeit erweisen
können, daß sie ihr fiat zu geben gezwungen worden sind. Es hat sich aber ein Rahts-
Mit-Glied nahmentlich Haneboht mit Ungestüm hiergegen opponiret, und die deputirte
12. Bürgere dergestalt angeschnarchet und gesagt: Was wollet ihr Kerls, was molesti-
ret ihr mich auf dem Meinigen (den Garten meynend) als nun ein- oder ander von denen
Deputatis ihn in Güte anredete, vermochte es doch nichts zu effectuiren, brach mit Schimpff-
Worten heraus, f. v. Nase-Wassere, Reckels, Canaillen scheret mir vom Garten, es ist
eine gezwungene Wahl, worauf geantwortet wurde s. h. das sagt ein Schelm, worauf er
die Bürgerschafft durch Hülffe seiner Tochter (Boden Frau) mit noch mehr Schmäh-
Worten und boshaftigen Anschreyen abgewiesen. Ein solches Verfahren nun wurde zu
Rahthaus durch abgeordnete Bürgerschafft klagend vorgestellet und gebehten denselben,
bis er mit der Bürgerschafft seine Sache ausgemacht, und erwiesen, daß es eine erzwun-
gene Prediger-Wahl sey, ab officio zu suspendiren, welches dann geschehen ist, (daher
wurde er ad proponendum folgendes Tages nicht admittiret, besondern gleich anfänglich
in seiner unwahren Vorstellung um demehr behindert;) Hierauf ließ selbigen Tag Abends
wider Willen des regierenden Hrn. Bürgermeisters Dörrien der Segger Heiderman die
gantze Bürgerschafft zu Rahthaus unausbleiblich folgenden Tages zu erscheinen verbohten,
daß die Bürger aufm Rahthaus sich solten berucken, damit Frede in der KERCKEN
wäre, durch das BERUCKEN ist der Arrest der sechs klagenden Mitbürgere herkom-
men, indem deren bösliche Redens-Arten von dem damahligen Candidato, nunmehrigen
Pastore Hartung und Hrn. Altermann Bartels, der Bürgerschafft kund worden, allsolche
bösliche Redens-Arten und unverantwortliches Verfahren nun ferner zu behinderen, und
von Löblicher Bürgerschafft die Sache aufm nächsten Rahts-Tag ordentlich dem E. E.
Raht dahier vorgestellet zu werden beliebet, auch umdemehr Unheyl und Unglück zu hinter-
treiben, bis dahin die Arrestanten in bürgerlichen Gehorsam zu behalten; Als nun deßfalls
verschiedene Mandata von Sr. Bischöfflichen Gnaden Unserm gnädigsten Dom-Probst
und gehuldigten Ober-Herrn, E. E. Raht eingesandt, hat Bürgerschafft so wohl münd-als
schrifftlich anersuchet, E. E. Raht möchte belieben fordersamst an Sr. Bischöfflichen Gna-
den von Verlauff der Sache, unterthänigen Bericht abzustatten.

Solchemnach nehmen wir Bürgerschafft in aller Unterthänigkeit unser zuversichtliches
Vertrauen zu Jhro Bischöffl. Dom-Probsteyl. Gnaden angebohrnen hohen Dexterite
und Gnade, Jhro gnädigst geruhen wollen, E. E. Rahte der Neustadt als auch uns Bür-
gerschafft Dero hohen (anitzo leyder! durch ungleichen Bericht abgewandten) Gnade,
hinwiederum gnädigst verleihen, und uns sämtlich bey wohl hergebrachter Freyheit und
Gerechtigkeit manuteniren und in Gnaden uns dabey zu erhalten, auch in keine Wege
weder in Politicis nach Ecclesiasticis per directum vel indirectum dabey kräncken und
beeinträchtigen zu lassen, desuper humillime implorando.

Communicetur denen 6. incarcerirt gewesen, um ihre dawider etwa habende Noht-
durfft in denen Nächsten 14. Tagen einzubringen.

Nemhardt.

Rahte am ordentlichen Rahts-Tage, da vermuhtlich der Raht in pleno verſammlet waͤ-
re, und zwar nur 3. Tage vor der Wahl zu inſinuiren, einige Herren des Rahts ſolches
merckende, kamen auf Verbohtung des regierenden Hrn. Buͤrgermeiſters Doͤrrien wie
ſonſt gebraͤuchlich nicht zum Rahts-Tage, ein- und ander gab vor, kranck zu ſeyn, andere
abſentirten ſich, etwa vermeynende: Waͤren ſie abſentes, koͤnten ſie ihren Adhærenten zu
Gefalle der Buͤrgerſchafft in ihrem Geſuch kein Gehoͤr geben, hierauf wurden von dem
Hrn. Buͤrgermeiſter diejenigen Herren des Rahts ſo gehen und ſtehen konten, auf Anſu-
chen der verſammleten Buͤrgerſchafft durch den Buͤrgerbotten nochmahls zum Rahts- und
Gerichts-Tage zu Rahthaus zu erſcheinen angemahnet, aber umfonſt, ſie wolten nicht er-
ſcheinen, da ſelbige doch gerne kommen, wann ſie am Rahts-Wahl-Tage von der Buͤr-
gerſchafft durch den Buͤrgerbotten zu Rahthaus gefordert und entbohten werden, oder
wann ihnen augemeldet wird, ihr Salarium abzuholen. Alſo waren nun 4. Herren des
Rahts præſentes, aber 5. Herren abſentes, wurde alſo beliebet: daß einige Buͤrgere mit
der Supplicæ an die abſentes gehen ſolten, und ſelbige produciren, ſie koͤnten nach Belie-
ben, darauf Ja oder Nein, ob ſie der Buͤrger Geſuch deferiren wolten oder nicht, Reſo-
lution
geben, ſind alſo von der anweſenden Buͤrgerſchafft, aus jeder Beuerſchafft 4. Buͤr-
gere benebſt dem Buͤrgerbotten nomine Senatûs præſentis, ernennet, welche mit der Sup-
plique
an die Herren gehen muſten, und wird keiner von denenſelben in Ewigkeit erweiſen
koͤnnen, daß ſie ihr fiat zu geben gezwungen worden ſind. Es hat ſich aber ein Rahts-
Mit-Glied nahmentlich Haneboht mit Ungeſtuͤm hiergegen opponiret, und die deputirte
12. Buͤrgere dergeſtalt angeſchnarchet und geſagt: Was wollet ihr Kerls, was moleſti-
ret ihr mich auf dem Meinigen (den Garten meynend) als nun ein- oder ander von denen
Deputatis ihn in Guͤte anredete, vermochte es doch nichts zu effectuiren, brach mit Schimpff-
Worten heraus, f. v. Naſe-Waſſere, Reckels, Canaillen ſcheret mir vom Garten, es iſt
eine gezwungene Wahl, worauf geantwortet wurde ſ. h. das ſagt ein Schelm, worauf er
die Buͤrgerſchafft durch Huͤlffe ſeiner Tochter (Boden Frau) mit noch mehr Schmaͤh-
Worten und boshaftigen Anſchreyen abgewieſen. Ein ſolches Verfahren nun wurde zu
Rahthaus durch abgeordnete Buͤrgerſchafft klagend vorgeſtellet und gebehten denſelben,
bis er mit der Buͤrgerſchafft ſeine Sache ausgemacht, und erwieſen, daß es eine erzwun-
gene Prediger-Wahl ſey, ab officio zu ſuſpendiren, welches dann geſchehen iſt, (daher
wurde er ad proponendum folgendes Tages nicht admittiret, beſondern gleich anfaͤnglich
in ſeiner unwahren Vorſtellung um demehr behindert;) Hierauf ließ ſelbigen Tag Abends
wider Willen des regierenden Hrn. Buͤrgermeiſters Doͤrrien der Segger Heiderman die
gantze Buͤrgerſchafft zu Rahthaus unausbleiblich folgenden Tages zu erſcheinen verbohten,
daß die Buͤrger aufm Rahthaus ſich ſolten berucken, damit Frede in der KERCKEN
waͤre, durch das BERUCKEN iſt der Arreſt der ſechs klagenden Mitbuͤrgere herkom-
men, indem deren boͤsliche Redens-Arten von dem damahligen Candidato, nunmehrigen
Paſtore Hartung und Hrn. Altermann Bartels, der Buͤrgerſchafft kund worden, allſolche
boͤsliche Redens-Arten und unverantwortliches Verfahren nun ferner zu behinderen, und
von Loͤblicher Buͤrgerſchafft die Sache aufm naͤchſten Rahts-Tag ordentlich dem E. E.
Raht dahier vorgeſtellet zu werden beliebet, auch umdemehr Unheyl und Ungluͤck zu hinter-
treiben, bis dahin die Arreſtanten in buͤrgerlichen Gehorſam zu behalten; Als nun deßfalls
verſchiedene Mandata von Sr. Biſchoͤfflichen Gnaden Unſerm gnaͤdigſten Dom-Probſt
und gehuldigten Ober-Herrn, E. E. Raht eingeſandt, hat Buͤrgerſchafft ſo wohl muͤnd-als
ſchrifftlich anerſuchet, E. E. Raht moͤchte belieben forderſamſt an Sr. Biſchoͤfflichen Gna-
den von Verlauff der Sache, unterthaͤnigen Bericht abzuſtatten.

Solchemnach nehmen wir Buͤrgerſchafft in aller Unterthaͤnigkeit unſer zuverſichtliches
Vertrauen zu Jhro Biſchoͤffl. Dom-Probſteyl. Gnaden angebohrnen hohen Dexterité
und Gnade, Jhro gnaͤdigſt geruhen wollen, E. E. Rahte der Neuſtadt als auch uns Buͤr-
gerſchafft Dero hohen (anitzo leyder! durch ungleichen Bericht abgewandten) Gnade,
hinwiederum gnaͤdigſt verleihen, und uns ſaͤmtlich bey wohl hergebrachter Freyheit und
Gerechtigkeit manuteniren und in Gnaden uns dabey zu erhalten, auch in keine Wege
weder in Politicis nach Eccleſiaſticis per directum vel indirectum dabey kraͤncken und
beeintraͤchtigen zu laſſen, deſuper humillimè implorando.

Communicetur denen 6. incarcerirt geweſen, um ihre dawider etwa habende Noht-
durfft in denen Naͤchſten 14. Tagen einzubringen.

Nemhardt.
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[14/0056] Rahte am ordentlichen Rahts-Tage, da vermuhtlich der Raht in pleno verſammlet waͤ- re, und zwar nur 3. Tage vor der Wahl zu inſinuiren, einige Herren des Rahts ſolches merckende, kamen auf Verbohtung des regierenden Hrn. Buͤrgermeiſters Doͤrrien wie ſonſt gebraͤuchlich nicht zum Rahts-Tage, ein- und ander gab vor, kranck zu ſeyn, andere abſentirten ſich, etwa vermeynende: Waͤren ſie abſentes, koͤnten ſie ihren Adhærenten zu Gefalle der Buͤrgerſchafft in ihrem Geſuch kein Gehoͤr geben, hierauf wurden von dem Hrn. Buͤrgermeiſter diejenigen Herren des Rahts ſo gehen und ſtehen konten, auf Anſu- chen der verſammleten Buͤrgerſchafft durch den Buͤrgerbotten nochmahls zum Rahts- und Gerichts-Tage zu Rahthaus zu erſcheinen angemahnet, aber umfonſt, ſie wolten nicht er- ſcheinen, da ſelbige doch gerne kommen, wann ſie am Rahts-Wahl-Tage von der Buͤr- gerſchafft durch den Buͤrgerbotten zu Rahthaus gefordert und entbohten werden, oder wann ihnen augemeldet wird, ihr Salarium abzuholen. Alſo waren nun 4. Herren des Rahts præſentes, aber 5. Herren abſentes, wurde alſo beliebet: daß einige Buͤrgere mit der Supplicæ an die abſentes gehen ſolten, und ſelbige produciren, ſie koͤnten nach Belie- ben, darauf Ja oder Nein, ob ſie der Buͤrger Geſuch deferiren wolten oder nicht, Reſo- lution geben, ſind alſo von der anweſenden Buͤrgerſchafft, aus jeder Beuerſchafft 4. Buͤr- gere benebſt dem Buͤrgerbotten nomine Senatûs præſentis, ernennet, welche mit der Sup- plique an die Herren gehen muſten, und wird keiner von denenſelben in Ewigkeit erweiſen koͤnnen, daß ſie ihr fiat zu geben gezwungen worden ſind. Es hat ſich aber ein Rahts- Mit-Glied nahmentlich Haneboht mit Ungeſtuͤm hiergegen opponiret, und die deputirte 12. Buͤrgere dergeſtalt angeſchnarchet und geſagt: Was wollet ihr Kerls, was moleſti- ret ihr mich auf dem Meinigen (den Garten meynend) als nun ein- oder ander von denen Deputatis ihn in Guͤte anredete, vermochte es doch nichts zu effectuiren, brach mit Schimpff- Worten heraus, f. v. Naſe-Waſſere, Reckels, Canaillen ſcheret mir vom Garten, es iſt eine gezwungene Wahl, worauf geantwortet wurde ſ. h. das ſagt ein Schelm, worauf er die Buͤrgerſchafft durch Huͤlffe ſeiner Tochter (Boden Frau) mit noch mehr Schmaͤh- Worten und boshaftigen Anſchreyen abgewieſen. Ein ſolches Verfahren nun wurde zu Rahthaus durch abgeordnete Buͤrgerſchafft klagend vorgeſtellet und gebehten denſelben, bis er mit der Buͤrgerſchafft ſeine Sache ausgemacht, und erwieſen, daß es eine erzwun- gene Prediger-Wahl ſey, ab officio zu ſuſpendiren, welches dann geſchehen iſt, (daher wurde er ad proponendum folgendes Tages nicht admittiret, beſondern gleich anfaͤnglich in ſeiner unwahren Vorſtellung um demehr behindert;) Hierauf ließ ſelbigen Tag Abends wider Willen des regierenden Hrn. Buͤrgermeiſters Doͤrrien der Segger Heiderman die gantze Buͤrgerſchafft zu Rahthaus unausbleiblich folgenden Tages zu erſcheinen verbohten, daß die Buͤrger aufm Rahthaus ſich ſolten berucken, damit Frede in der KERCKEN waͤre, durch das BERUCKEN iſt der Arreſt der ſechs klagenden Mitbuͤrgere herkom- men, indem deren boͤsliche Redens-Arten von dem damahligen Candidato, nunmehrigen Paſtore Hartung und Hrn. Altermann Bartels, der Buͤrgerſchafft kund worden, allſolche boͤsliche Redens-Arten und unverantwortliches Verfahren nun ferner zu behinderen, und von Loͤblicher Buͤrgerſchafft die Sache aufm naͤchſten Rahts-Tag ordentlich dem E. E. Raht dahier vorgeſtellet zu werden beliebet, auch umdemehr Unheyl und Ungluͤck zu hinter- treiben, bis dahin die Arreſtanten in buͤrgerlichen Gehorſam zu behalten; Als nun deßfalls verſchiedene Mandata von Sr. Biſchoͤfflichen Gnaden Unſerm gnaͤdigſten Dom-Probſt und gehuldigten Ober-Herrn, E. E. Raht eingeſandt, hat Buͤrgerſchafft ſo wohl muͤnd-als ſchrifftlich anerſuchet, E. E. Raht moͤchte belieben forderſamſt an Sr. Biſchoͤfflichen Gna- den von Verlauff der Sache, unterthaͤnigen Bericht abzuſtatten. Solchemnach nehmen wir Buͤrgerſchafft in aller Unterthaͤnigkeit unſer zuverſichtliches Vertrauen zu Jhro Biſchoͤffl. Dom-Probſteyl. Gnaden angebohrnen hohen Dexterité und Gnade, Jhro gnaͤdigſt geruhen wollen, E. E. Rahte der Neuſtadt als auch uns Buͤr- gerſchafft Dero hohen (anitzo leyder! durch ungleichen Bericht abgewandten) Gnade, hinwiederum gnaͤdigſt verleihen, und uns ſaͤmtlich bey wohl hergebrachter Freyheit und Gerechtigkeit manuteniren und in Gnaden uns dabey zu erhalten, auch in keine Wege weder in Politicis nach Eccleſiaſticis per directum vel indirectum dabey kraͤncken und beeintraͤchtigen zu laſſen, deſuper humillimè implorando. Communicetur denen 6. incarcerirt geweſen, um ihre dawider etwa habende Noht- durfft in denen Naͤchſten 14. Tagen einzubringen. Nemhardt.

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Zitationshilfe: Moser, Johann Jacob: Abgenöthigte Beleuchtung der Ignorantz und vielfältigen Unwahrheiten. [s. l.], 1731, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_beleuchtung_1731/56>, abgerufen am 24.11.2024.